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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black
Autoren: Susan Crandall
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schien ihm nichts auszumachen. Er redete einfach weiter.
    Seine Stimme drang in jede Pore ihrer Haut, beruhigte jeden einzelnen angespannten Nerv. Sie war wie Medizin, viel besser als die Spritze, die man ihr im Krankenhaus gegeben hatte. Madison versuchte zu sprechen, wollte ihm sagen, wie gern sie ihn mochte, aber ihre Lippen gehorchten ihr einfach nicht.
    Gabes tiefe, gefühlvolle Stimme umspülte sie wie ein warmer Fluss und ließ sie in den Schlaf gleiten.
    Am nächsten Morgen kam Gabe mit einem Grinsen im Gesicht und einem roten Filzstift in der Hand zur Haustür herein. »Soll ich deinen Gips signieren?«
    Selbst nach der Hölle, die sie alle durchlitten hatten, wurde Madison bei seinem Anblick ganz leicht ums Herz. Dankbar für seinen Humor lächelte sie ihm vom Sofa aus zu–dort hatte Ethan sie abgesetzt und ihr verboten, sich zu bewegen.
    »Klar«, sagte sie. »Und heute Abend führst du mich aus, und wir legen eine kesse Sohle aufs Parkett.«
    Er hatte geduscht und sich rasiert und trug Jeans und ein Oxfordhemd, sah aber immer noch müde aus. Er stellte sich vor sie, beugte sich nach vorn und verschränkte hinter ihr auf dem Sofa die Hände. Dann sah er ihr lange in die Augen.
    »Du siehst wunderschön aus«, sagte er und küsste sie sanft auf die Stirn.
    Er sagte das so zärtlich, dass sie ihm beinahe hätte glauben können.
    Unglücklicherweise hatte sie sich im Spiegel gesehen. Der lilagrüne Bluterguss in ihrem Gesicht, der von dem Unfall stammte, hatte Gesellschaft bekommen von Striemen, frischem Schorf und etwas, das wie eine lange Schürfwunde aussah und von der Rinde eines Baums stammte, an dem sie entlanggeschrammt war. Ihr linker Arm sah genauso schlimm aus, und die Krankenschwester in der Notaufnahme hatte sie gewarnt, dass die Kratzer unter dem Gips an ihrem rechten Arm in drei Tagen wie verrückt jucken würden.
    Als Gabe die Geräusche aus der Küche hörte, sah er hoch. »Ich habe ihm doch gesagt, er soll auf mich warten.«
    Ethan hatte darauf bestanden, dass sie die Küche erst betreten dürfe, wenn er die ganzen Scherben von der kaputten Tischplatte beseitigt hatte, und er war ihr dabei richtig erwachsen vorgekommen.
    Madison zog Gabe neben sich auf das Sofa. »Lass ihn ruhig machen. Er braucht das.«
    »Ich glaube, wir brauchen alle etwas, damit wir diese Geschichte hinter uns lassen können«, erwiderte er.
    »Wie geht es Kate?«, fragte sie.
    »Sie ist völlig am Boden zerstört. Bobby ist bei ihr. Sie haben heute einen Termin mit Jordans Ärzten–sie wollen überlegen, wie sie es ihm am besten sagen.«
    »Der arme Junge. Glaubst du, Todds Tod hilft ihm, wieder gesund zu werden?«
    Gabe seufzte. »Wer weiß, wie lange Todd ihn schon bedrängt und bedroht hatte. Es könnte einige Zeit dauern, bis er sich davon erholt.«
    »Wenn es überhaupt jemals gelingt«, fügte sie traurig hinzu.
    Kurz darauf sagte sie voller Abscheu: »Er hat mir gegenüber zugegeben, dass er es getan hat…Todd hat seine Mutter umgebracht.« Der Gedanke daran ließ sie frösteln.
    Gabe legte zärtlich den Arm um sie und rieb ihr die Schulter. Madison kuschelte sich in seine Wärme, um die Kälte aufzuhalten, die sich bei der Vorstellung von einem Jungen in ihr ausbreitete, der seine Mutter eine lange Treppe hinunterstieß. Hatte er dabei mit ihr in diesem gleichgültigen Ton gesprochen, den er auch Madison gegenüber angeschlagen hatte? Hatte seine Mutter in einem klaren Moment erkannt, dass ihr Kind ein Monster war?
    »Warum?«, fragte sie leise. »Warum sollte ein Kind so etwas tun? Er klang so…sachlich, als er es mir erzählt hat.«
    »Das wird keiner je beantworten können«, entgegnete Gabe und legte das Kinn auf ihren Kopf. »Und wenn Jordan sich nicht erholt und es uns nicht erzählen kann, werden wir auch nie mit Sicherheit wissen, ob Todd seinen Vater ebenfalls umgebracht hat.«
    Madison richtete sich auf und blickte ihn an. »Zweifelst du etwa daran?« Meine Güte, und sie hatte geglaubt, dieser Albtraum sei vorbei. Wenn Gabe immer noch glaubte, jemand anders könne der Täter…
    »Nein, daran zweifle ich nicht. Und andere Verdächtige habe ich auch nicht.« Er sah sie eindringlich an. »Es wäre nur schön, wenn wir herausfinden könnten, was passiert ist. Das Motiv werden wir vermutlich nie begreifen–jedenfalls nicht so, dass normale Menschen es nachvollziehen könnten.«
    Jene leise gesprochenen Worte würden Madison vielleicht nie mehr aus dem Kopf gehen. Meine Mutter ist gestorben, als sie
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