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Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black
Autoren: Susan Crandall
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Gewissheit, dass er hier war, wurde sie gleich ein bisschen ruhiger.
    Ruhiger. Ruhig–nicht übersprudelnd vor Freude.
    Sie kämpfte das aufkommende Glücksgefühl nieder und fragte sich, wann sie wohl angefangen hatte, sich selbst zu belügen–etwas, das ihr so fremd war wie die Hügel hier an ihrem ersten Tag. In ihren privaten wie geschäftlichen Beziehungen war sie immer sachlich und nüchtern gewesen. Und sie war sich nicht recht sicher, was von dieser neuen Facette zu halten war, die sie da an sich entdeckte.
    Sie hörte auf damit, sich Fragen zu stellen, die sie gar nicht beantworten wollte, und stieg aus. In dem Augenblick, als sie die Tür schloss, ging der Wolkenbruch los. Mit der Handtasche über dem Kopf stürmte sie ins Café.
    Gerade als sie zur Tür kam, schwang diese auf. Gabe hielt sie offen und scheuchte Madison hinein. Eine lange Zeit blieb er einfach stehen und grinste sie an.
    »Ist was?«, fragte sie. »Hast du noch nie eine ersoffene Ratte gesehen?«
    »Eine Meerjungfrau.« Die Wärme in seiner Stimme ergoss sich über sie und verbannte die Kälte. »Ich habe geglaubt, ich sehe eine Meerjungfrau.«
    »Ihr Südstaatenjungs«, sagte sie und wandte den Blick ab. »Die guten Manieren sind eurem Verstand wie immer weitvoraus.«
    »Und ihr Yankeefrauen? Nie könnt ihr die harmlose Schmeichelei eines Südstaatlers einfach nur annehmen.«
    Sie verzog das Gesicht und sagte spöttisch: »Danke.«
    »Für das Kompliment? Oder dafür, dass ich dich an deine Yankeemarotten erinnert habe?«
    »Ach so.« Sie tat überrascht. »Ich habe gedacht, das seien beides Komplimente.«
    Er verdrehte die Augen. »Jetzt geht das schon wieder los.«
    »Du hast angefangen.« Sie ging auf eine leere Nische zu; ihr Herz flatterte auf höchst unsachliche Art und Weise.
    Gabe setzte sich neben sie und nahm eine Speisekarte.
    Sie schaute ihn von der Seite her an und räusperte sich.
    »Ja?« Unschuldig wandte er seine grünen Augen in ihre Richtung.
    »Erwarten wir noch jemanden?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Sie deutete über den Tisch. »Dann schieb deinen Arsch gefälligst da hinüber, bevor die Leute noch anfangen, sich das Maul zu zerreißen.«
    Laut seufzend gab er nach.
    Madison schaute sich in dem gut besuchten Café um und sah, wie einige Leute wissend grinsten, die Augenbrauen hochzogen oder missbilligend die Lippen schürzten. Das Kind war bereits in den Brunnen gefallen.
    Sie beugte sich über den Tisch und flüsterte: »Alle glauben, wir hätten die Nacht zusammen verbracht.«
    Gabe blickte sich um, grinste sie anschließend an und flüsterte zurück: »Selbstverständlich glauben sie das nicht. Welcher Mann, der noch einigermaßen bei Verstand ist, wäre so früh an einem Samstagmorgen schon aus deinem Bett aufgestanden?«
    Sie neigte den Kopf, ahmte die gezierte Haltung eines Südstaatenfräuleins nach und sagte in affektiertem Tonfall: »Also wirklich, Gabriel Wyatt, ich muss schon sagen, für diese empörend unangebrachte Bemerkung hätten Sie eine Ohrfeigeverdient.«
    Er zwinkerte ihr zu. »Na siehst du, so nimmt man ein Kompliment an.«
    Nach dem Frühstück bestand Madison darauf, rasch zu gehen. Jede weitere Trödelei hätte zu sehr nach einem Date ausgesehen.
    »Ich muss wirklich nach Hause. Ethan kommt bald vom Zelten zurück«, sagte sie und wischte sich mit einer Papierserviette über die Lippen. Jetzt log sie andere schon genauso an wie sich selbst. Vor Mittag würde Ethan nicht heimkommen. Aber hier konnte sie nicht bleiben und auch nicht länger Gabes Stimme lauschen und in seine moosgrünen Augen schauen. Nicht, wenn ihr eigener Verstand schon den Denkmustern der anderen Gäste folgte. Ein paarmal hatte sie sich dabei ertappt, dass sie sich ausmalte, wie es wäre, eine Nacht in Gabes Bett zu verbringen.
    Sie griff nach der Rechnung. Die Kasse befand sich neben der Eingangstür, und wenn sie Gabe zahlen ließe, hätte ihr Treffen schon mehr den Charakter eines Dates angenommen.
    Gabe legte seine Hand fest auf ihre. »Offensichtlich musst du noch viel über das Leben hier im Süden lernen.«
    Seine schwielige Handfläche fühlte sich gut an–zu gut.
    »Na schön.« Sie zog die Hand zurück. »Dann kaufe ich mir für mein Geld eben was mit Rüschen, das nach Gardenien riecht.«
    Er lachte. »So gefällst du mir schon besser.«
    Mit einem bühnengerechten Schmollen stand sie auf.
    Immer noch leise lachend folgte er ihr zum Eingang.
    Er zahlte, sie bedankte sich, war sich dabei aber schmerzlich
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