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Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)
Autoren: Laabs Kowalski
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unwirklich, eine surreale Gestalt. Welches Motiv hatte er gehabt, um ein solch großes Spektakel aufzuführen? Wieso war im Clubhaus alles in dem Augenblick für das große Gaukelspiel bereit, die perfekt vorbereitete Kulisse, just als ich Diana in der Küche entdeckte? Wer war er? Wieso ich? Ich fand keine Antwort. Und der, der sie mir zu geben vermocht hätte, war fort, wie vom Erdboden verschluckt.
     
    ****
     
    Montys Hinterlassenschaft in der Wohnung sprengte meine kühnsten Erwartungen. In seinem Schlafzimmer hatte er mehrere Sammelordner auf die Fensterbank gestellt, in dem sich seltene Piccolo-Comics aus den fünfziger Jahren befanden, nicht nur ›Sigurd‹ und ›Akim‹, sondern auch ›Der blaue Pfeil #24‹ und ›Tom Bill #1‹ aus dem Bildstreifen-Verlag, alle Hefte in traumhaftem Zustand. Ich war reich, in den Sammelordnern steckte ein kleines Vermögen. Fassungslos aber war ich, als ich die Kartons aus dem Keller heraufgeholt hatte. Einer von ihnen erhielt sämtliche ›Tim & Struppi‹-Casterman-Alben, ein anderer die ersten hundert Ausgaben der US-Serie ›Here comes Daredevil‹. Jeder der neun Kartons enthielt eine phantastische Überraschung für mich, ich schätzte den Wert dieser Schätze auf gut und gern einhunderttausend, womöglich auch mehr. Den sagenhaftesten Fund aber machte ich, als ich zwischen zwei Ausgaben von ›Hit Comics‹ einen braunen Umschlag entdeckte. Ich fand darin ein mir völlig unbekanntes Heft mit dem Titel ›Heavenly Stories‹ und stutzte. Auf dem Cover, als satirisch überhöhte Comicfigur, war ich selbst abgebildet, es verschlug mir den Atem.
    Ich untersuchte das Heft und wurde immer verwirrter. Ich sah mich am Tresen des Subrosa in Dortmund, mir gegenüber der gute, alte Poof mit seinen harten, weit vom Kopf abstehenden Dreadlocks. Ich sah mich, wie ich vor Monaten zum ersten Mal diese Wohnung betrat, erkannte Diana und Monty. Auf der letzten Seite erkannte ich mich, vertieft in das Heft. Im allerletzten Panel, ganz unten, klingelte es jäh an der Tür.
    Ich schreckte auf, denn es hatte tatsächlich geklingelt. Verwirrt stand ich auf,  lief zur Tür, um zu öffnen. Eine wundersame Stimmung hatte sich im Raum ausgebreitet, eine nie gekannte Ergriffenheit durchflutete mich, bereitete mich auf das nächste Wunder vor, das das Leben mir schenkte.
    Bleich und als sei er verstört, vielleicht auch durch die Begegnung mit dem Schicksal verändert, kam er die Treppe herauf. Ich blieb regungslos, als ich ihn sah, unfähig mich zu bewegen – stand nur wie angeleimt in der Tür, ganz und gar erfasst von einer Empfindung der Gnade. Zack mochte es ganz genauso ergehen. Keiner von uns beiden sagte ein Wort, nur ein fast überirdisches Lächeln breitete sich aus auf seinem Gesicht, flüchtig und fein, eher ein Schatten.
    Nachdem wir einander lange schweigend angesehen hatten, uns dabei an den Händen haltend wie Kinder, sprudelte er so unvermutet los wie eine Flasche Cola, die man geschüttelt und gleich darauf geöffnet hatte. „Du kannst dir nicht vorstellen, was mir passiert ist”, platzte er los.
    „Doch, ich kann”, entgegnete ich mit einem mir fremden Klang in der Stimme, und er erzählte hastig – so als sei die Sprache, die uns zur Verfügung steht, nicht schnell genug, nicht annähernd tauglich, das Außergewöhnliche sowohl detailreich als auch innerhalb weniger Atemzüge zu schildern – von seinem ungewöhnlichen Traum, in dem ein glatzköpfiger Mann an seinem Bett im Krankenhaus erschienen war.
    „Echt, Peevee, du hast keinen Schimmer davon, was für durchgeknallte Klamotten er trug. Er sah aus wie ein Freak, und er stierte mich an. Und dann sagte er, ich soll aufwachen und nach Köln fahren. Er nannte mir diese Adresse – im Traum! Ich solle nach Köln fahren und mir dir einen Comicladen eröffnen.” Und erschöpft fügte er an: „Und wie du siehst – ich bin hier! Ich bin aufgewacht, Peevee!”
    Ich starrte in sein Gesicht, Tränen in den Augen, überwältigt von etwas, das ich nicht begriff, weil es anderen Regeln gehorchte. Regeln, die uns Menschen unverständlich sind, aber dennoch vorhanden. Ich zeigte Zack das Heft, und er sagte aufgeregt: „Ja, ja! Das ist dieser Typ! So sah er aus!”
    Es war Zeit, einen heben zu geben. Zack war wieder da, weilte unter den Lebenden, stand mir gegenüber. Grund genug, das Wunder nach Kräften zu feiern und auf Monty einen Toast auszusprechen.
     
     

Epilog
     
    Ein weißer Oldsmobile wartete vor dem
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