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Phönix

Titel: Phönix
Autoren: Unbekannter Autor
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Planung einer solchen Aktion behilflich sein, damit auch wirklich etwas dabei herauskommt.« Sie schaute mich erwartungsvoll an.
    Ich fühlte einen bitteren Zynismus in mir aufsteigen. Sie war eben doch eine von Ediths >Mädchen<, egal, wie sie aussah. Das einzig Wichtige bei der ganzen Sache war für sie, möglichst groß in der Presse herauszukommen - als Entschädigung für ihre Bemühungen. Ich war enttäuscht.
    Ich wußte eigentlich nicht, warum. Aber trotzdem. Diese Damen der guten Gesellschaft waren doch alle gleich. Klasse oder nicht Klasse, sie waren alle durch die Bank reklamesüchtig, auf der Jagd nach möglichst fetten Artikeln über sie selbst. Ich stand auf.
    »Ich werden Ihnen selbstverständlich gern behilflich sein, Mrs. Schuyler«, erklärte ich brüsk. »Hinterlassen Sie doch bitte Ihren Namen und Ihre Adresse bei meiner Sekretärin. Halten Sie uns auf dem laufenden über alle Unternehmungen Ihrer Organisation, und natürlich auch über Ihre persönliche Aktivität. Wir werden dafür sorgen, daß Sie die entsprechende Reklame und Berichterstattung darüber bekommen.«
    Sie starrte mich überrascht an. Bestürzung lag in ihren Augen, daß unser Gespräch ein so abruptes Ende gefunden hatte.
    Ihre Stimme klang ungläubig: »Ist das alles, was Sie in dieser Hinsicht tun können, Mr. Rowan?«
    Ich schaute sie nun gleichfalls verwirrt an. Ich hatte alle diese Heuchlerinnen so satt, die in Nerzmänteln in irgendwelchen Versammlungen beisammensaßen! »Entspricht das denn nicht Ihren Wünschen, Mrs. Schuyler?« fragte ich boshaft. »Schließlich können wir Ihnen ja keine schriftliche Garantie dafür geben, wieviel Platz wir für Sie in der Presse herausschlagen können. Aber Sie werden schon auf Ihre Kosten kommen. Das ist doch der Grund, warum Sie mitmachen - oder nicht?«
    Plötzlich schloß sie den Mund. Ihre Augen blickten dunkel und kalt. Schweigend stand sie auf und drückte ihre Zigarette in den Aschenbecher neben ihrem Stuhl aus. Sie nahm ihre Handtasche auf, und als sie sich zu mir drehte, war ihr Gesichtsausdruck genauso finster und abweisend wie ihre Augen. Der Ton ihrer Stimme übertraf sogar den meinen.
    »Sie haben mich mißverstanden, Mr. Rowan. Ich habe keine persönliche Reklame beabsichtigt. Davon habe ich mehr als genug gehabt. Der einzige Grund, warum ich zu Ihnen gekommen bin, war der, den Plan für eine Kinderlähmungsaktion im nächsten Jahr auszuarbeiten. Ich habe diese Aufgabe nur deshalb übernommen, weil ich weiß, was es heißt, jemanden durch diese furchtbare Krankheit zu verlieren. Ich wünsche keiner anderen Frau oder Mutter, daß sie jemals das durchmachen muß, was ich hinter mir habe.«
    Sie drehte sich um und ging zur Tür.
    Ich schaute ihr einen Moment verwirrt nach. Dann, als ich flüchtig ihr Profil sah, weiß vor Zorn, wurde mir plötzlich alles klar. Ich erinnerte mich und nannte ihren Namen: »Mrs. David E. Schuyler!« Jetzt fiel mir die ganze Geschichte wieder ein. Im stillen verwünschte ich mich. Die Zeitungen waren im vergangenen Jahr voll von ihr gewesen: wie sie ihre Zwillinge und ihren Mann durch Kinderlähmung verloren hatte. Ich fing sie an der Tür ab, bevor sie die Hand auf die Klinke legte. Ich lehnte mich dagegen und versperrte ihr den Weg. Sie schaute zu mir auf, Tränen des Zorns standen in ihren Augen.
    »Mrs. Schuyler«, sagte ich reumütig, »können Sie einem blöden Dummkopf aus der Third Avenue, der sich für wunder wie gescheit hält, noch einmal verzeihen? Ich schäme mich entsetzlich!«
    Einen Augenblick schaute sie mir fest in die Augen, dann holte sie tief Atem und kehrte schweigend an ihren Platz zurück. Sie nahm ihr Zigarettenetui heraus und öffnete es. Ihre Finger zitterten, als sie die Zigarette in den Mund steckte. Ich gab ihr Feuer.
    »Es tut mir schrecklich leid«, sagte ich, als die Flamme ihr Gesicht golden überstrahlte. »Ich glaubte, Sie wären auch eine von diesen Frauen, denen es dabei nur um die Reklame geht.«
    Sie schaute mich immer noch an, und der Rauch zog bläulich an ihrem Gesicht vorbei. Plötzlich sah ich nur noch ihre dunkelblauen Augen und verlor mich in ihrem wirbelnden Schmerz.
    Ihre Stimme klang sehr ruhig und sanft. »Wenn Sie mir wirklich helfen wollen, Brad, dann will ich Ihnen verzeihen.«
    4
    Das Telefon schnarrte. Es war Chris. »Der Rechnungsprüfer hat gerade den Reingewinn vom letzten Monat ermittelt«, sagte er.
    Ich schaute zu Elaine hinüber. »Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment«,
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