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Phobia: Thriller (German Edition)

Phobia: Thriller (German Edition)

Titel: Phobia: Thriller (German Edition)
Autoren: Wulf Dorn
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der Unbekannte gesprochen hatte. Die Weggabelung, an der sie sich entscheiden musste.
    »Hier«, sagte sie und hielt Stephen den Brief entgegen. »Der ist für dich. Ich soll ihn dir geben.«
    Zögernd griff Stephen nach dem Umschlag, auf dem nichts weiter als sein Name stand.
    »Er ist … von ihm«, sagte Sarah und fügte nach einer kurzen Atempause hinzu: »Ich habe ihn gelesen. Der Umschlag war nicht zugeklebt.«
    Ihre Blicke trafen sich, und für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen. Dann zog Stephen das Blatt aus dem Umschlag und entfaltete es.
    Es stand nur ein einziger Satz darauf, und als er ihn las, wurde er kreidebleich.
    Sarah sah zu Harvey, der in einem Comic blätterte und sich dabei angeregt mit einem etwa gleichaltrigen Jungen unterhielt. Fachsimpelei unter Superheldenexperten.
    Dann wandte sie sich wieder Stephen zu, der mit leeren Augen vor sich auf den Boden starrte.
    »Ich will die Wahrheit wissen«, sagte sie entschlossen. »Die ganze Wahrheit. Hier und jetzt. Was hat dieser Satz zu bedeuten?«
    Stephen schluckte trocken, dann nickte er langsam. »Ja, ihr beiden habt ein Recht darauf, es zu erfahren.«
    81.
    Sie gingen zu der Sitzgruppe zurück und ließen sich in der Ecke hinter dem Broschürenständer nieder, wo sie einigermaßen ungestört waren.
    Als Stephen leise zu sprechen begann, hatte er den Kopf gesenkt, um Sarah nicht ansehen zu müssen. Sein Gesicht war noch bleicher geworden, sodass es aussah, als trüge er weiße Theaterschminke oder eine Papiermaske, hinter der er sich vor Sarahs Blicken verstecken konnte – aus Scham, weil er sich schuldig fühlte.
    Zu Recht , dachte sie und ertappte sich bei einem Anflug von Genugtuung, doch gleichzeitig hatte sie auch Mitleid mit ihm. Es war alles so verwirrend.
    Er stützte sich mit den Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab und nestelte mit seinen Händen, als würden sie einen Kampf miteinander ausfechten. Doch der wahre Kampf fand in Stephen selbst statt, dachte Sarah.
    »Ich habe Katherine auf einer Kunstausstellung kennengelernt«, begann er. »Es war damals im Victoria and Albert Museum, an dem Abend, als du mich nicht begleiten wolltest. Du hattest gesagt, du hättest Kopfschmerzen, erinnerst du dich?«
    Sie nickte. Ja, sie erinnerte sich an jenen Abend. Sie hatte tatsächlich Kopfschmerzen gehabt, aber das war nur einer der Gründe gewesen, weshalb sie Stephen nicht hatte begleiten wollen. Der eigentliche Grund waren seine Geschäftspartner und Kollegen gewesen. Sarah hatte keine Lust auf Small Talk gehabt, auf oberflächliche Nettigkeiten und pseudointellektuelle Unterhaltungen, die einzig nur dem Zweck dienten, Kontakte zu pflegen, um an neue Aufträge zu kommen.
    Bei solchen Gelegenheiten war sie ohnehin meist nur das freundlich lächelnde Accessoire an der Seite des aufstrebenden Architekten gewesen, und an jenem Abend hatte sie einer heißen Badewanne und einem neuen Manuskript den Vorzug gegeben.
    Nun, da sie Stephens Beichte hörte, wünschte sie sich, sie hätte sich damals anders entschieden. Aber, um die Worte des Unbekannten zu zitieren: Hinterher ist man immer klüger .
    »Zuerst war es nur eine ganz harmlose Angelegenheit zwischen uns«, sagte Stephen, und das kleine Wörtchen uns versetzte Sarah einen Stich. Er sagte nicht zwischen Katherine und mir , er sagte zwischen uns . Es klang so vertraut, und das verletzte sie.
    »Wir unterhielten uns, verstanden uns, und sie fragte mich, ob ich die Planung für die Renovierung ihres Hauses übernehmen würde. Natürlich sagte ich zu. Es war zwar kein Großauftrag, aber das Geld konnten wir schließlich brauchen, dachte ich. Na ja, und …« Er räusperte sich. »Ich wollte sie auch wiedersehen.«
    »Das alles will ich nicht wissen«, unterbrach ihn Sarah. »Das ist etwas zwischen euch beiden gewesen. Es verletzt mich, aber wenn du … dich zu ihr hingezogen gefühlt hast, muss ich das akzeptieren.«
    »Ich habe sie nicht geliebt, falls du das meinst. Es war eher etwas …«
    Sie schüttelte heftig den Kopf. »Sag es nicht. Bitte!«
    »Ja, du hast recht. Das wäre nicht fair. Denn für sie war es mehr, ich hatte es nur nicht gemerkt.«
    Er starrte noch immer vor sich auf den Boden und kaute nervös auf seiner Unterlippe.
    Sarah wartete, aber als Stephen nicht fortfuhr, hielt sie es nicht mehr aus. Sie wollte es endlich hinter sich bringen.
    »Was ist geschehen, Stephen? Was meint dieser Mann in dem Brief? Ist es das, was ich denke?«
    Er seufzte, als müsste er eine schwere
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