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Perry Clifton und das ungewöhnliche VErmächtnis

Perry Clifton und das ungewöhnliche VErmächtnis

Titel: Perry Clifton und das ungewöhnliche VErmächtnis
Autoren: Wolfgang Ecke
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1. Szene

    Cartland: Das Wasser ist immer noch nicht abgelaufen... Der ganze Hof ist’n See... Schade, daß man noch nicht barfuß gehen kann... (Stille / verärgert) He, David, ich rede mit dir...
    Maxwell:... was ist los, Rob??
    Cartland: Ich habe gerade gesagt, daß der ganze Hof noch voller Pfützen ist.
    Maxwell: Meinetwegen...
    Cartland: Mußt du ewig schlafen?
    Maxwell: Der eine läuft rum, der andere schläft.
    Cartland: Ich laufe rum, weil es mir in den Füßen kribbelt!
    Maxwell: Und ich habe nicht geschlafen — ich habe nachgedacht.
    Cartland: (steigt vom Hocker) Ich bieg mich vor Lachen, (mürrisch) Was hast du schon groß nachzudenken...
    Maxwell: Sag mal, Rob, was machst du als erstes, wenn du in vier Monaten hier rauskommst?
    Cartland: Das kann ich dir genau sagen: Ich fahre nach Birmingham, gehe dort in meinen Stammpub und trinke einen Eimer voll Whisky. Anschließend besuche ich meine Schwester und verprügle ihren Mann.
    Maxwell: Willst du, daß sie dich gleich wieder einlochen?
    Cartland: (aufgebracht) Er hat mich hierhergebracht. Ich bin es mir schuldig, daß ich ihn verprügle... Sogar der Pfarrer ist fast meiner Meinung.
    Maxwell: Fast!
    Cartland: Er hat gesagt, daß er Verständnis für meine menschlichen Rachegelüste hat, wenn er sie auch nicht gutheißen kann.
    Maxwell: Na also.
    Cartland: Es werden die schönsten Prügel meines Lebens werden.
    Maxwell: Deine Schwester wird dich dafür hassen.
    Cartland: Soll sie... Und was tust du, Alter?
    Maxwell: Ich werde nach London fahren und jemand besuchen.
    Cartland: Seit wann kennst du jemand in London? Wer ist es denn?
    Maxwell: Es ist ein Gentleman... Er soll einmal mein Geheimnis erben.
    Cartland: (böse) Laß mich mit deinem blöden Geheimnis zufrieden.
    Maxwell: (leise) Es ist ein äußerst wertvolles Geheimnis, Rob. Wenn du wüßtest...
    Cartland: Das kannst du deinem Busenfreund, dem Zahnarzt erzählen, aber nicht mir...
    Maxwell: Ich würde es niemandem erzählen — außer ihm, meinem Erben.
    Cartland: (lauernd) Und was ist das für ein Geheimnis?
    Maxwell: (spöttisch) Du verstehst auch gar nichts. Du begreifst nicht mal das Wort Geheimnis... (seufzt) Dir vererbe ich mein selbstgemachtes Schachbrett.
    Cartland: Wozu, ich kann sowieso nicht spielen...Sag mal, David, kannst du den Zahnarzt nicht doch mal dazu überreden, dir eine Flasche Whisky mitzubringen?
    Maxwell: Er würde nie etwas Verbotenes tun.
    Cartland: Wenn du ihm schon deine Lebensgeschichte erzählst, dann kann er dir auch mal eine Flasche Whisky hereinschmuggeln... Wieviel zahlt er dir eigentlich für deine sogenannten Lebenserinnerungen?
    Maxwell: (aufgebracht) Warum fragst du mich das immer wieder?
    Cartland: Ganz einfach, weil ich neugierig bin.
    Maxwell: Das geht niemanden was an. Außerdem zahlt das nicht Dr. Barrett, sondern sein Neffe.
    Cartland: Der bei der Zeitung arbeitet?
    Maxwell: Ja.
    Cartland: (kichert) Vielleicht wirst du eines Tages noch mal eine berühmte Persönlichkeit, (theatralisch) Die Lebenserinnerungen des berüchtigten Gauners, Schachspielers und Seemanns David Maxwell, der als alter Knochen im Gefängnis von Wartworth weiße Mäuse sah.
    Maxwell: (wütend) Ich sehe keine weißen Mäuse!
    Cartland: Noch nicht, Alterchen. Aber vielleicht in zwei Jahren, wenn deine Zeit um ist...
    Maxwell: Auch in zwei Jahren nicht.
    (Von draußen dringen Blitz und Donner herein)
    Cartland: (freut sich) Hörst du, Alter, das Gewitter kommt zurück...
    Maxwell: Nur ein Verrückter freut sich über ein Gewitter.
    Cartland: Ja, David, ich liebe Blitz und Donner... Besonders nachts. Als Junge bin ich immer aus dem Haus gelaufen und habe mich mitten in die Wiese gestellt. Ich glaube, ich war der einzige in der Familie, der keine Angst vor Gewitter hatte. Meine Tante Maud zum Beispiel ist schon beim ersten Donnerschlag zusammen mit ihrer Handtasche unters Bett gekrochen...

    Dieses Gespräch fand, wie schon erwähnt, am Mittwoch, dem 21. April 1976, statt.
    Es war eines von vielen. Eine jener Unterhaltungen, die man schnell vergißt und der doch im nachhinein entscheidende Bedeutung zukommt.
    Am 2. Juli, einem Freitag, wird David Maxwell in die Krankenabteilung des Gefängnisses gebracht. Er klagt über Atembeschwerden und Stechen in der Brust.
    Er wird untersucht, doch der behandelnde Arzt, Dr. Stanley Wynham , kann keine akuten organischen Mängel feststellen.
    Vom Sonntag an verweigert Maxwell jede Aufnahme fester Nahrung und trinkt nur noch ungesüßten Tee.
    Am
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