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Phönix

Titel: Phönix
Autoren: Unbekannter Autor
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dem Schmerz zu befreien. »Es gibt auch noch andere Wege. Wir werden schon was finden.«
    Ruhig zog sie ihre Hand wieder zurück und legte sie in den
    Schoß. Ihr Blick war fest. »Wir werden es so machen«, sagte sie. »Sie haben recht. Das ist die beste Methode.«
    Sie hatte Mut, wirklich Mut. Matt Brady brauchte sich seiner Nichte nicht zu schämen. »Tapferes Mädchen«, sagte ich.
    Die Sprechanlage summte, und ich schnippte den Hebel um. »Ja?«
    Mickeys Stimme ertönte, flach und metallen. »Es ist halb sieben, Chef, und ich habe heute abend eine Verabredung; eine wichtige. Muß ich noch dableiben?«
    Ich schaute auf meine Uhr und fluchte. Ich hatte gar nicht bemerkt, daß es schon so spät war. »Nein, gehen Sie nur, Mickey«, sagte ich zu ihr, »ich räume schon alles zusammen.«
    »Vielen Dank, Chef«, klang ihre Stimme zurück. »Legen Sie die Unterlagen auf meinen Schreibtisch. Gute Nacht.«
    Ich kippte den Schalter wieder um und wandte mich an Elaine. Sie lächelte mir zu.
    »Ich wollte Sie nicht so lange aufhalten, Brad«, sagte sie.
    »Ich Sie auch nicht.«
    »Aber Sie werden zu spät zum Essen nach Hause kommen. Ich kann ja über meine Zeit frei verfügen.«
    »Marge macht das nichts aus«, antwortete ich. »Sie ist schon Kummer gewöhnt.«
    »Trotzdem mache ich mich jetzt besser auf den Weg«, erklärte sie, nahm einen langen, schmalen Lippenstift aus ihrer Handtasche und zog sich die Lippen nach.
    Ich beobachtete sie. »Aber wir sind doch noch gar nicht fertig«, protestierte ich. Widerstrebend schaute ich zu, wie sie aufbrach. »Und morgen fahren Sie wieder nach Washington zurück.«
    Sie blickte mich über den Rand ihres Spiegels an. »Aber nächste Woche bin ich wieder hier.« Sie überprüfte ihr Make-up und steckte den Lippenstift ein. »Da können wir dann die Sache weiter besprechen.« »Aufgewärmter Kaffee schmeckt nicht!« hörte ich mich argumentieren.
    Prüfend musterte sie mich. »Und was schlagen Sie vor?«
    Von Minute zu Minute wunderte ich mich mehr über mich selbst. »Bleiben wir doch in der Stadt und gehen zusammen essen, falls Sie keine andere Verabredung haben«, schlug ich eilig vor. »Anschließend können wir hierher zurückgehen und die Pläne zu Ende besprechen.«
    Einen Moment lang schaute sie mir in die Augen und schüttelte dann kaum merklich den Kopf. »Lieber nicht«, antwortete sie. »Mir wäre nicht wohl bei dem Gedanken, Ihren ganzen Abend durcheinander gebracht zu haben. Schlimm genug, daß ich Sie so lange aufgehalten habe.«
    Ich half ihr in die Pelzjacke. »Meinetwegen«, sagte ich enttäuscht. »Wie wär's dann mit einem Aperitif?«
    Sie drehte sich um und blickte mich fest an. »Was erwarten Sie sich eigentlich, Brad?«
    Die Überraschung auf meinem Gesicht war nicht ganz echt. »Gar nichts. Muß man denn immer etwas erwarten, wenn man mit einer Dame einen Whisky trinken geht?«
    Sie verzog keine Miene. »Nicht unbedingt. Ich hatte eigentlich nicht den Eindruck, daß Sie zu der Sorte von Männern gehören, die es darauf anlegen, Frauen einen Drink zu spendieren.«
    Ich merkte, wie ich rot anlief. »Das tue ich auch nicht.«
    Ihr Blick ruhte immer noch forschend auf meinem Gesicht. »Warum tun Sie's dann bei mir?«
    Ich fühlte mich ungemütlich und verwirrt, wie ein Junge, der sich mit einem Mädchen verabreden wollte und einen Korb bekommt. Endlich fiel mir eine passende Antwort ein: »Weil es mir leid tut, wie ich mich vorhin benommen habe, und weil ich Ihnen das beweisen wollte.«
    Ihr Gesicht verlor etwas von seiner Gespanntheit. »Das müssen
    Sie wirklich nicht, Brad«, sagte sie ruhig. »Sie haben das schon längst bewiesen.«
    Ich schwieg.
    »Gute Nacht, Brad«, sagte sie und streckte mir ihre Hand entgegen, »und vielen Dank.«
    Ich ergriff ihre Hand. Sie war schlank und leicht, und die Haut fühlte sich zart unter meinen Fingern an. Ich blickte einen Moment auf sie hinunter, der korallenrote Nagellack schimmerte mir entgegen. »Gute Nacht, Elaine.«
    »Montag bin ich wieder in der Stadt, und dann können wir uns verabreden, wenn es Ihnen paßt«, schlug sie vor.
    »Wann immer Sie wollen«, antwortete ich und hielt immer noch ihre Hand. Ich fühlte, wie mir das Blut in den Kopf stieg.
    Sie blickte auf ihre Hand und zog sie sanft zurück. Ich merkte, daß sie leicht errötete. Sie drehte sich um und ging auf die Tür zu.
    »Wenn Sie früh genug in der Stadt sind«, rief ich ihr nach, »können wir doch zusammen zu Mittag essen.«
    Sie blieb stehen und
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