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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut
Autoren: Bernst Guben
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niederländischen Charakter.
    »Da ist vielleicht schon jemand, der unsere Muskatnüsse erntet«, meinte Michel lächelnd, obgleich ihm innerlich überhaupt nicht nach Lachen zumute war.
    »Kaum«, sagte Mutatulli. »Erstens würde Karo es sofort wittern, und dann kann ich an der ganzen Plantage auf einen Blick erkennen, ob hier Nüsse geerntet werden. Die Art des Erntens dürfte in ganz Niederländisch-Indien gleich sein.«
    Sie fuhren weiter. Zwei, drei Inseln liefen sie noch an. Dann verschwand die Sonne.
    Sie kreuzten vor einer kleinen Bucht und warteten auf das Herannahen der Schiffe. »Etwas gefunden?« fragte Jardín, als sie an Bord stiegen.
    »Noch nicht«, antwortete Michel. »Schließlich können wir ja nicht zaubern. Für ein kleines Weilchen werdet Ihr wohl Eure Ungeduld noch bezähmen müssen.«
    Die Mannschaft stürzte sich auf Mutatulli und Ojo. Sie waren nicht besonders zart besaitet und sparten nicht mit Spottreden.
    »Diablo!« fuhr Ojo sie an. »Wir können uns die Insel nicht aus dem Finger schneiden. Wartet gefälligst ab. Ein paar Tage wird die Suche schon noch dauern,« »Wir haben ja auch Zeit«, meinte einer voller Hohn.
    »Seit wann hast du es so eilig?« fragte Ojo, ohne sich aus der Ruhe bringen zu lassen. »Aale
dich in der Sonne und guck dir den schönen blauen Himmel an, damit du zu Hause mal was zu
erzählen hast, du junger Hopser.«
Die anderen lachten.
Später kamen Ernesto, der Maat, und Fernando de Navarra zu Ojo. Sie nahmen den Riesen
beiseite, und Fernando fragte:
»Sag mal, glaubst du noch an einen Erfolg?«
»Ja. Warum sollte ich nicht?«
»Hier glaubt nämlich niemand mehr daran«, meinte Ernesto.
    »Ach, laß mich in Ruhe! Ihr spinnt schon alle. Möchte wissen, weshalb es unmöglich sein soll, einmal etwas Außergewöhnliches zu entdecken! Der Señor Doktor glaubt daran, und so glaube auch ich daran. Das ist doch ganz einfach.« »Trotzdem — —« sagte Ernesto und ließ das weitere offen.
    »Ich weiß nicht, was mit euch los ist! Ihr habt doch hier nichts auszustehen! Ob wir ein paar Tage länger hier liegen oder nicht, das ist doch ganz gleichgültig.«
    »Ich meine, wir sollten lieber machen, daß wir hier wegkommen«, sagte Fernando. »Immerhin
sind das hier von den Holländern beherrschte Gewässer. Und wir alle glauben kaum, daß sie uns
die Sache mit Dieuxdonné vergessen haben.«
Ojo staunte.
    »Seit wann habt ihr Angst vor einem kleinen anständigen Krieg?«
    »Wir haben keine Angst vor dem Kampf. Aber erstens können wir uns hier zwischen den Inseln nicht richtig bewegen, und zweitens wird es Zeit, daß wir unsere Munition irgendwo mal wieder auffrischen.«
    »Ah bah, für ein paar Holländer reicht es noch allemal. Außerdem, wo sollen wir überhaupt in der nächsten Zeit Munition hernehmen, wenn wir kein Geld haben, welche zu kaufen?« Die beiden Seeleute blickten einander an. Dann sagte Ernesto fest:
    »Den Leuten fällt das Suchen nach Handelsobjekten allmählich auf die Nerven. Wenn es nach ihnen ginge, hätten wir längst, was wir brauchen.«
    »Aha, daher weht der Wind. — Ihr seid eben unverbesserliche Piraten.« »Ja.«
    »Aber es geht nun mal nicht nach ihnen. Solange der Señor Doktor und ich an Bord sind, gibt es
keine Seeräuberei, verdammt nochmal.«
Ernesto und Fernando nickten.
    »Hast schon recht«, sagte der Student. »Ich bin auch nicht dafür, wenn wir in zivilisierten Gewässern sind. Aber hier unten fahren doch alle möglichen Schiffe herum. Warum machen wir uns nicht an ein paar heran, ein paar englische zum Beispiel oder holländische? Wir brauchen sie ja nicht gleich zu versenken. Wir entern sie, und versorgen uns mit dem Nötigsten, und dann auf und davon — wieder in freundlichere Gefilde.« »Wie kommt ihr nur auf diese verfluchten Gedanken?«
    »Weißt du«, fuhr Fernando fort, »das ist ganz einfach. Stell dir einmal vor: da bekämpfen wir einen Piraten, diesen Dieuxdonné, meine ich. Wir haben ihn fast unten, ein paar Schüsse noch, und er wäre erledigt gewesen. Wir hätten als gefeierte Helden in Batavia oder sonstwo einziehen können. Und da plötzlich läßt ihn Don Silbador laufen, nachdem er sich stundenlang mit ihm unterhalten hat. Immerhin war es ja mal unsere Absicht, alle Piraten zu bekämpfen und zu vernichten.« Ojo starrte die beiden an.
    »Ich begreife überhaupt nichts mehr. Seid ihr plötzlich auf seiten des Holländers? Und weshalb dieser Umschwung? Euch war doch der Dieuxdonné auch sympathischer als dieser
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