Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pitch Black

Pitch Black

Titel: Pitch Black
Autoren: Susan Crandall
Vom Netzwerk:
ab. Schmerz fuhr ihr durch den Knöchel und schoss das ganze Bein hoch, aber sie rannte einfach weiter auf Ethan zu.
    Die Jungs sahen aus, als befänden sie sich in der Schlussszene eines Horrorfilms. Keiner von ihnen trug eine Jacke. Trotz des Wolkenbruchs waren Haut und Kleider schlammverschmiert. Bleich wie ein Fischbauch . Diesen Ausdruck hatte ihr Großvater oft benutzt. Was er bedeutete, wurde ihr erst jetzt so richtig klar. Die Lippen der Jungen, die vor Kälte dunkelblau waren, standen in groteskem Gegensatz zu der käsigen, durchscheinenden Blässe ihrer Gesichter.
    Jordans Arme waren um den Hals von Ethan und den eines anderen Jungen geschlungen, sein Kopf hing nach unten, die Beine schleiften über den Boden.
    Bis sie zu Gabe aufschloss, hatte dieser Jordan bereits hochgehoben. Sie schaute an den Jungs vorbei, aber es kam niemand mehr den Weg herunter. »Wo ist Mr McPherson?«
    Als Ethan und der andere Junge von ihrer Last befreit waren, taumelten beide leicht, machten jedoch keinen Schritt mehr.
    Jordan, der für sein Alter ohnehin recht klein war, wirkte in Gabes Armen erschreckend zerbrechlich. Seine Unterlippe war leicht geschwollen und sah merkwürdig purpurblau aus. Leblos, wie er war, blinzelte er sich nicht einmal den Regen aus den Augen.
    Der vierte Junge, mit einer Figur wie ein künftiger Rugbyspieler, saß wie erschlagen am Boden, ohne auf die schlammbraune Pfütze zu achten, in der er zusammengesunken war. Schluchzend vergrub er das Gesicht in den verschmutzten Händen, ein Laut zwischen Erleichterung und Erschütterung.
    Madison schlang die Arme um Ethan; vergessen waren alle Vorsätze, sich nicht zu Gefühlsduseleien hinreißen zu lassen. »Wo ist Mr McPherson?«
    Ethan löste sich von ihr und sah mit leeren Augen zu ihr auf. »Tot.«

 
    2
    Eine Kälte, schlimmer noch als die des windgepeitschten Regens, erfasste Madisons Herz und nahm ihr die Luft zum Atmen. Tot? Steve McPherson war tot. Ihr Blick schnellte von Ethan zu Gabe. Offensichtlich hatte der Sheriff Ethans erstickte Antwort nicht gehört. Mit Jordan in den Armen war er zu dem einige Schritte entfernt stehenden Bus von McPherson gegangen und versuchte, die Tür aufzubekommen.
    Großer Gott. »Was ist passiert?«
    »Ein Unfall.« Ethans Worte waren in dem Wind kaum zu hören, doch seine Miene war voll grimmiger Entschlossenheit. Schon lange hatte sie diese Seite von ihm nicht mehr gesehen: das leicht vorgeschobene Kinn, die versteiften Schultern; die Haltung eines Kindes, das Zurückweisung gewohnt war und weder Vertrauen noch Beachtung erwartete.
    »Was für ein Unfall?«
    »Es ist abgesperrt«, rief Gabe.
    Madison sah hinüber; wegen des Regens musste sie die Augen zusammenkneifen.
    »Ich lege ihn in meinen Wagen.« Gabe ging auf den Jeep zu. »Er ist eiskalt. Bring die anderen her.«
    Der Rugbyspieler in der Pfütze machte keinerlei Anstalten aufzustehen. Er hatte die Arme um die Knie geschlungen und wiegte sich hin und her.
    Madison legte die Arme um Ethan und den Jungen neben ihm. »Steigt ein.« Sie schob die beiden in Richtung Jeep. Dann kniete sie sich vor den Jungen in der Pfütze hin. Sie fror ohnehin schon, und auf dem kalten, nassen Boden tat ihr schnell das Knie weh. Der Junge musste ja schon ganz taub vor Kälte sein.
    »Los, komm schon«, sagte sie. »Sehen wir zu, dass du ins Trockene kommst.«
    Der Junge reagierte nicht. Das Gesicht hatte er in den Armen vergraben, Regen rann ihm in Strömen durchs Haar und tropfte spritzend in die Lache zwischen seinen Füßen.
    Er war viel zu schwer, als dass sie ihn hätte hochheben können. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Im Jeep ist es warm. Die anderen sitzen schon drin.«
    Langsam hob der Junge den Kopf und sah ihr in die Augen. Er wirkte völlig verwirrt. Es dauerte eine Weile, bis er ihre Anwesenheit überhaupt bemerkte.
    »Ich bin Ethans Mutter«, sagte sie und beugte sich weiter vor. »Na komm schon. Der Sheriff bringt euch nach Hause.«
    »W-w-was ist mit…?« Er blickte zum Pfad.
    »Darum kümmert sich auch Sheriff Wyatt.«
    »Wir haben ihn einfach zurückgelassen.« Der Junge kniff die Augen zusammen, sein Mund verzog sich, als würden Schrauben angezogen, und sein Kinn zitterte. »Wir haben ihn einfach da oben zurückgelassen…«
    »Wie heißt du?«
    Der Junge fuhr sich mit dem Unterarm über die laufende Nase. »J. D.«
    »Ist schon gut, J. D. Ihr habt getan, was ihr konntet. Ihr habt getan, was Mr McPherson gewollt hätte.« Sie schob ihre Hände unter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher