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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut
Autoren: Bernst Guben
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warf Marina ein.
    Michel legte das Besteck zusammen. Er hätte mit der Faust auf den Tisch schlagen mögen. Die Hitze im Raum war unerträglich. Unvermittelt stand er auf und sagte kurz:
    »Buenas noches.« Dann ging er hinaus.Auf Deck fühlte er sich wohler.
    Als er an der Reling stand, hörte er hinter sich ein Geräusch. Er wandte sich um und sah den Häuptling, wie er zwischen zwei Steinen irgend etwas zerrieb. »Was tut Ihr da?« fragte Michel.
    »Ich zerkleinere eine Muskatnuß zu Pulver. Ich brauche es für den Hund.« »Ah!«
    Das reibende Geräusch verursachte Michel Schmerzen in den Ohren. Nach einer Weile meinte Mutatulli:
    »Ich glaube, wir werden die Insel bald finden. Die Korallen haben wir hinter uns. Und das
andere ist ein Kinderspiel.«
»So? - Meint Ihr?«
»Aber ja. Karo ist ein äußerst gescheiter Hund.«
    »So. — Und wie stellt Ihr Euch das Suchen überhaupt vor? Sollen wir an jeder Insel anlegen, um den Hund die richtige Witterung aufnehmen zu lassen?«
    »Nein, Herr. Das wäre sehr umständlich. Am besten wird es sein, Ihr gebt mir ein Boot. Karo wird sich in den Bug setzen. Wir werden rudern und Insel für Insel abstreifen. Es wird ein paar Tage dauern. Aber dann werden wir sie mit Gewißheit finden.« »Ihr seid sehr zuversichtlich, wie?« »Durchaus. Sonst hätte ich Euch ja nicht hierher geführt.«
    »Na, wollen wir das Beste hoffen. Ich werde mit Euch in dem Boot fahren. Und dann wird uns
Ojo begleiten. Wir können auf dem kleinen Beiboot übrigens ein Segel setzen. Das erspart uns
viel Kraft.«
Mutatulli nickte eifrig.
    »Ojo ist stark und Ihr seid stark. Wir werden ein gutes Stück schaffen. Es wird sehr schnell gehen.«
    Michel nickte. Irgendwie fühlte er sich von der Zuversicht des Eingeborenen beruhigt. Und Ojo würde bei ihnen sein. Sollten sie auf den Schiffen denken, was sie wollten. »Welche Zeit wird am günstigsten sein, um aufzubrechen?« »Sonnenaufgang, spätestens«, sagte Mutatulli. »Gut, fahren wir, sobald es tagt. Ich bin zur Stelle.«

    77

    Noch bevor die ersten Sonnenstrahlen über dem Wasser spielten, saßen Mutatulli, Ojo, Michel und Karo im Boot. Der Häuptling hatte zwei Reibesteine neben sich gelegt. Sorgfältig verschlossen stand auf dem Boden des Bootes ein irdenes Gefäß. Das war das wichtigste Stück an Bord. Darin befand sich nämlich das Muskatnuß-Pulver. Das Gefäß war so gut abgedichtet, daß selbst Karo nichts witterte. Denn wenn der starke Duft dem Topf ungehindert hätte entströmen können, so würde Karo bald nichts anderes mehr als diesen Geruch wahrgenommen haben. Karo aber sollte die Insel finden.
    Als der Pfeifer und Ojo die Ruder zum erstenmal eintauchten, standen oben an der Reling der »Trueno« die Männer und warfen ihnen teils höhnische, teils ermunternde Blicke nach. Das kleine Boot schoß geschwind dahin.
    Es war verabredet worden, daß die Schiffe langsam folgen sollten, sobald man das Boot aus den Augen zu verlieren drohte.
    Die Pracht, die die aufgehende Sonne vor den Augender drei einsamen Bootsfahrer entfaltete, war ein einmaliges Erlebnis. Das Licht sprang über das ruhig daliegende Wasser, hüpfte von Gestade zu Gestade und versprenkelte seine Kraft auf dem Wasser in ungezählten sprühenden Funken.
    Der Pflanzenwuchs der Inseln war sehr reich. Hohe Bambushaine, regelrechte Dschungel säumten bei vielen das Ufer. Andere wieder stiegen in sanftem Grün vom Meer aus an, bis ein Wald oder ein Berg die Sicht nahm.
    Und wenn auch Michel immer noch am Gelingen des Vorhabens zweifelte, so entschädigte ihn diese Naturschönheit doch für viele spöttische Blicke, die er während der letzten Zeit von Marina de Andalusia empfangen hatte.
    Karo saß vorn und witterte voraus. Denn Mutatulli hatte jetzt etwas von dem Mehl der Muskatnüsse auf einen Lappen gerieben, den er dem Hund von Zeit zu Zeit vor die Nase hielt. Karo schien bald zu begreifen, was man von ihm wollte. Sofern man dicht am Ufer einer Insel vorüberstrich, richtete er sich auf und streckte schnuppernd die Nase vor. Aber er machte während der nächsten Stunden keine Anstalten, aus dem Boot zu springen und ans Ufer zu eilen. Die kleineren Inseln waren fast alle unbewohnt. Auf den größeren sah man durch das Glas ab und zu menschliches Leben. Manchmal stieg irgendwo Rauch auf. Als es dem späten Nachmittag zuging, kamen sie an einer vorüber, die eine weiße Ansiedlung trug. Man sah zwar niemanden außer ein paar Sklaven; aber das Herrenhaus hatte einen durchaus
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