Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Phönix

Titel: Phönix
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
ungläubig. »Sie hat mir immer gesagt, sie wolle keinen
    Nerzmantel.«
    »Daddy, du bist wirklich naiv! Die Frau möchte ich sehen, die nicht gern einen Nerzmantel hätte, egal, was sie auch behauptet.« Sie lachte. »Also wirklich. Ich weiß nicht, was Mom an dir gefunden hat. Du bist kein bißchen romantisch.«
    Jetzt mußte ich selbst lachen. Fast hätte ich sie gefragt, ob sie etwa noch an den Klapperstorch glaube. Aber so kann man mit einer Sechzehnjährigen nicht mehr reden, die über alles Bescheid weiß - auch wenn es die eigene Tochter ist. Ich sprach    jetzt    ganz
    ernsthaft mit ihr. »Du meinst also, ich sollte ihr    wirklich    einen
    Nerzmantel schenken?«
    Sie nickte und hielt vor der Schule.
    »Na gut, dann mach ich's!« antwortete ich.
    »Du bist in Wirklichkeit gar nicht so übel, Dad«, behauptete sie und lehnte sich gegen die Tür des Wagens.
    Ich rutschte ans Steuer hinüber und beugte mich dicht zu ihr. »Vielen Dank auch«, sagte ich feierlich.
    Sie gab mir rasch einen Kuß.
    Gegen elf Uhr war ich im Büro. Ich war bester Laune. Don hatte mir versprochen, für Marge etwas ganz Besonderes anzufertigen. Er besaß noch ihre Maße von dem Persianer, den sie sich im letzten Sommer hatte machen lassen. Ich war überzeugt, daß er sein Bestes tun würde. Das wollte ich ihm auch geraten haben. Schließlich schüttelte man sechstausendfünfhundert Dollar nicht so einfach vom Baum runter.
    Mickey blickte auf, als ich hereinkam. »Wo haben Sie denn gesteckt, Chef?« erkundigte sie sich und nahm mir Hut und Mantel ab. »Paul Remey hat schon den ganzen Morgen aus Washington angerufen.«
    »Einkaufen«, erklärte ich ihr und ging in mein Büro. Sie folgte
    mir. Ich drehte mich um. »Was wollte er denn?«
    »Das hat er nicht gesagt. Nur - daß er Sie sofort sprechen müßte.«
    »Na, dann rufen Sie gleich zurück«, ordnete ich an und setzte mich an meinen Schreibtisch. Die Tür schloß sich hinter ihr, und ich fragte mich, was Paul wohl auf dem Herzen haben könnte. Ich hoffte nur, daß alles in Ordnung war. Bei einem Regierungsposten konnte man nie sicher sein, egal wie begabt man auch war - selbst als persönlicher Assistent des Präsidenten nicht, wie Paul es war.
    Ich mochte ihn wirklich gern. Wenn es ihn nicht gegeben hätte, wäre ich niemals so weit gekommen, wie ich heute war. In gewisser Hinsicht war es sein Verdienst, und es reichte weit zurück, bis in die ersten Kriegstage.
    Mit Entschiedenheit war ich damals von allen Waffengattungen abgewiesen worden, bis ich schließlich bei der Propagandaabteilung im Überwachungsamt für Kriegsproduktion landete. Da traf ich zum erstenmal mit Paul zusammen. Er leitete eine Abteilung, die vor allem für den Ausbau der Schrottverwertungskampagne verantwortlich war. Ich wurde damals seinem Büro zugeteilt.
    Und wie's halt manchmal so geht: wir waren zwei Menschen, die sich auf Anhieb sympathisch fanden. Er war drüben im Westen ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann gewesen, hatte seinen ganzen Laden verkauft und war nach Washington gekommen, um sich der Regierung zur Verfügung zu stellen. Ich hatte für eine Filmgesellschaft gearbeitet und war nach Washington gekommen, weil es hieß, die Erwerbsmöglichkeiten wären dort gut, und weil mich meine bisherige Firma gerade rausgeworfen hatte. Er leistete eine Mordsarbeit, und denselben Eindruck hatte er auch von mir. Als der Krieg zu Ende war, rief er mich in sein Büro: »Was wirst du denn jetzt anfangen, Brad?«
    Ich erinnere mich noch, wie ich mit den Achseln zuckte: »Mich vermutlich nach einem Posten umschauen.« »Hast du jemals daran gedacht, dich selbständig zu machen?« fragte er.
    Ich zuckte wieder mit den Achseln. »So was ist eine große Sache. Das kann ich mir nicht leisten. Dazu habe ich nicht das Geld.«
    »Das meine ich auch nicht«, erklärte er. »Ich meine in der Werbung. Ich kenne da einige Geschäftsleute, die an dieser Art von Hilfe, wie du sie ihnen geben könntest, unter Umständen interessiert wären. Für den Anfang brauchst du nichts weiter als ein kleines Büro.«
    Ich hatte ihn über den Schreibtisch hinweg angestarrt. »Das ist das Luftschloß jedes Presseagenten«, sagte ich und zog mir einen Stuhl heran. »Aber erzähl mir mehr darüber. Sprich dich ruhig aus.«
    Das war der Anfang. Es begann mit einem Einzimmerbüro und Mickey als Sekretärin; und daraus entstanden die ausgedehnten Büroräume, in denen jetzt fünfundzwanzig Angestellte saßen. Paul hatte viele
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher