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Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)
Autoren: Laabs Kowalski
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Lächeln.
    „Schön, dass du kommst”, sagte sie leise.
    Ich trat zu ihr ans Bett, zog einen Stuhl heran und setzte mich zu ihr. Sie ergriff meine Hand.
    „Du siehst schlimm aus. Was hast du gemacht?”, fragte sie mich.
    „Bin mit Monty um die Häuser gezogen. Ich soll dich grüßen von ihm. Er ist fortgegangen, seine Wohnung ist leer. Bis auf die Comics.”
    „Ich weiß. Er war heute schon hier. Er hat mir diese Blumen gebracht.”
    Diana zeigte auf den kolossalsten Blumenstrauß, den ich je gesehen hatte. Da erst fiel mir auf, dass ich kein Präsent für Diana mitgebracht hatte. Schon war sie wieder da, die Unsicherheit.
    „Er war hier?”, fragte ich.
    Sie nickte, aber im Grunde war ich nicht wirklich verwundert. Ich war darüber hinweg, Montys Verhalten ergründen zu wollen. Egal, was wirklich geschehen war in jener Nacht, als wir den Cherokee Devils unsere Aufwartung machten – ich spürte, ich war ein Stück erwachsener geworden und sah nun klarer auf das, was vielleicht mein Leben sein konnte. Es lag an mir. Monty hatte mir ein Ziel vor Augen geführt, mich in die richtigen Bahnen gelenkt: Nimm dein Leben in die Hand, ehe andere es tun. Lass dich nicht von Zweifeln benagen, überwinde die Feigheit, hör auf dein Herz. „Wer keinen Stein in den See wirft, der macht keine Wellen. Wer den Wagen nicht startet, der kommt nicht voran”, hatte er einmal gesagt. „Also küss die Braut, die an der Theke neben dir sitzt, auch wenn sie fett ist und alt. Es ist besser, als überhaupt nicht zu küssen. Spiel Halma oder geh in ein Kloster, tritt meinetwegen einer Geheimsekte oder dem Bundesverband nacktarschiger Philatelisten mit Sehstörungen bei. Tritt den Typen, die dir begegnen, in den Arsch oder lade sie ein, auf deinen Deckel zu trinken. Lauf in Frauenkleidern herum oder bring einer Nacktschnecke bei, auf brennenden Stelzen zu gehen – aber gottverdammich, mach irgendwas, bevor das Licht ausgeknipst wird. Denn alles ist besser, als phlegmatisch zu sein. Alles ist besser als dein jetziges Leben.”
    Peng! Jäh machte es knack in meinem Kopf, als hätte sich ein eherner Dolch durch meine Hirnrinde gebohrt. Eine eigenartige Ahnung beschlich mich, zum ersten Mal sah ich deutlich und klar, der Nebel lichtete sich.
    „Es war nicht der Ledertyp, stimmt’s?”, fragte ich sie.
    „Welcher Ledertyp?”, wollte sie wissen.
    „Der, der im Umbruch deine Brust angetatscht hat.”
    „Nein”, sagte sie. „Der war es nicht. Es war jemand anders. Sie haben ihn schon.” Sie machte eine Pause, sah zum Fenster und fügte tonlos hinzu: „Mein Ex.”
    „Ich liebe dich”, sagte ich plötzlich, ohne zunächst zu begreifen, dass ich es aussprach. Mein Geständnis plumpste in den Raum wie eine stolpernde, übergewichtige Frau.
    Diana lächelte zaghaft. „Ich weiß”, sagte sie. „Lass uns sehen, was daraus wird.”
    Monty! Er hatte meine Dummheit ausgenutzt, mich zum Teil einer Theatervorstellung gemacht. Vermutlich saß er jetzt bereits bei den Cherokee Devils, stieß mit Blackbone auf die gelungene Inszenierung an und lachte sich tot. Oder es gab gar kein Clubhaus der Cherokee Devils, nur eine leer stehende Holzhütte, die er mir in der Dunkelheit der Nacht als Hauptquartier einer Motorgang weisgemacht hatte. Er hatte mich eine Hölle erleben lassen, die gar keine war! Deshalb hatte er scheinbar alle besiegt, deshalb hatte ich den Kampf gegen Blackbone – oder wie auch immer er in Wirklichkeit heißen mochte – gewonnen. Wahrscheinlich hatte er mir hinterrücks einen Schlag auf den Schädel verpasst. Die Ereignisse, die in meiner Erinnerung ausgespart schienen, waren gar nicht geschehen. Er hatte dafür gesorgt, dass ich ein paar Schläge erhielt, schmerzhaft genug, dass sie mir glaubhaft erschienen. Schmerzhafter wahrscheinlich, als von ihm geplant. Immerhin hatte ich mehrere Zähne verloren. Bereits Blackbones Auftritt im Umbruch war von Monty inszeniert gewesen – von wegen  „Geh nach Hause, deine Mutter ist tot”! Er hatte mich so gründlich verarscht, wie noch niemals jemand zuvor auf diesem Planeten verarscht worden war! Oder? Ich wusste es nicht. Ich hatte keine eindeutigen Beweise, dass es so war. Viele Rätsel blieben offen. Wieso konnte er so einfach aus der Scheinbar verschwinden, wenn es im Keller keinen Notausgang gab? Woher kam die ›Emma‹-Coverversion von den DOORS, die eigentlich nicht existieren durfte? Mein Denken drehte sich im Kreis, ich kam in Bezug auf Monty nicht weiter. Er blieb
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