Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)

Titel: Piss off! Ein Engel zum Fürchten (German Edition)
Autoren: Laabs Kowalski
Vom Netzwerk:
war dieser Kerl aus dem Umbruch ?
    Diana öffnete die Augen und sah mich zum ersten Mal, seitdem ich die Wohnung betreten hatte, von unten herauf an. Ihr Blick erzählte mir alles. In ihren Augen sah ich das Martyrium, das hinter ihr lag. Und so wie Gott wusste, dass er weit davon entfernt war, unfehlbar zu sein, als er die Erde und den Menschen erschuf, so unfehlbar wusste ich in diesem Moment, dass der Mann, der Diana die Hölle gebracht hatte, der Lederkerl war.
     
    ****
     
    „Hier!” sagte er. „Zieh das an.”
    Er machte ein ernstes Gesicht, bohrte seinen Blick in den meinen und überreichte mir einen schwarzen Tarnanzug und dazu eine Mütze, ebenfalls schwarz.
    Ich starrte ihn ungläubig an. Gerade erst hatte ich dem Notarztwagen nachgeschaut, der Diana mit Blaulicht ins Krankenhaus brachte. Meine Bitte, mitfahren zu dürfen, war abgelehnt worden. Die Polizei, die von den Sanitätern informiert worden war, hatte noch etliche Fragen an mich. Außerdem hatte Diana eine Spritze bekomme, sie schlief. Ich konnte zu diesem Zeitpunkt nichts für sie tun, also war ich geblieben.
    Während in Dianas Wohnung noch die Spurensuche stattfand, stand er plötzlich im Zimmer. Mit der Hand machte er mir ein Zeichen, ihm zu folgen. Wie immer sah er merkwürdig aus: rotkarierte Hosen, dazu eine babyblaue Motorradlederjacke, auf der vorn ein rosa Donna-Summer-Button prangte.
    „Hier, zieh das an”, sagte er nur, als wir in seinem Zimmer standen, und ich schaute auf den Tarnanzug, den er aus dem Schrank genommen hatte, und verstand nicht sogleich.
    „Wozu soll’n das gutsein?”, fragte ich ihn.
    „Du weißt doch”, erwiderte er, „Dinge müssen zu Ende gebracht werden, bevor etwas Neues entsteht. Geh ins Badezimmer und zieh dich um. Sobald die Spurensicherung weg ist, brechen wir auf.”
    „Wohin, verdammt noch mal, brechen wir auf? Drück dich klar aus, damit ich dich versteh’.”
    „Wohin? Wir werden dem Lederkerl einen Besuch abstatten – was sonst?”
    „Du weißt, wo er wohnt?”
    „Nein”, antwortete Monty. „Aber ich weiß, wo er sich gerade befindet.”
    „Wenn du es weißt, warum hast du es der Polizei nicht gesagt?”
    „Weil es nicht ihre Aufgabe ist. Es ist deine.”
    Wieder sah er mich durchdringend an. Es hätte mich nicht gewundert, wäre in diesem Augenblick von irgendwoher das klagende Spiel einer Mundharmonika zu hören gewesen. Die ganze Situation war absurd. Und gleichzeitig absolut wahr. Monty sprach aus, was ich fühlte. Dass es meine Aufgabe war. Dass ich nicht davonrennen durfte.
    Im Badezimmer stieg ich umständlich in die schwarze Montur und warf einen schnellen Blick in den Spiegel. Ich sah aus, als plante man, mit Woody Allen in der Hauptrolle ein infantiles Remake von ›Über den Dächern von Nizza‹ zu drehen. Mit etwas Glück ging ich gerade noch als Pantomime mit Blähungen durch.
    Ich präsentierte mich Monty, der ebenfalls eine schwarze, hautenge Montur angelegt hatte und in seine weißen Cowboy-Stiefel stieg.
    „Unter einer Bedingung, Monty! Wir machen es auf meine Art, okay?”
    „Alles, was du willst, mein Kleiner!”, erwiderte er.
    Dann legte er seine Hand auf meine Schulter und ließ seinen Blick über mich gleiten.
    „Du siehst wie ein Pantomime mit Blähungen aus”, sagte er schließlich.
    Als die Männer von der Spurensicherung zwei Stunden später gingen, versiegelte ein Polizist die Tür zu Dianas Wohnung. Draußen war es dunkel geworden, Monty griff nach seinem Futteral.
    „Zeit, zu gehen”, sagte er leise.
     
    ****
     
    Die Nacht war klar wie ein Roman von Isaac B. Singer, sagen wir ›Der König der Felder‹. Von Westen her pfiff ein eisiger Wind. Der Mond hatte ein kaltes Glitzern im Auge, und obgleich das Gelände von einem hohen Zaun umgeben war, konnten wir jenseits der Bäume Lichter erkennen. Ganz leise erreichten uns Fetzen eines Songs von den BYRDS. Ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch legte mit akrobatischen Übungen los. Als Monty unvermittelt sagte: „Mach einen Comic-Laden auf.”
    „Was?”, fragte ich blöde zurück.
    „Comics – das einzige, wovon du wirklich Ahnung hast. Wenn wir das hier hinter uns haben, mach’ einen Comic-Shop auf.”
    „Und womit, bitte schön? Für so was braucht man einen Grundstock, Kapital, Räumlichkeiten ...”
    „Kommt Zeit, kommt Rat”, sagte er vage und starrte durch die Frontscheibe seines R5 auf das unter uns liegende, kaum hundert Meter entfernte Clubhaus der Cherokee Devils.
    Ich fand den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher