Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Phönix

Titel: Phönix
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
Anzeigenentwürfen montiert war.
    Ich hörte, wie die Tür hinter uns geöffnet wurde. Ich drehte mich um. Mickey kam auf mich zu. »Habe ich nicht gesagt, daß ich nicht gestört werden will!« fuhr ich sie an.
    »Mrs. Schuyler ist da, um Sie zu sprechen«, sagte sie ruhig und achtete überhaupt nicht auf meine schlechte Laune. Ich schaute sie verwirrt an.
    »Mrs. Schuyler? Wer zum Teufel ist denn das?«
    Mickey schaute auf eine schmale Visitenkarte, die sie in der Hand hielt. »Mrs. Hortense E. Schuyler«, las sie. Sie streckte mir die Karte entgegen. »Sie sagt, sie hätte mit Ihnen eine Verabredung.«
    Ich nahm ihr die Karte ab und schaute sie mir an. Nur der Name, in einfachen Buchstaben. Er sagte mir gar nichts. Ich gab sie ihr zurück. »Ich kann mich an keine Verabredung erinnern«, sagte ich. »Ich habe mir extra den ganzen Nachmittag freigehalten, um mit Chris dieses Projekt hier zu Ende zu bringen.«
    Ein eigenartiger Ausdruck lag in Mickeys Blick, als sie mir die Karte wieder abnahm. »Was soll ich ihr sagen?« erkundigte sie sich.
    Ich zuckte mit den Achseln. »Sagen Sie ihr irgend etwas. Ich sei verreist oder in einer Konferenz oder sonst was. Damit wir sie loswerden. Ich will jetzt das hier erst fertigmachen.« Und schon hatte ich mich wieder der Tafel zugewandt.
    Mickeys Stimme klang über meine Schulter. »Sie sagt, sie hätte volles Verständnis, wenn Sie keine Zeit für sie haben, nachdem sie so kurzfristig angemeldet worden sei. Aber sie wird morgen nach-mittag in Washington zurückerwartet. Sie möchten ihr doch sagen, wann es Ihnen zu einem späteren Zeitpunkt paßt.«
    Jetzt fiel der Groschen! Nun erinnerte ich mich: das war doch eine von Edith Remeys >Mädchen<. Rasch drehte ich mich um.
    »Warum haben Sie denn das nicht gleich gesagt?« fragte ich sie. »Deshalb hat mich Paul ja heute morgen angerufen. Ich muß mit ihr sprechen.« Ich dachte nach. »Sie möchte sich einen Moment gedulden. Sagen Sie ihr, wie sehr ich diese Verzögerung bedaure. Ich rufe zurück, sobald wir hier fertig sind.«
    Der eigenartige Ausdruck in Mickeys Blick verschwand, sie sah erleichtert aus. »In Ordnung, Chef«, antwortete sie munter.
    Ich schaute Chris an. »Ja, das war's für heute«, sagte ich ärgerlich.
    »Da bleibt Ihnen aber nicht viel Zeit«, entgegnete er. »Um zwei Uhr sollen Sie Matt Brady und den Vorstand treffen, und bis dahin müssen Sie den ganzen Plan ja beinahe auswendig können!«
    Ich kehrte an meinen Schreibtisch zurück. »Ich kann es nicht ändern, Chris«, sagte ich. »Wenn ich steckenbleibe, muß ich eben improvisieren; das habe ich schon öfter gemacht.«
    Er stand vor dem Schreibtisch und schaute mich mißbilligend an.
    »Das sind immerhin gewitzte Burschen!«
    Ich setzte mich. »Machen Sie sich keine Sorgen, Chris«, beruhigte ich ihn. »Es sind auch nur Menschen, oder nicht? Genau wie wir. Die mögen auch gern Geld, Frauen und Schnaps und tragen Kleider und keine Flügel. Wir werden sie schon kriegen, genau wie alle anderen. Jeder Mensch kann gewonnen werden, wenn man erst mal weiß, worauf er hinaus will. Und wenn wir das herausbekommen, kriegen wir auch den Auftrag. Einfache Sache.«
    Er schüttelte den Kopf, während ich auf den Knopf der Sprechanlage drückte. Ich lachte vor mich hin. Armer, alter Chris! Er lebt immer noch in einer altmodischen Welt, wo es nur ums Geschäft und um sonst gar nichts ging. Ich erinnerte mich noch, als er zum erstenmal hörte, daß ich für einen Kunden eine >Dame< besorgte.
    Er lief so rot an, daß ich Angst hatte, es würde auf seinen weißen, steifen Kragen abfärben.
    »Also los, Mickey. Schicken Sie die alte Schachtel rein«, rief ich in die Sprechanlage.
    Ich hörte durch den Lautsprecher, wie sie überrascht die Luft anhielt. »Was haben Sie gesagt, Brad?« hallte ihre Stimme an mein Ohr.
    »Ich sagte: Schicken Sie die alte Schachtel rein. Was ist denn heute nachmittag los mit Ihnen? Sind sie taub oder was?«
    Ihr Flüstern wurde zu einem Kichern: »Haben Sie sie denn schon jemals gesehen?«
    »Nein«, fuhr ich sie an, »und ich hoffe auch, sie nach dem heutigen Tag nicht noch einmal sehen zu müssen!«
    Jetzt lachte sie richtig. »Zehn zu eins, daß Sie Ihre Meinung ändern! Wenn nicht, dann muß ich Ihnen das nächstemal allerdings wohl glauben, daß das Kapital Frauen für Sie abgeschlossen ist.«
    Der Lautsprecher knackte. Ich schaute zu Chris hinüber. »Sie ist völlig übergeschnappt!«
    Er lächelte traurig und ging auf die Tür zu.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher