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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black
Autoren: Susan Crandall
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unangenehme Aussicht schien angesichts ihres steifen Nackens und der Schmerzen hinter den Augen.
    »Mir wäre wirklich wohler, wenn ihr beide für einen Tag oder zwei bei mir bleiben würdet«, sagte Gabe etwa zum zehnten Mal.
    Madison machte sich gar nicht erst die Mühe, ihm nochmals zu widersprechen–sie waren jetzt hier, es war entschieden. Ethan hatte darauf bestanden, nach Hause zu gehen. Und Madison hatte ihm zugestimmt. Sie hatte noch nie einen Sinn darin gesehen, das Unangenehme hinauszuschieben. Dingen ins Auge zu blicken, die man lieber nicht sehen wollte, würde mit der Zeit nur schwieriger, nicht einfacher. Die Erinnerung an das, was sich in ihrer Küche abgespielt hatte, würde sie nur noch stärker quälen, wenn sie nicht sofort dorthin zurückkehrte und sich damit auseinandersetzte. Sie hoffte, sie lag richtig mit der Annahme, dass es Ethan ähnlich ging. Sie hatte ihn genau beobachtet. Bevor sie das Krankenhaus verlassen hatten, hatte sie für den kommenden Montag einen Termin mit einem Psychologen vereinbart.
    Auf der untersten Stufe der Treppe zur Veranda zögerte sie–nicht wegen der Schmerzen, sondern um sich innerlich vorzubereiten. Obwohl Todds Leiche entfernt und der Tatort als solcher nicht mehr zu erkennen war, hatte sie immer noch Ethans blutbespritztes Gesicht vor Augen, als er sich mühsam unter Todds Beinen hervorzuwinden versuchte.
    Ethan schloss die Haustür auf.
    Dass die Tür abgesperrt war, kam ihr reichlich lächerlich vor angesichts der Tatsache, dass aus der Hintertür eine Fensterscheibe herausgebrochen war, sodass jeder die Hand hindurchstrecken und den Riegel zurückziehen konnte. Todd hatte das Fenster sehr geschickt eingeschlagen: Er hatte es zunächst mit Klebeband versehen, damit die Scherben nicht innen auf die Fliesenboden fielen. Sie fragte sich, ob er wohl schon vorher Erfahrung mit Einbrüchen gesammelt hatte.
    Nicht, dass das noch eine Rolle spielte.
    Gabe lenkte sie auf das Treppenhaus zu. Sie widersetzte sich und blickte in Richtung Küche. »Ich muss…«
    Es war Ethan, nicht Gabe, der sagte: »Nein, M.«
    Überrascht sah sie ihn an.
    »Wir müssen erst mal schlafen«, fuhr Ethan fort. »Dann sehen wir weiter.«
    Madison blickte zu Gabe. In seinen Augen lag etwas, das eindeutig Respekt für ihren Sohn ausdrückte. Sein Nicken war ein Zeichen der Hochachtung und gab ihr ein Gefühl tiefen Friedens.
    »Er hat recht«, sagte Gabe. »Ich muss ins Büro und ein paar Dinge erledigen. Ihr beide schlaft euch jetzt erst mal aus, und morgen früh komme ich wieder. Wenn ihr mich vorher braucht, ruft ihr mich einfach an.«
    Madison wusste, welche unangenehmen Dinge auf einen Polizisten nach einem Schusswaffengebrauch zukamen, und Gabe tat ihr leid. Er sah genauso erschöpft aus wie Ethan.
    Mit einem Nicken gestattete Madison ihren beiden Beschützern, ihr die Treppe zum Schlafzimmer hinaufzuhelfen.
    Sobald sie auf ihrem Bett saß, sagte Ethan zu Gabe: »Wir sehen uns unten.«
    Gabe schüttelte ihr die Kissen auf und zog ihr die Socken aus, die man ihr im Krankenhaus über die verbundenen Füße gestreift hatte. »Möchtest du dich umziehen?«, fragte er.
    Als Antwort schüttelte sie den Kopf, wobei ihr leicht schwindelig wurde. Sie trug ihre Flanellhose und das Tennessee-Sweatshirt, das Gabe ihr gebracht hatte, und sie war einfach zu müde, um etwas anderes anzuziehen.
    Er hob ihre Füße aufs Bett und zog Laken und Decke über sie. Dann küsste er sie vorsichtig und voller Rücksicht auf ihre Schnitte und Blutergüsse. »Ruh dich aus.«
    Als er aufstand und sich zum Gehen wandte, griff sie nach seiner Hand. »Bleib und rede mit mir…nur noch eine Minute.«
    Er setzte sich auf die Bettkante und nahm ihre Finger in beide Hände.
    Ihr wurde klar, wie selbstsüchtig ihre Bitte war, und sie schüttelte den Kopf. »Nein. Nein. Es tut mir leid. Du hast noch so viel zu tun.« Sie versuchte, ihm die Hand zu entziehen, aber er hielt sie fest.
    »Ich bin froh, wenn ich noch einen Moment Ruhe habe«, erwiderte er und gab ihr so das Gefühl, ihm einen Gefallen zu tun. Anstatt mit ihr über Gefühle zu sprechen, erzählte er ihr von seinem Haus, von den Bäumen, die in den Dachrinnen wuchsen, und den Eichhörnchen, die immer wieder einen Weg in den Dachboden fanden, von den Plänen, die er hatte, und den Renovierungsarbeiten, die er bereits durchgeführt hatte.
    Ihre Antworten beschränkten sich auf müdes Lächeln und den Versuch, trotz bleischwerer Augenlider zu blinzeln. Aber das
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