Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Phönix

Titel: Phönix
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
ich brachte kaum ein Wort heraus. »Hallo, Brad.« Ihre Stimme klang tief und warm.
    Einen Augenblick zögerte ich, dann ging ich quer durch das Zimmer auf sie zu und ergriff ihre Hand. »Elaine.« Ihre zarten, kühlen Finger brannten wie Feuer in meiner Hand. »Elaine«, wiederholte ich, »ich bin so froh, daß Sie gekommen sind.«
    Sie fing an zu lachen, um irgendeine vergnügte, belanglose Bemerkung zu machen. Plötzlich schaute sie mich an, und die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Ein Schatten flog über ihr Gesicht, und sie wandte ihren Blick von mir.
    »Es tut mir leid, Brad«, flüsterte sie und entzog mir ihre Hand, »aber ich kann mit Ihnen nicht essen gehen.«
    »Warum nicht?« platzte ich heraus.
    Sie schaute mich immer noch nicht an. »Ich habe eine frühere Verabredung vergessen. Ich bin nur vorbeigekommen, um mich zu entschuldigen.«
    Ich starrte sie an. Ihr klares, zerbrechliches Profil grub sich tief in mein Bewußtsein. Ich fühlte, wie ein Schauer meine ganze Erregung wegfegte. Ich wurde plötzlich ärgerlich. »Das ist doch nicht ihr Ernst!«
    Sie antwortete nicht.
    Ich ging einen Schritt auf sie zu. »Wenn Sie anderweitig verabredet waren, dann hätten Sie mich anrufen können«, erklärte ich schroff. »Deswegen hätten Sie nicht heraufzukommen brauchen. Es gibt genügend Telefone in der Stadt.«
    Sie drehte sich um und wollte fort. Ich fühlte, wie mich eine wütende, ratlose Enttäuschung zu ersticken drohte. Ich packte ihre Schulter und wirbelte sie herum. »Warum belügen Sie mich?« fragte ich und starrte ihr ins Gesicht.
    In ihren Augen schimmerte es feucht. »Brad, ich belüge Sie nicht«, antwortete sie schwach.
    Ich beachtete das überhaupt nicht. »Wovor haben Sie Angst, Elaine?« fragte ich hart. Ich fühlte, wie sie plötzlich unter meinen Händen zusammensackte, als ob sie alle Kraft verloren hätte. Tränen standen jetzt in ihren Augen.
    »Lassen Sie mich gehen, Brad«, flüsterte sie. »Habe ich nicht schon Kummer genug gehabt?«
    Ihre kaum hörbare Stimme spülte meinen Ärger wie mit einer Dusche kalten Wassers fort. Ich ließ die Hände sinken, ging an meinen Schreibtisch zurück und ließ mich in den Sessel fallen. Dann schaute ich sie an: »Gut, Elaine«, sagte ich, »Sie können gehen, wenn Sie wollen.«
    Sie zögerte und schaute sich nach mir um. »Brad, es tut mir leid.« Ich antwortete nicht.
    Ich beobachtete, wie sich die Tür hinter ihr schloß und blickte finster auf meinen Schreibtisch. Sie hatte recht. Da gab es nichts zu bereden. Ich bereitete mir nur Unannehmlichkeiten. Sie war keine Frau, die man mal eben aufgabelte und dann wieder laufen ließ. Sie gehört zu dem Typ, der nach Dauer verlangte.
    Ich steckte mir eine Zigarette in den Mund und zündete sie an. So war es wahrscheinlich die beste Lösung. Mit dreiundvierzig war man zu alt, um Jugendträumen nachzujagen.
    Auf irgendeine Weise verging auch dieser Nachmittag, und als gegen fünf das Telefon läutete, fühlte ich innerlich nur noch den unbestimmten Schmerz des >Es wär' so schön gewesen<. Ich nahm den Hörer ab.
    »Paul Remey ist am Apparat, Chef«, sagte Mickey.
    Ich schaltete um. »Paul, wie geht's?« erkundigte ich mich.
    »Ausgezeichnet, Brad«, antwortete er. »Können wir heute abend zusammen essen gehen?«
    »Sicher«, antwortete ich überrascht. »Wo zum Teufel steckst du denn?« fragte ich rasch.
    »Ich bin hier in der Stadt«, lachte er über meine Überraschung. »Ich muß für den Chef einen Zaun flicken, wenn du verstehst, was ich meine. Edith ist mitgekommen, um ein bißchen einzukaufen. Mir kam gerade die glänzende Idee, dich zum Essen einzuladen. Es wird sowieso nicht spät werden. Ich fliege mit der Neunuhrmaschine wieder zurück.«
    »Großartig«, sagte ich und gab mir Mühe, so herzlich wie möglich zu klingen. »Wie wär's, wenn wir uns um sechs im >Einund-zwanzig< treffen? Wir können uns zum Essen Zeit lassen. Ich fahre euch anschließend zum Flughafen.«
    »In Ordnung«, erwiderte er. »Bis nachher.«
    Ich legte den Hörer auf und schaute aus dem Fenster. Es war schon fast dunkel - das ging erstaunlich schnell, wenn der Sommer erst mal vorüber war! Ich war hundemüde. Am liebsten wäre ich nach Hause gefahren und hätte mich in mein Bett verkrochen, um dieses vage, unbefriedigte Gefühl in mir zu verschlafen. Aber ich mußte noch ein paar Dinge erledigen.
    Ich nahm den Hörer wieder ab, um nach Hause zu telefonieren. Marge war am Apparat. »Ich werde heute nicht zum Essen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher