Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Pizza Letale: Palinskis elfter Fall

Titel: Pizza Letale: Palinskis elfter Fall
Autoren: Pierre Emme
Vom Netzwerk:
Spurensicherung und der Gerichtsmedizin einige dringende Fragen aufgeworfen hatten, war es nur logisch, dass die Polizei kurz vor 10 Uhr in Mamma Marias Pasta- und Pizza-Premium-Service erschienen war, um diese auch zu stellen.

     
    *

     
    Hinter dem Chronikteil der Wiener Zeiten versteckt, verfolgte Palinski gebannt den primitiv-erotischen Small Talk am Nebentisch. Was ihn besonders faszinierte, war der beiläufige, völlig gleichbleibende Plauderton, in dem die beiden über ihren letzten Orgasmus diskutierten. Wie andere über das Fernsehprogramm oder die neue Wohnzimmereinrichtung von der Mama.
    Gemeint damit war offenbar Lous Mutter, die, wie sich gleich darauf herausstellte, und jetzt wurde es wirklich interessant, gleichzeitig mit Simmi verheiratet war. Und das seit mehr als drei Jahren.
    Und dazu immer wieder dieses frankophile ›n’est-ce pas‹, das der Mann automatisch und meistens völlig sinnlos fast jedem zweiten Satz folgen ließ.
    Palinski fühlte, wie seine Ohren vor Aufregung ganz heiß wurden, ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie sich knallrot gefärbt haben mussten.
    Aber es kam viel dicker, wie sich gleich zeigen sollte.
    »Oje, oje«, meinte Lou plötzlich, nachdem sie einen Blick auf ihre Armbanduhr riskiert hatte. »Den Termin habe ich jetzt verpasst. Bis 10 Uhr schaffe ich es nicht mehr ins Allgemeine Krankenhaus.«
    Richtig, fand auch Palinski, der hinter der Zeitung ebenfalls einen Blick auf seine Uhr geworfen hatte. Fünf Minuten vor 10, das ging sich nie im Leben aus.
    »Ach, hast du den Termin für die Abtreibung heute?«, wollte Simmi jetzt wissen. »Und den hast du verpasst? Das ist aber schlecht, n’est-ce pas? Na ja, eigentlich wäre der Eingriff nach der Torte ohnehin unmöglich gewesen, glaub ich. Man muss ja nüchtern sein, n’est-ce pas?«
    »Daran habe ich gar nicht gedacht. Na ja, ist ja erst die elfte Woche«, entgegnete Lou. »Da habe ich noch ein bisserl Zeit.«
    »Aber nicht verschlampen, n’est-ce pas?«, mahnte Simmi. »Stell dir vor, deine Mutter erfährt davon, was glaubst du, was die mit dir macht?« Er blickte sie neugierig an. »Woher hast du eigentlich das Geld dafür?«
    »Das hat mir die Omi gegeben«, Lou lächelte zärtlich. »Sie ist so lieb, glaubt, ich brauche das Geld für eine Exkursion mit der Hochschule nach Budapest.«
    Palinski wollte schon laut losbrüllen, langsam war das alles ja wirklich … unwirklich, das war der einzige Ausdruck, der passte.
    »Und was meinst du, was die Mama mit dir macht, wenn sie erfährt, dass du der Vater bist? Die bringt dich glatt um«, gab Lou jetzt zurück, und Palinski biss sich vor Aufregung fast auf die Zunge. So was von prallem, so richtig schön versautem Leben war ihm noch nie begegnet. Und das direkt am Nebentisch, zum Preis eines Frühstücks. Das war toll.
    »Ich denke«, setzte Simmi langsam zur mit Spannung erwarteten Antwort an, »in diesem Fall müssten wir …«
    ›Didelidö, didelidei, didelidö, didelidei‹, Palinski wollte sich gerade lautstark über die eklatante Störung aufregen, Gott, wie er diesen Telefonterror im öffentlichen Bereich hasste, als er feststellen musste, dass es sein Handy gewesen war, das ihn Simmis Antwort verpassen hatte lassen. Die hätte ihn schon sehr interessiert. Wütend biss er in den Sportteil, um nicht laut loszuweinen.
    Bei dem Anrufer handelte es sich um seinen Mitarbeiter Florian Nowotny, einen karenzierten Polizisten, der jetzt Jus studierte. »Bei mir ist eine total verunsicherte Maria Bertollini, die dringend deiner Hilfe bedarf«, teilte er Palinski betroffen mit. »Eben ist ihr Sohn Lorenzo von der Polizei aufs Kommissariat mitgenommen worden. Er wird verdächtigt, einen Mann getötet oder zumindest mit seinem Tod zu tun zu haben.«
    »Alles klar«, stellte Palinski, dessen Ohren schlagartig wieder abgekühlt waren, fest. »Sag Mamma Maria, ich bin in zehn Minuten da.«
    Schnell trank er seinen längst kalt gewordenen Kaffee aus, legte das Geld für Sonja auf den Tisch und stand auf. »Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag«, meinte er dann möglichst beiläufig mit noch immer leicht belegter Stimme zu dem Pärchen am Nebentisch und ging.
    Unfassbar, was er da unfreiwillig hatte mithören müssen. Total gegen seinen Willen, eine echte Zumutung. Mit was für Menschen man so von Zeit zu Zeit zu tun bekam, war schon unerhört. Wie kam man eigentlich dazu?
    Ob er Simmi nicht doch hätte fragen können …?

     
    *

     
    Alle die, die das Paar kannten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher