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Pinguine lieben nur einmal

Pinguine lieben nur einmal

Titel: Pinguine lieben nur einmal
Autoren: Kyra Groh
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Gastgeberin.
    AUSSERDEM :
    HMB – ein verkleidetes Skelett; ein italienischer Eisverkäufer mit akzentfreiem Deutsch; Zylindermännchen und Wahrheitsmännchen; Mirko– der neue Mitbewohner; ein kahlgeschorener Gangsterrapper; mein Papa, mein Bruder und meine Oma.
    SPECIAL GUESTS :
    Rufus Beck– das beste Schlafmittel der Welt; Harry Potter, Ron Weasley, Neville Longbottom und Mad-Eye Moody, außerdem eine Spinne; Brad Pitt und die eine oder andere Angelina; Charles Darwin; Tine Wittler; Ray Charles; Janis Joplin; Deichkind– und sie machen gewaltig Remmidemmi; Hape Kerkeling; Benjamin Lebert mit Tom Schilling und Robert Stadlober im Schlepptau; der Tigerenten-Janosch; Arnold Schwarzenegger; sublustige Menschen; Winnie Puh; Katja Epstein, Freddie Prinze Junior; Daredevil.

CEM FINDET RAMADAN DOOF
    »Ich hasse dich«, lässt mich Cem zum wiederholten Male wissen.
    »Ich weiß«, sage ich ihm. Ich habe es im vergangenen Jahr ertragen, dass mich Cem eine Mondsichel lang gehasst hat, also werde ich es auch dieses Jahr verkraften.
    »Ich meine, ernsthaft, Feli, ich hasse dich. Heute besonders doll!«
    »Ja, ich weiß. Ich komm damit klar.« Auch gestern hat er mich besonders doll gehasst. Ich beiße herzhaft in meinen Chickenburger.
    »Ist es schon dunkel?«
    »Cem, es ist erst sechs.«
    »Um sechs ist es dunkel.«
    »Ja, im November vielleicht, aber nicht Ende August.«
    »Ich sterbe.«
    »Du bist theatralisch.«
    »Nein, wirklich. Ich. Sterbe.«
    Cem stirbt seit letzter Woche jeden Tag. Oft auch mehrfach täglich. Und wenn er nicht gerade stirbt, dann schaut er auf die Uhr oder aus dem Fenster. Cems Definition von Dunkelheit hat sich seitdem drastisch verändert.
    »Ich finde, es ist ziemlich dunkel.« Er zieht die Küchenvorhänge ganz auf, um den zartblauen Himmel zu kontrollieren. »Wirklich. Ziemlich dunkel. Es ist echt erst sechs? Du musst dich irren.«
    Ich schüttele den Kopf und wickele den halb aufgegessenen Burger wieder in das Papier. »Ich lass dir das übrig, okay?«, frage ich ihn.
    Er kniet vor mir nieder, küsst meine Hände und preist: »Oh, oh Feli, ich liebe dich.«
    Auch das weiß ich. Cem hat es sehr gerne, wenn ich ihm etwas zu essen übrig lasse, weil das nicht oft vorkommt. Ich esse nämlich gerne (auch gerne mal zu viel) und fürchte deswegen immer, man könnte mir etwas wegfuttern.
    Ich steige über Cem hinweg, der auf dem Boden kauernd die eingepackte Kalorienbombe fixiert und auf die Dämmerung wartet, und durchforste den Kühlschrank. Irgendwie habe ich ein gespaltenes Verhältnis zu Kühlschränken. Ich mag sie, weil sie meine Leidenschaft fürs Essen unterstützen, gleichzeitig hasse ich sie aus ebendiesem Grund. Außerdem hasse ich, dass man darin nie etwas findet, das zu einem gewissen Zeitpunkt eine gewisse Lust befriedigt. Noch mehr hasse ich sie, wenn sie leer sind.
    »Haaalloo«, rufe ich in den Kühlschrank und erwarte ein Echo. »Das kann doch nicht wahr sein. Wo ist denn mein Saft?« Ich krieche fast in den Kühlschrank. Hinter mir höre ich Cem »Ich war’s nicht« murmeln.
    Wütend drehe ich mich zu ihm um und explodiere. »Du hast meinen Saft getrunken! Dabei weißt du genau, dass ich das nicht ausstehen kann. Das bringt alles durcheinander. Ich kaufe immer so viel Saft, dass es für eine Woche reicht. Jetzt geht das Konzept nicht auf. Was soll ich denn jetzt machen? Soll ich etwa schon am Donnerstag einkaufen gehen?«
    Cem sieht mich schuldbewusst an und grummelt: »Ich hab mir extra heute den Wecker auf fünf gestellt, weißt du, und dann hatte ich solche Lust auf deinen Saft. Ich kauf dir neuen, ehrlich.«
    »Nein«, bocke ich und lasse mich mit einer doofen Flasche Wasser auf meinen Stuhl plumpsen.
    Cem betrachtet abwechselnd den Burger und die Farbe des Himmels.
    »Iss ihn halt, verdammt noch mal!«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Ich werde mit dem Weil-Ramadan-ist-Blick beäugelt, den ich dieser Tage sehr häufig auf mir spüre.
    Zu Beginn wollte ich Cem unterstützen und habe ihm versprochen, mit ihm zusammen zu ramadanen. Aber es war einfach zu schwierig für mich, da ich sehr gerne Nahrung zu mir nehme, ohne mir den Wecker stellen zu müssen, und weil ich tagtäglich den kompletten Sündenkalender abklappere: Ich lüge, ich fluche, ich trinke viel Koffein und hin und wieder Alkohol.
    Kurzum: Ich habe keine fünf Stunden durchgehalten. An meinem ersten Ramadan-Tag war ich mittags um zwei so unausstehlich, dass mich Cem zum Essen eingeladen hat. Das heißt, ich habe
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