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Philadelphia Blues

Philadelphia Blues

Titel: Philadelphia Blues
Autoren: Mathilda Grace
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Neffen nicht einfach so abschieben, wie seine ach so wunderbaren Eltern es getan hatten. Er hatte vielleicht keinerlei Ahnung von Kindererziehung, aber er hatte das, was seiner Meinung nach viel wichtiger war, nämlich den Willen, Kilian ein Zuhause zu geben. Colin lächelte traurig. Gwen war tot und ab sofort würde es sein Job sein, sich um ihren Jungen zu kümmern.
    „Irgendwie habe ich genau so eine Antwort erwartet“, meinte Devin und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Weißt du, es ist... Warte mal kurz, hier piept was...“
    Colin hörte Devin laut fluchen, dann raschelte es im Hintergrund, bevor Devin wieder da war. „Mein Handy... Okay, wir müssen morgen weiter reden. Dom hat sich gemeldet. Er hat Adrian in der Leitung, der dich gleich anrufen wird.“
    „Um die Uhrzeit?“, fragte Colin verwundert, immerhin war es fast Mitternacht und morgen war ein normaler Arbeitstag.
    „Klein Isabell ist wohl unruhig, was David und ihn wachhält, also will er wegen Kilian gleich mit dir reden. Und das heißt, wir zwei legen jetzt auf.“
    Colin grinste. Ja, Babys waren etwas Tolles, wenn sie quengelig waren. Das hatte er nach Kilians Geburt selbst einmal erleben dürfen. „Ist gut. Bis Morgen, Dev.“
    „Und wehe, du rufst nicht an“, drohte Devin gespielt, was Colin leise lachen ließ.
    „Würde ich mich nie wagen, dich nicht über alles zu informieren“, erklärte er amüsiert und legte auf, um keine fünf Sekunden später wieder abzunehmen, weil sein Telefon erneut klingelte. „Was macht Isabell?“
    „Ihre Väter in den Wahnsinn treiben“, antwortete Adrian trocken. „Hi Colin. Wie geht’s deinem Neffen?“
    „Hi Adrian.“ Colin zog die Beine an und machte es sich auf der Couch etwas gemütlicher. „Schläft hoffentlich.“ Adrians folgende Frage, wie es ihm ging, irritierte Colin im ersten Moment. „Mir?“ Er überlegte kurz. „Keine Ahnung. Ich denke, bei mir ist Gwens Tod noch nicht wirklich angekommen.“
    „Mein Beileid.“
    „Danke“, antwortete Colin ironisch und verdrehte umgehend darüber die Augen. Adrian hatte ihm nichts getan und es außerdem ehrlich gemeint. Manchmal benahm er sich wirklich unmöglich. „Sorry. Hat Dominic dir erzählt, was los ist?“
    „Soweit er es von Devin wusste. Also. Schieß los. Was kann ich für dich tun?“
    Adrian und David hatten Isabell adoptiert. Wenn jemand wusste, was er jetzt tun musste, um Kilian ein Zuhause zu geben, dann war es dieser Anwalt. Auch wenn ihm Adrian Quinlan in gewisser Weise suspekt und manchmal auch ein wenig unheimlich war, weil dieser Mann einfach alles zu wissen schien, wusste Colin, dass er auf ihn zählen konnte, solange er ehrlich blieb. Daher erzählte er Adrian, was hier vor ein paar Stunden abgelaufen war und was Gwen in ihrem Testament geschrieben hatte. Auch Kilians Nichtsnutz von Vater und die Stellungnahme seiner Eltern ließ er nicht aus, was Adrian zu einem gut hörbaren Schnauben veranlasste, dennoch unterbrach der Anwalt ihn nicht, bis Colin zu Ende gesprochen hatte.
    „Colin, bevor wir weiter reden, will ich zuerst von dir wissen... Was willst du?“, fragte Adrian und die Antwort darauf war leicht, auch wenn sie ihn gleichzeitig in Panik versetzte. Er hatte keine Ahnung von Kindern, trotzdem kam es für Colin auf keinen Fall in Frage, Kilian wegzugeben. Wenn sein Neffe bei ihm bleiben wollte, würde Colin alle Hebel in Bewegung setzen, um dafür zu sorgen.
    „Wenn er das will, möchte ich Kilian bei mir behalten“, sagte er und ignorierte die einsetzende Gänsehaut. Die kommenden Wochen und Monate würde ein Abenteuer der ganz besonderen Art werden, soviel stand jetzt bereits fest.
    „Verstehe“, sagte Adrian und Colin konnte ihn am anderen Ende der Leitung fast nicken sehen. „Adoption?“
    Adoption? Colin schauderte. Vielleicht sollte er es erstmal ganz langsam anfangen. Eine Vormundschaft, wie Gwen es sich gewünscht hatte, und dann, mit der Zeit und wenn Kilian es wollte, konnte er über eine Adoption nachdenken. Falls das überhaupt ging, immerhin war er ja sowieso Kilians leiblicher Onkel. Egal. Darüber würde er sich Gedanken machen, wenn es soweit war. Nicht jetzt, nicht heute Nacht und auch nicht morgen. Im Moment war allein die Vorstellung, ab sofort für einen Teenager verantwortlich zu sein, erschreckend genug für Colin.
    „Dieses Wort macht mir Angst“, gab er daher zu.
    „Also gut... Lass mich kurz überlegen...“ Colin hörte Adrian mit Papier rascheln. „Kommst du an ein
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