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Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)
Autoren: Laabs Kowalski
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großen Augen auf seine abgetrennten Fingerkuppen am Boden. Mit derselben Behendigkeit, die mich schon im Supermarkt so verblüffte, war Monty auf die Theke gesprungen, schrie „Halleluja!” und schwenkte wie irre die Axt.
     
    ****
     
    Paul schaute sich um. Was er sah, gab ihm Grund, ernsthaft beunruhigt zu sein. Ein Koloss in einem dunklen, fußlangen schwarzen Mantel hatte sich erhoben und kam näher, um ihm dem Garaus zu machen. Paul sprang hinter die Theke, auf der ein gedrungen gebauter Mann stand, religiöse Prophezeiungen hervorstieß und eine silberne Axt kreisen ließ. Paul begann, mit allem nach seinem Gegnern zu werfen, was ihm in die angstnassen Hände geriet: Aschenbecher, Flaschen, Gläser, Erdnussschachteln. Er war in Panik geraten. Später wird er große Schwierigkeiten haben, die Ereignisse im Clubhaus der Cherokee Devils zu rekapitulieren. Schwere Schläge prasseln nieder auf ihn. Im Mund spürt er die losen eigenen Zähne und Blut. Als er jäh die Stimme von Blackbone vernimmt: „Der da gehört mir!” Ein weißes Gleißen erleuchtet den Raum, die Wände treten zurück, die Welt löst sich auf, Farbreflexe durchjagen das Hirn. Die Konsistenz des Universums hat keine Gültigkeit mehr. Sein Vater steht plötzlich vor ihm. „Paul! Paul!”, ruft er ihm zu. Doch er kann ihn nicht hören, sieht nur die Bewegungen seiner Lippen, den sich öffnenden und schließenden Mund. „Am Anfang war das Wort, und es war finster auf der Tiefe”, singt eine andere Stimme im Wartezimmer seines Gehirns. Als er unversehens hochgerissen wird.
     
    “Genug jetzt! Hör auf! Du bringst ihn sonst um!”
    Paul, auf die Beine gezerrt, starrt auf den am Boden liegenden Blackbone. Es dauert lange, ehe ihm bewusst wird, wo er ist. Ein Kerl, der sich eine schwarze Mütze vom Kopf zieht, holt ihn mühsam zurück.
    „Peevee! Du hast gewonnen. Es ist vorbei. Du kannst ihn jetzt der Polizei übergeben.”
     
    ****
     
    Ich hockte am Tresen der Scheinbar und hielt einen riesigen Gin Tonic in der Hand. Mit der Zunge befühlte ich die Lücken in meinen Zahnreihen. Mein Gesicht schmerzte, und meine Handknöchel waren geschwollen. Der Song ›Emma‹, in der Version von URGE OVERKILL, flutete heilig und groß durch den Raum. Wie immer wurde ich melancholisch, sobald dieses Lied irgendwo lief. Und heute hatte ich allen Grund, melancholisch zu sein.
    „Schon mal die Version von den DOORS zu hören gekriegt?”, fragte Monty den DJ.
    „Klar, sonst noch was?”, sagte Dirty Harry. „Als der Song geschrieben wurde, war Jim Morrison bereits Geschichte. Und die anderen drei wären es auch besser gewesen.”
    „Ich wollte keinen Vortrag bekommen – ich wollte wissen, ob du ›Emma‹ schon mal in der Version der DOORS gehört hast, mehr nicht.”
    „Monty!”, schaltete ich mich ein. „Harry hat Recht. Als ›Emma‹ rauskam, hatten sich die DOORS schon aufgelöst. Der Sänger war tot, und die anderen hatten das Handtuch geworfen.”
    „Ungläubige”, antwortete Monty. „Ich werd’ sie euch besorgen, die Version von den DOORS.”
    Er redete weiter mit Dirty Harry, während ich mich bemühte, etwas Ordnung in meine Erinnerung zu bringen. Undeutlich und schwammig, wie eine billige Holographie, traten die Bilder hervor. Monty und ich hatten uns verzweifelt gegen die Angriffe der Cherokee Devils gewehrt, plötzlich lag ich am Boden und wurde unter einer Welle herabschnellender Fäuste begraben. Dann ... folgte ein Fleck des Vergessens. Blackout. Sosehr ich auch suchte, es wollte mir nicht gelingen, die Fortsetzung der Ereignisse in meinem Schädel zu finden. Die Erinnerung setzte erst  wieder ein, als Monty mich in die Höhe zerrte, fort von Blackbone. Wie kam es, dass er unter mir lag? Ich hatte nicht die leiseste Chance, ihn zu besiegen. War mir der Zufall zu Hilfe gekommen? Oder Monty?
    „Sag mal, Monty”, fragte ich ihn. „Wieso konnte ich Blackbone besiegen? Und wieso kann ich mich an den Kampf mit ihm nicht erinnern?”
    „Was denn?”, fragte er zurück. „Du kannst dich nicht dran erinnern? – Tja, so was nennt man wohl Pech. Ich hab’ es leider auch nicht gesehen. War viel zu beschäftigt.”
    Aber etwas in seiner Stimme sagte mir, dass er nicht die Wahrheit erzählte, dass er mehr wusste, als er zugeben wollte.
    Ich nahm einen großen Schluck aus meinem Glas und dachte angestrengt nach. Monty hatte im Clubhaus aufgeräumt unter den Bikern, sie allesamt nach und nach zur Strecke gebracht. Wieso? Weil er Herkules
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