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Phönix

Titel: Phönix
Autoren: Unbekannter Autor
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schaute sich um. »Wo?«
    Ich stützte die Hände auf den Schreibtisch. »Holen Sie mich hier gegen ein Uhr ab.«
    »Abgemacht«, sagte sie immer noch ernst.
    Ich beobachtete, wie sich die Tür hinter ihr schloß, ging dann um den Schreibtisch herum und setzte mich wieder hin. Ich starrte auf die Tür. Der Duft ihres Parfüms steckte mir noch in der Nase. Ich holte tief Luft - und da hatte er sich verflüchtigt. Ich beugte mich nach vorn, um das Telefon zu erreichen und Marge Bescheid zu sagen, daß ich um acht zum Essen zu Hause wäre.
    Auf dem ganzen Heimweg dachte ich über sie nach. Je mehr ich an sie dachte, umso ärgerlicher wurde ich über mich selbst. Was war eigentlich in mich gefahren? Sie war keineswegs die schönste Frau, die ich in meinem Leben gesehen hatte. Auch nicht besonders sexy. Dafür fehlte ihr die Figur.
    Während des Abendessens erzählte ich Marge alles über sie, und wie ich mich ihr gegenüber benommen hatte, als sie in mein Büro kam.
    Marge hörte mir schweigend zu, so aufmerksam, wie sie das immer tat. Als ich fertig war, seufzte sie leise.
    »Warum seufzt du?« fragte ich rasch.
    »Die arme Frau«, sagte sie langsam. »Die arme, unglückliche Frau.«
    Ich starrte sie mit großen Augen an, als hätte sie plötzlich in einem dunklen Raum das Licht angemacht und ich könnte jetzt wieder sehen. Das war's! Sie hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Elaine Schuyler bedeutete mir überhaupt nichts. Mitleid war es, was ich für sie empfand.
    Ich fing an, mich wieder wohler zu fühlen, mich wiederzufinden. Das muß der Grund gewesen sein. Als ich ins Bett ging, war ich davon überzeugt.
    Aber ich hatte mich getäuscht. Und ich wußte es in dem Augenblick, als sie am Montag mein Büro betrat.
    5
    Als ich am Montag in mein Büro kam, fühlte ich mich wieder normal. Ich hatte mir alles schön zurechtgelegt: Ich würde mit ihr essen gehen, höflich und hilfsbereit sein und weiter nichts.
    Ich lächelte, als ich mich über die Morgenpost stürzte. Um ein Haar hätte ich mich selbst zum Narren gemacht. Der Gedanke allein war albern gewesen. Über die Zeit war ich hinaus. Mit dreiundvierzig ist das vorbei.
    Es gibt ein Stadium im Leben eines Mannes, in dem die Frau eine große Rolle spielt, deutlicher gesagt: Sex und Romantik. Aber das bewegt einen, solange man jung ist, und nicht mit dreiundvierzig. Mit dreiundvierzig Jahren gibt es andere Dinge, über die man nachdenkt. Das gehörte einfach zum Erwachsenwerden. Ich habe das bei fast jedem Mann, den ich kenne, festgestellt. Mit dreiundvierzig erfordern Sex und Romantik viel zuviel Anstrengung; es strapaziert die Gefühle und den Körper viel zu sehr. Man braucht den Auftrieb für andere Dinge. Für den Beruf zum Beispiel.
    Ich erinnere mich, daß einmal jemand gesagt hat, der Beruf sei der amerikanische Ersatz für Sex. Wenn ein Mann älter und seine Maschine schwächer wird, schaut er sich nach anderen Gebieten um, auf denen er seine Fähigkeiten beweisen kann. Und der Beruf ist der logische Ausweg. Deswegen gehen so viele Männer mit der Arbeit ins Bett. Und deswegen sind auch so viele Frauen unglücklich. Aber das ist die normale Entwicklung einer Ehe. Es leuchtete mir ein. Man verfügte nur über ein gewisses Maß an Kraft, und ich war schlau genug, meine Grenzen zu kennen. Außerdem war sie Matt Bradys Nichte. Warum sollte ich mir Ärger an den Hals hängen.
    Als es auf ein Uhr zuging, hatte ich meine Verabredung beinahe vergessen. Es war ein turbulenter Vormittag gewesen. Ich wurde über die Rufanlage verlangt. Ungeduldig kippte ich den Hebel herunter.
    »Mrs. Schuyler ist da.«
    Die Worte hallten in meinem Ohr nach. Ich holte tief Luft. Eine plötzliche Erregung packte mich. »Sie möchte bitte hereinkommen«, sagte ich und stand auf.
    Ich war ein ganz Gescheiter. Alles war genau überlegt. Noch vor ein paar Minuten hatte ich überhaupt nicht an sie gedacht, sie war mir nicht wichtig gewesen. Aber jetzt war sie es.
    Ich wußte es in den Sekunden, in denen ich darauf wartete, daß die Tür aufging. Ich wollte hinübereilen, um sie zu öffnen, und ging um meinen Schreibtisch herum. Aber da hatte sie den Raum bereits betreten.
    Ich hatte gedacht, es würde nicht noch einmal passieren. Es könnte nicht noch einmal passieren. Beim erstenmal, als ich sie gesehen hatte, war es so gewesen. Aber diesmal war es unmöglich. Diesmal wußte ich, wie sie aussah. Ich war auf der Hut.
    Auch in diesem Punkt hatte ich mich getäuscht.
    Sie lächelte mir zu, und
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