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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon
Autoren: Robin Cook
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Warum hältst du deine Fallvorstellung nicht vor mir?« Sie goß sich etwas Kaffee ein und nahm dann im Wohnzimmer Platz. »Welche Krankheit hat denn der Patient?«
    »Tardives Dyskinesiesyndrom lautet die augenblickliche Diagnose.«
    »Was im Himmel ist das denn?« fragte Jennifer.
    »Das ist eine neurologische Erkrankung, die alle möglichen unfreiwilligen Bewegungen mit sich bringt. Sie wird in Zusammenhang gesehen mit verschiedenen Medikamenten, die bei psychiatrischen Problemen verabreicht werden…«
    Jennifer nickte und versuchte, interessiert zu wirken, aber Adam war kaum eine Minute in seiner vorbereiteten Rede fortgefahren, als ihre Aufmerksamkeit wieder zu ihrer möglichen Schwangerschaft zurückglitt.

 
     
    KAPITEL 2
     
    Dr. Clark Vandermers Praxis war gleich an der Park Avenue in der Sechsunddreißigsten Straße. Jennifer war dorthin gelangt, indem sie mit der Lexington-Avenue-Untergrundbahn bis zur Dritten Straße fuhr und dann in nördliche Richtung ging. Das Gebäude war ein großer Wohnblock mit Markise über dem Eingang und livriertem Portier. Der Eingang zu den Büros lag rechts neben dem eigentlichen Haupteingang. Als Jennifer die Türe öffnete, ließ der leichte Geruch medizinischen Alkohols sie zurückfahren. Sie hatte es nie gemocht, zum Frauenarzt gehen zu müssen, und die Vorstellung, womöglich schwanger zu sein, machte dieses besondere Mal noch zusätzlich unangenehm.
    Jennifer ging einen mit Wandteppich ausgelegten Korridor entlang und las die Namen, die mit goldenen Buchstaben auf die Türen geschrieben waren. Sie schritt an den Eingängen zu zwei Zahnarztpraxen und einer Kinderärztin vorbei und kam dann zu einer Tür, auf der »Fachärzte für Frauenheilkunde« geschrieben stand. Unter diesem Schild befand sich eine Liste mit Namen. Der zweite Name lautete Dr. Clark Vandermer.
    Jennifer zog den Mantel aus, den sie für fünfunddreißig Dollar gebraucht in Soho gekauft hatte, und legte ihn über den Arm. Unter dem Mantel war sie recht gut gekleidet; sie trug ein hübsches Calvin-Klein-Hosenkleid, das ihr ihre Mutter vor kurzem bei Bloomingdales gekauft hatte.
    Sobald sie die Tür geöffnet hatte, erinnerte sich Jennifer von ihren früheren Besuchen her an die Praxis. An der dem Eingang gegenüberliegenden Wand befand sich ein Glasfenster mit Schiebetüren, hinter der die Arzthelferin saß.
    Im Wartezimmer saßen schon eine Reihe Frauen. Jennifer zählte sie nicht; es mußten aber mehr als zwölf sein. Alle waren gut gekleidet, und die meisten lasen entweder oder beschäftigten sich mit irgendeiner Stickarbeit.
    Nachdem sie sich bei der Arzthelferin angemeldet hatte, die offen zugab, daß sie keine Ahnung habe, wie lange sie würde warten müssen, setzte sich Jennifer auf einen Stuhl in der Nähe des Fensters. Sie nahm von dem Kaffeetisch ein Exemplar des New Yorker zur Hand und versuchte zu lesen, konnte aber nicht anders, als sich über Adams Reaktion Sorgen zu machen, wenn sie ihm würde sagen müssen, sie sei schwanger.
    Es dauerte zwei Stunden und fünfzehn Minuten, bevor Jennifer schließlich hereingerufen wurde. Sie folgte der Sprechstundenhilfe in das Untersuchungszimmer.
    »Ziehen Sie Ihre Kleider aus und ziehen Sie dies hier an«, sagte die Frau und reichte Jennifer einen Umhang aus Papier. »Ich bin gleich zurück, und dann wird auch der Arzt sofort hier sein.«
    Bevor Jennifer irgendwelche Fragen stellen konnte, war die Sprechstundenhilfe wieder verschwunden, und die Türe hatte sich hinter ihr geschlossen.
    Der Raum maß etwa drei Meter im Quadrat. An einem Ende befand sich ein Fenster mit einem Vorhang, in der rechten Wand gab es eine zweite Türe, ansonsten waren die Wände absolut nackt. Das Mobiliar bestand aus einer Waage, einem Abfalleimer, der bereits überfloß, einem Untersuchungstisch mit Bügeln, einem offenen Schrank und einem Waschbecken. Das Zimmer war kaum gemütlich zu nennen, und Jennifer erinnerte sich, daß Dr. Vandermer brüsk bis fast zur Unhöflichkeit war. Adam hatte sie zu ihm geschickt, weil er als der beste galt, aber »beste« schien keine Wertung seiner Art zu beinhalten, mit Kranken umzugehen.
    Da sie nicht wissen konnte, wann die Arzthelferin zurück sein würde, beeilte sich Jennifer. Sie legte ihren großen Mantel und ihre Tasche auf den Boden und benutzte das Schließfach für ihre Kleider. Als sie splitternackt dastand, versuchte sie, sich darüber klarzuwerden, wie der Umhang anzuziehen sei. Ihr war nicht klar, ob die offene Seite nach
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