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Phobia: Thriller (German Edition)

Phobia: Thriller (German Edition)

Titel: Phobia: Thriller (German Edition)
Autoren: Wulf Dorn
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Wegzug aus Fahlenberg ergangen ist. Doch zunächst gab es noch andere Geschichten, die erzählt werden wollten.
    Schließlich aber drängte sich eine Idee in den Vordergrund, die ich schon seit einigen Jahren mit mir herumtrug, und irgendwann wurde mir klar, dass Mark damit zu tun haben würde.
    Besagte Idee ist auf einen Vorfall zurückzuführen, der sich im März 2007 in London ereignete. Damals war ich im Rahmen eines psychiatrischen Forschungsprojekts zu einem Symposium am King’s College eingeladen worden, wo ich – ebenso wie Mark in dieser Geschichte – für einige Tage im Wohnheim des Colleges untergebracht war.
    An einem freien Nachmittag hatte ich mich mit meiner Schwester verabredet, die schon seit längerer Zeit in England lebt, und die ich leider viel zu selten sehe. Ich machte mich auf den Weg zur Tube, doch die Station war gesperrt. Auch die Busse fuhren nicht. Die gesamte Innenstadt war von der Polizei abgeriegelt, und ich erfuhr, dass etwa eine halbe Stunde zuvor ein Terroranschlag auf einen Bus an der Westminster Bridge verhindert worden war.
    Zumindest sah es anfangs danach aus, doch in den Abendnachrichten stellte sich der Fall glücklicherweise anders dar. Denn die vermeintliche Bombe erwies sich als eine einfache Tragetüte von Tesco, die einige Konservendosen, eine Packung Katzenfutter und zwei Damenblusen enthielt. Wie sich herausstellte, war die Besitzerin während der Fahrt eingenickt und hatte deshalb fast ihre Haltestelle verpasst. Mehrere Fahrgäste hatten beobachtet, wie die Frau überstürzt aus dem Bus eilte, und jemand hatte ihr nachgerufen, sie habe ihre Tüte vergessen. Doch die Frau musste es in der Eile nicht gehört haben. Jedenfalls hatte sie nicht darauf reagiert und somit ungewollt eine Panik ausgelöst.
    Spätestens seit diesem Vorfall ist mir klar geworden, wie sehr sich unsere westliche Welt seit den Anschlägen in New York, London und Madrid verändert hat. Wir sind ängstlicher geworden, misstrauischer und vorsichtiger.
    Die meisten von uns gehören inzwischen den glücklichen Generationen an, die den Krieg und die Zerstörung in Europa nur noch vom Hörensagen kennen. Und auch wenn es auf der Welt immer noch Kriege gibt, finden sie weit genug entfernt von uns statt, um sie aus unserem Alltag ausblenden zu können. Doch jene Terroranschläge haben gezeigt, wie trügerisch dieses Sicherheitsgefühl ist. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass jederzeit etwas in unsere vermeintlich heile Wohlstandswelt eindringen und uns ebendieses Sicherheitsgefühl nehmen kann – und diese Erfahrung hat uns geprägt. Inzwischen genügt eine verlassene Tragetüte, um uns in Panik zu versetzen.
    Angst ist ein allgegenwärtiges Thema in unserer Gesellschaft, wie die Medien tagtäglich zeigen. Wir fürchten uns vor Naturkatastrophen, Umweltverschmutzung, dem Klimawandel, atomarer Strahlung, verseuchten Lebensmitteln und Epidemien, ebenso wie vor Inflation, Arbeitslosigkeit, Armut oder dem Älterwerden. Und diese Liste ließe sich sicherlich noch um vieles ergänzen.
    Ich möchte nicht behaupten, dass Angst ein generell negativ belegtes Gefühl ist. Denn ebenso wie Liebe oder Neugier ist auch die Angst eine existenziell wichtige Basisemotion. Ein völlig angstfreier Mensch wäre nicht überlebensfähig. Man stelle sich nur einmal vor, keiner würde mehr davor zurückschrecken, auf einer stark befahrenen Autobahn spazieren zu gehen, um nur ein (zugegeben überspitztes) Beispiel zu nennen.
    Doch Angst kann auch ein ungesundes Maß annehmen. Wenn wir ihr zu viel Platz in unserem Leben einräumen, wird sie uns beherrschen. Sie wird uns verunsichern, uns hemmen und unser rationales Denken einschränken. Und wenn sie erst einmal völlig unser Leben bestimmt, hat das fatale Folgen – für uns selbst und für die Gesellschaft, in der wir leben. Denn Angst ist ein fruchtbarer Nährboden für Misstrauen, Hass und Diskriminierung, und sie gibt all jenen Macht, die sie zur Durchsetzung ihrer Ziele instrumentalisieren.
    Deshalb liegt es an uns selbst, unsere Ängste zu hinterfragen und gegen sie anzugehen. Denn Angst hat ein Zuhause, wie George Otis an einer Stelle in diesem Buch sagt. Sie lebt in unseren Köpfen, und nur dort können wir ihr begegnen.

 
    Danksagung
    Ein herzliches Danke an Lilli und Chris Jenkins, für die tatkräftige Unterstützung bei meinen Recherchen und für ein Paket mit John Lennons Lieblingskeksen (die nun auch meine Favoriten sind). Ebenso danke ich dem Metropolitan Police
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