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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal
Autoren: Kyra Groh
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meinen Teil studiere Anglistik und,– nur um eventuelle Fragen vorwegzunehmen– was ich damit machen will, weiß ich noch nicht.
    Im Übrigen heiße ich Felicitas Grün, aber nur meine Mutter nennt mich Felicitas. Mein Vater nennt mich Fee, und meine Freunde nennen mich Feli. Ich selbst nenne mich auch Feli, weil ich zumindest die meiste Zeit ein Freund von mir bin.
    Jetzt muss ich mich allerdings um Cem kümmern, weil er nach eigener Aussage im Augenblick lautstark an Ramadan stirbt.
    BESTE FREUNDIN
    Ich höre, wie es an der Tür klingelt. Meine Freundin Sophie ist da.
    Sie besucht mich und Cem sehr oft, und ich bin mir sicher, dass Cem verliebt in sie wäre, wenn er Brüste aus mehr als nur anatomischen Gründen interessant finden würde. Besonders seit er an Ramadan leidet, hat er ein Faible für Sophie, weil sie in den Semesterferien beim Cateringservice ihrer Eltern arbeitet und sehr oft nach Anbruch der Dunkelheit leckere Sachen vorbeibringt.
    Sie balanciert eine weiße Pappschachtel in die Küche und präsentiert gefüllte Leckerchen und eingelegte Schmeckerchen.
    »Oh! OH ! Essen. Es ist dunkel, oder, Feli? Ist es dunkel?«
    »Stockdunkel«, versichere ich ihm und sehe, dass es sowieso schon zu spät ist. Das Burgerpapier lugt schon aus dem überfüllten Papierkorb heraus.
    Sophie deckt den Tisch für uns, zaubert von irgendwo eine Flasche Wein herbei, entkorkt sie und schenkt mir und sich ein. Cem trinkt keinen Wein, denn er will seinen Magen nicht mit so etwas Unsinnigem wie Flüssigkeit füllen. Außerdem sei ja Ramadan, betont er. Als wüsste ich das nicht so langsam.
    »Oh, ist das gut«, stöhnt Cem und schiebt sich etwas gefülltes Pilzähnliches zwischen die Zähne.
    Sophie ist aus vielen Gründen eine meiner besten Freundinnen. Ein wichtiger Grund ist, dass ich ihre bin. Weil wir uns voll und ganz akzeptieren, wie wir sind, und noch nie versucht haben, uns zu ändern. Sie ist ziemlich klug. Zwischen den Leckereien erzählt sie zum Beispiel eine halbe Stunde von Charles Darwin und von irgendwelchen Finken, die nach ihm benannt sind. Wenn ich mir so etwas merken müsste, würde mein Kopf platzen. Außerdem ist sie sehr lustig und in der Lage, ihre Intelligenz und ihren Humor zu kombinieren. Sie kann aber nicht nur intellektuelle Witze reißen, sie hat auch einen ausgezeichneten Sinn für Fäkalhumor, und das schätze ich sehr.
    Unsere Freundschaft zeigt sich in kleinen, unbedeutenden Situationen. Wir können uns zum Beispiel sagen, dass wir mal ein Deo benutzen sollten, oder ohne nachzufragen vom Teller der anderen naschen, wenn wir essen sind. Wir können miteinander viele Flaschen Sekt trinken, um dann aus dem Sexnähkästchen zu plaudern, wir können uns ins Gesicht sagen, dass wir heute schlecht angezogen sind, genauso wie wir uns Komplimente machen können.
    Sophie ist einundzwanzig und studiert Lehramt. Sie weiß, dass ich deswegen von ihr denke, sie hätte sie nicht mehr alle, weil ich die Vorstellung, mein ganzes Berufsleben mit verpickelten Bushido-Fans zu verbringen, furchtbar frustrierend finde. Wenn ich Lehrerin wäre, wäre es eine beiderseitige Zumutung.
    »Ich hab gesehen, ihr bekommt neue Nachbarn«, bemerkt sie, während sie über den Rand ihres Weinglases reibt und dadurch einen Ton erzeugt.
    »Tatsächlich?«, fragt Cem. »Welche Wohnung ist denn frei?«
    »Die im Erdgeschoss, direkt neben der Eingangstür links.«
    »Warum weißt du das?«, frage ich und scheitere bei dem Versuch, ihren Weinglastrick nachzumachen.
    »Ein Kerl trägt Kisten in die Wohnung. Es sah aus wie ein Einzug.«
    »Ein Kerl? Also ein Mann ?«, will Cem wissen.
    Sophie nickt. »Mitte zwanzig. Blond. Ganz schnuckelig.«
    Cem wirkt interessiert.
    »He, es ist Ramadan. Kein Geschlechtsverkehr.«
    »Woher weißt du das alles?«, fragt er mich zischend mit verengten Augen.
    »Hat mir Tante Google erzählt. Wenn ich drauf achten soll, dass du keine Regeln brichst, muss ich die Regeln kennen. Kein Essen und Trinken bei Tageslicht, kein Fluchen, kein Sex.« Ja, ich habe mich informiert, schließlich wollte ich das Ganze zusammen mit ihm durchziehen. Fünf Stunden lang.
    »Ich halte morgen mal die Augen offen. Neue Nachbarn müssen wir willkommen heißen«, verkündet er.
    Fein.
    Cem plant bereits, die neuen Nachbarn mit Brot und Salz in die Hausgemeinschaft aufzunehmen.
    HOLTERDIPOLTER
    Während der Semesterferien ist mir ein bisschen langweilig. Aber mir ist nicht so langweilig, dass ich mir einen Job suchen würde.
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