Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pilger des Zorns

Pilger des Zorns

Titel: Pilger des Zorns
Autoren: Uwe Klausner
Vom Netzwerk:
Hosenscheißern hier.«
    »Irrtum.«
    Trotz der Strapazen, die ihm immer noch in den Knochen steckten, hatte Marek Husine č den Verlauf des Disputs mit wachsendem Interesse verfolgt, dem Kapitän hinter vorgehaltener Hand etwas zugeflüstert und die Tuchhändlerwitwe nicht aus den Augen gelassen. Diese war ob seiner Replik denn auch völlig überrascht, wenn nicht gar überrumpelt. »Du redest, wenn du gefragt wirst, Tschechenfurz, ist das klar?«, keifte sie Husine č mit feuchter Aussprache an.
    »Noch ein Wort, abgehalfterte Spinatwachtel, und du kannst dein Testament …«
    »Ruhig Blut, Bruder!«, beruhigte Husine č den Kapitän. »Mit einer sachdienlichen Aussage ist uns momentan mehr geholfen.«
    »Aussage?«
    »Gewiss doch, Jan. Falls sich Bruder Hilpert überhaupt dafür interessiert.«
    »Und wie.« Endlich. Der ersehnte Hoffnungsschimmer. Bruder Hilpert atmete insgeheim auf. Jetzt kam alles darauf an, für welche Seite sich Husine č entscheiden würde. »Ich höre«, fügte er äußerlich gelassen an.
    Husine č ließ sich nicht lange bitten. »Um es kurz zu machen, Bruder – Ihr habt recht«, gestand er ein. »Meine Hochachtung.«
    »Zu viel der Ehre«, wehrte Bruder Hilpert ab. »Und darum ohne Umschweife: Was habt Ihr zur Lösung des Falles beizutragen?«
    »Eine Menge.«
    »Und das wäre?«
    »Irgendwann im Verlauf der vergangenen Nacht, nach meiner Schätzung etwa eine Stunde nach Sonnenuntergang, ist es in der Kajüte nebenan zu einer heftigen Auseinandersetzung gekommen. Von meinem Versteck aus habe ich alles ganz genau hören können.«
    »Eine Auseinandersetzung zwischen wem?«
    »Zwischen dem Visitator und dieser Frau.«
    »Irrtum ausgeschlossen?«
    »Vollkommen.« Husine č straffte sich. »An die Stimme des Visitators erinnere ich mich noch gut. Schließlich ist das mit den Verhören in Konstanz noch nicht allzu lange her.«
    »Und an die von Frau Raab?«
    »Wenn es sein muss, würde ich sie aus Tausenden heraushören können. Sie hat sich mir auf Anhieb eingeprägt.«
    »Worum ist es bei besagtem Zwist gegangen?«
    »Um Malachias. Beziehungsweise seine Ermordung.« Husine č ’ Blick wechselte zwischen der Tuchhändlerwitwe und Coelestinus hin und her. »Der da war alles andere als begeistert«, fuhr er mit Nachdruck fort, während sein ausgestreckter Zeigefinger in die Richtung des Visitators wies. »Anders ausgedrückt: Er war dagegen.«
    »Etwas präziser, bitte.«
    »Im Verlauf des Gesprächs, das alsbald in einen handfesten Streit ausgeartet ist, hat die ehrenwerte Dame zu Eurer Rechten immer mehr die Contenance verloren. Dergestalt, dass sie Eurem Bruder vom Orden des heiligen Dominikus zuerst gedroht, ihn dann aber, als ihre Worte nicht gefruchtet haben, mit Beschimpfungen geradezu überschüttet hat.«
    »Und weiter?«
    »Zu guter Letzt hat sie ihn derart in die Enge getrieben, dass Coelestinus eingewilligt hat.«
    »Mit welchem Argument?«
    »Er, womit Malachias gemeint war, habe seine Schwester auf dem Gewissen. Er sei ein Vergewaltiger, Nichtsnutz, Frauenschänder. Vater ihres tot geborenen Kindes. Eine Schande für die ganze Familie. Deren Ehre der Visitator wiederherzustellen habe. An der Ermordung von Malachias führe somit kein Weg vorbei. Nur ein Feigling habe vor so etwas Angst. Kleinliche Bedenken seien da fehl am Platz. Erst wenn Malachias beseitigt sei, könne das Mädchen wieder aufatmen. Erst dann sei die Tat, die der Sakristan begangen habe, gesühnt.«
    »Und dann?«
    »Hat sie ihm bis ins Detail vorgeschrieben, was der Visitator, den sie im Übrigen mit ›mein Sohn‹ anzusprechen pflegte, zu tun habe.«
    »Als da ist?«
    »Um Malachias bei nächstbester Gelegenheit aus dem Weg zu räumen, sei die Haarnadel geradezu ideal, hat sie gesagt. Vorausgesetzt, sie würde nach vollendeter Tat verschwinden. Das dürfe er natürlich nicht vergessen. Darüber hinaus hat sie ihm eingeschärft, ihr nach getaner Arbeit Bescheid zu sagen. Sie habe nämlich noch etwas ganz Besonderes vor.« Husine č hielt inne und holte tief Luft. »Und dann war da noch die Sache mit dem Geld.«
    »Ich höre.«
    »Ob er es nur recht gründlich versteckt habe, wollte die ehrenwerte Dame wissen. Damit könne man viel anfangen. Speziell, wenn man so knapp bei Kasse sei wie sie.«
    »Waren das ihre Worte?«
    Husine č nickte. »Und obendrein die Wahrheit«, fügte er nachdrücklich hinzu.
    »Na schön.« Bruder Hilpert erwiderte das Nicken und wandte sich an den Kapitän. »Und Ihr, Hlavá č ek?
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher