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Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall
Autoren: Pierre Emme
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wirklich verknallt in die Kleine sein. ›Auf dem Heimweg‹, da lachen ja die Hühner.«
    »Es ist doch völlig irrelevant für die Sache selbst, dass Lorenzo einen Umweg auf sich genommen hat, um die Pizza selbst zuzustellen«, wandte Palinski ein.
    »Nicht unbedingt«, entgegnete Grissly, »immerhin ist das ein knallhartes Indiz dafür, dass der junge Mann einen weiteren Grund gehabt haben muss, die Lieferung selbst auszuführen. Er hatte also etwas vor. Doch was? Vielleicht Herrn Sanders umzubringen? Oder war sonst keine Möglichkeit mehr gegeben, die Bestellung zu erledigen?«
    »Bist du jetzt Lorenzos Anwalt oder nicht?« Palinski war fast ein wenig sauer. Der ehemalige Schüler und nunmehrige Starverteidiger führte sich auf wie der Staatsanwalt.
    »Erstens habe ich das Mandat noch nicht übernommen«, stellte Dr. Griesbach fest, »aber das ist nur ein formeller Einwand. Zweitens, und das ist eines meiner wichtigsten Prinzipien: Die unangenehmsten Fragen, die meinem Mandanten gestellt werden, kommen von mir. Und von sonst niemandem. Damit bin ich bisher sehr gut gefahren. Ist das klar?«
    Klar war das klar, und nicht nur das. Es war auch von bestechender Logik. Etwas widerwillig zwar, musste Palinski doch zugeben, dass er vielleicht nach wie vor ein leidlich guter Rechtstheoretiker war, was die Praxis betraf, aber ein absolutes Armutschkerl.
    »Aber du wirst das Mandat übernehmen?«, fragte Palinski und hoffte, damit gleichzeitig seine taktische Blindheit zu überspielen.
    »Wir werden sehen«, Grissly ließ sich nicht vorzeitig festnageln. »Jetzt aber weiter im Text: Marika Sanders hat ihm dann die Tür geöffnet und ihn ins Haus gebeten. Ein weiteres Zeichen dafür, dass da mehr am Laufen war als eine reine Speisenauslieferung.«
    »Ja«, stimmte Palinski zu, »die beiden haben sich quasi übers Pizzazustellen kennengelernt und sympathisch gefunden. Sie sind ein-, zweimal auch außerhalb des Hauses aufeinandergetroffen. Aber weiter als bis zu dem unverbindlichen Du, das bei dieser Generation ja durchaus üblich ist, sind sie noch nicht gekommen.«
    »Es besteht also keine sexuelle Beziehung zwischen den beiden«, stellte Grissly fest und machte sich eine Notiz.
    »Laut Lorenzo nein«, antwortete Palinski. »Er hat ihr angeblich noch nicht einmal ein kameradschaftliches Busserl gegeben.«
    »Gut«, der Anwalt schien zufrieden. »In der Küche fordert diese Marika Lorenzo auf, Platz zu nehmen, da sie erst das Geld holen muss. Und sie bietet ihm ein Glas Wein an. Hat Lorenzo dabei die Jacke, in der man später dieses Fläschchen bislang unbekannten Inhalts gefunden hat, weiter getragen oder ausgezogen? Und falls er die Jacke nicht mehr anhatte, wo hat sie sich während seines Aufenthaltes in der Küche befunden?«
    Falls der Begriff ›überfragt‹ jemals zugetroffen hatte, dann hier und jetzt. Palinski saß da wie vom Donner gerührt und hatte einen leeren Kopf. Dass so etwas von Keine-Ahnung-Haben überhaupt möglich war, war für ihn keine sehr erbauliche Erkenntnis.
    Dabei war ihm die Bedeutung der Antworten auf diese Fragen nur zu klar. »Tut mir leid, aber das weiß ich nicht.« Er wollte das Versäumnis rasch wiedergutmachen. »Wenn du willst, kann ich aber versuchen, noch heute mit Lorenzo zu sprechen.«
    »Nein, lass nur«, Grissly winkte ab. »Wenn, dann unterhalte ich mich gleich selbst mit dem jungen Mann. Wie lange ist Lorenzo in der Küche sitzen geblieben?«
    »Also auf die Minute genau weiß ich das nicht, aber immerhin hat es für ein Glas Wein gereicht«, antwortete Palinski. »Als Marika ihm nachschenken wollte, hat er abgelehnt, weil er ja mit dem Auto unterwegs war.« Er überlegte. »So, wie Lorenzo es geschildert hat, würde ich sagen, vielleicht 20 Minuten.«
    »Und war diese Marika die ganze Zeit bei ihm in der Küche?«
    »Einmal soll sie mit der Pizza hinausgegangen sein«, erinnerte sich Palinski. »Dann später erneut, um das Geld zu holen. Sie ist mit einem brandneuen Fünfziger wiedergekommen und hat damit bezahlt.«
    »Gut«, der Anwalt wirkte nachdenklich und schrieb wieder etwas in seinen Notizblock. »Danach ist Lorenzo sofort gegangen?«
    »Na, vielleicht hat er noch sein Glas ausgetrunken«, wandte Palinski ein, »so genau weiß ich das nicht. Aber zumindest bald darauf.«
    »Okay. Und wie lautet jetzt die Version der Marika Sanders?« Grissly blätterte um und begann eine neue Seite.
    »Das hat mich Franka Wallner nicht wissen lassen«, bedauerte Palinski. »Nur so viel,
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