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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black
Autoren: Susan Crandall
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Entschuldigungen ausgedacht–obwohl sie gar nicht recht wusste, warum es ihr eigentlich so widerstrebte, ihn mitgehen zu lassen. Diesmal hatte er sie an ihre Vereinbarung erinnert: Ehrlichkeit…ohne Drumherum. Also ging er mit.
    Eigentlich hätte sie sich freuen sollen, dass man Ethan, einen Neuling, überhaupt gefragt hatte. Immerhin war dies eine großartige Gelegenheit für ihn, andere Jungs in seinem Alter kennenzulernen. Aber natürlich waren das logische Argumente und nicht die irrationalen Ängste einer Mutter, die mit dieser Rolle noch nicht sonderlich gut zurechtkam. Dass sie sich so viele Sorgen machte, schrieb sie ihrem umfassenden Wissen darüber zu, wie gefährlich diese Welt sein konnte. Bis vor ein paar Monaten hatte sie sich ihren Lebensunterhalt damit verdient, über vermisste Kinder, Gewaltverbrechen von Straßenbanden und Internetkriminalität zu schreiben.
    Madison wandte sich vom Fenster ab und rieb sich mit den Händen die kalten Arme. Seit sie erwachsen war, hatte sie immer allein gelebt, hatte bewusst ein Leben ohne Partner gewählt und sich stets nur auf den einzigen Menschen verlassen, auf den sie wirklich zählen konnte: auf sich selbst. Sie war ganz in ihrer Arbeit aufgegangen und hatte sich nie einsam gefühlt. Aber jetzt, da sie in ihrem Schlafzimmer stand und dem Wind lauschte, merkte sie plötzlich, wie vollkommen leer sich das Haus ohne Ethan anfühlte.
    Reiß dich zusammen! Er ist doch erst seit gestern früh fort. Sie hatte stets ihre Unabhängigkeit genossen und sie auch bei anderen respektiert. Nicht einmal in ihren kühnsten Träumen hätte sie sich vorstellen können, sich derart aufzuregen und Sorgen zu machen, wenn ihr Kind einmal sein eigenes Leben führen würde. Wie wenig Ahnung sie doch gehabt hatte.
    Ganz gewiss keine davon, wie schnell man sich an die dumpfen Geräusche übergroßer Füße im Stockwerk über einem gewöhnen konnte, oder wie sehr es einem fehlen würde, wenn man einmal keine schmutzige Müslischüssel in der Spüle fand.
    So ungern sie sich das eingestehen mochte, sie war heilfroh, sich bereit erklärt zu haben, an diesem Morgen mit Gabe Wyatt zu frühstücken. Es war kein Date, denn auf Dates ließ sie sich nicht ein. Schon gar nicht jetzt, wo sie die alleinerziehende und berufstätige Mutter eines halbwüchsigen Sohns war. Sowohl ihr Leben als auch das von Ethan war schon genug auf den Kopf gestellt worden, da brauchte sie nicht auch noch zusätzliche Komplikationen durch eine neue Liebesaffäre.
    Allerdings wurde es allmählich schwierig, die Freundschaft mit Gabe auf dieser zwanglosen Ebene zu belassen. Geschickt hatte er sich in ihr Leben gedrängt, hatte ihr oft als Ansprechpartner gedient, wenn sie Fragen zum Verhalten männlicher Jugendlicher hatte (als Einzelkind hatte sie in dieser Hinsicht lediglich Erfahrungen aus ihrer eigenen Pubertät). Außerdem hatte Gabe sein Bestes getan, ihr zu vermitteln, wessen Zehen in dieser Kleinstadt die empfindlichsten waren. Als Redakteurin der hiesigen Lokalzeitung hatte sie diese Lektionen allerdings mehr miss- als beachtet. Dennoch war sie ihm dafür dankbar gewesen.
    Bis gestern hatte sie seinen wiederholten Einladungen zum Abendessen oder ins Kino erfolgreich widerstanden, auch wenn es ihr nicht leichtgefallen war. Schon als sie ihn zum ersten Mal hatte sprechen hören, hatte sein weicher Südstaatenakzent eine nahezu hypnotische Anziehungskraft auf ihr Yankeeherz ausgeübt. Inzwischen verstand sie die Macht dieser sogenannten »Flüsterer«–Menschen, die allein mit ihrer Stimme Tiere beruhigen konnten. Für sie stand fest, dass Gabe Wyatts Stimme irgendwelche Urinstinkte tief in ihrem Inneren berührte. Sie hatte nicht die Absicht, sich auf eine engere Beziehung einzulassen, aber er hörte nicht auf, sie mit dieser Stimme zu fragen…
    Als sie die Einladung zum Frühstück angenommen hatte, hatte sie das damit gerechtfertigt, Frühstück sei was anderes. Kollegen und Freunde traf man zum Frühstück. Ein Frühstück war unverfänglich, unverbindlich. Ein Frühstück war kein Date.
    Sie sah auf die Uhr. Wenn sie sich nicht beeilte, würde sie noch zu spät kommen.
    Um halb acht bog sie auf die High Street ein. Eine Sturmbö sorgte für die ersten dicken Regentropfen auf ihrer Windschutzscheibe. Gabes Jeep Cherokee, auf dessen Seiten- und Hintertüren unübersehbar der Aufdruck SHERIFF prangte, stand am Straßenrand vor dem Smoky Ridge Café. Sie parkte direkt dahinter.
    Allein schon durch die
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