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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon
Autoren: Robin Cook
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Rotation aufgeschoben und gehofft, er werde mit der Zeit selbstsicherer werden. Das war auch so, wenn es sich auch nicht entscheidend gebessert hatte. Es würde heute hart werden, und das war auch der Grund, weshalb er vor Sonnenaufgang aufgestanden war. Er wollte sein Material noch ein weiteres Mal durchgehen.
    Er räusperte sich, versuchte, den betriebsamen Lärm des New Yorker Morgens auszuschalten, und begann dann seine Präsentation noch einmal. Er sprach laut vor sich hin, so, als ob er tatsächlich vor Dr. Norton stünde.
     
    *
     
    Jennifer hätte bis zehn Uhr geschlafen, wenn sie nicht zwei Dinge daran gehindert hätten: zum einen hatte sie um neun Uhr einen Arzttermin, und zum anderen war gegen sieben Uhr fünfzehn die Temperatur im Schlafzimmer auf ein geradezu tropisches Niveau angestiegen. Schweißnaß strampelte sie die Decken weg und blieb einen Augenblick lang still liegen, bis sich der Schock der gestrigen Entdeckung wieder in ihrem Bewußtsein festsetzte. Gestern - nach einem Monat, während dem sie die Möglichkeit zu verleugnen versucht hatte - war Jennifer endlich zur Apotheke gegangen und hatte sich einen Schwangerschaftstest für zu Hause gekauft. Sie hatte nicht nur bereits zweimal ihre Periode verpaßt, sondern sogar mittlerweile begonnen, sich morgens zu übergeben. Die Übelkeit mehr als irgend etwas anderes hatte sie dazu gebracht, den Test zu kaufen. Sie wollte Adam nicht verstimmen, der seit ein paar Monaten reizbar und angespannt war, bis sie selbst nicht absolut sicher war. Der Heimtest war jedoch positiv gewesen, und heute würde sie ihren Gynäkologen konsultieren.
    Vorsichtig stieg sie aus dem Bett und fragte sich, ob irgend jemand auch nur die leiseste Ahnung hätte, daß Tänzer trotz ihrer geschmeidigen Anmut auf der Bühne dennoch morgens immer steif seien. Als sie ihre Beinmuskeln spannte, fühlte sie, wie Panik über sie hinwegwogte und die Übelkeit vergessen ließ.
    »Oh, Gott«, stöhnte sie. Wenn sie wirklich schwanger wäre, wie sollten sie es dann weiterhin schaffen? Das Geld, das sie von den Jason Conrad Dancers bekam, stellte ihr einziges Einkommen dar, abgesehen von den Beträgen, die ihre Mutter ihr hinter dem Rücken ihres Vaters und Adams zusteckte. Wie sollten sie nur ein Baby ernähren? Nun, vielleicht stimmte der Test auch nicht. Sie benutzte eine Spirale, die nach der Pille als wirkungsvollste Verhütungsmethode angesehen wurde. Dr. Vandermer würde zumindest die Spannung beenden. Jennifer wußte, daß der Arzt nur zugestimmt hatte, sie trotz seines vollgepackten Terminkalenders zu behandeln, weil Adam Medizinstudent war.
    Sie drehte sich um und warf einen Blick auf die Sony-Radiouhr, die ihr ihre Mutter geschenkt hatte. Sie hatte Adam nichts von dem Geschenk erzählt, weil er wegen der Großzügigkeit ihrer Eltern, oder, wie er es ausdrückte, ihre Einmengerei, empfindlich geworden war. Jennifer hatte den Verdacht, dies sei nur aufgrund des Geizes seines eigenen Vaters zu einer wunden Stelle geworden. Es war für Jennifer kein Geheimnis, daß Dr. David Schonberg so sehr gegen ihre Ehe gewesen war, daß er seinen Sohn, als er sie doch eigensinnig durchgesetzt hatte, im Grunde genommen enteignet hatte. Jennifer empfand ein gewisses Vergnügen dabei, sich vorzustellen, wie sehr sich der alte Doktor ärgern würde, wenn sie wirklich schwanger wäre. Widerstrebend bürstete sie ihr langes, glänzend braunes Haar, während sie ihre steifen Gelenke in eine bequeme Position brachte. Dann unterzog sie ihr Gesicht einer genauen Prüfung im Spiegel, um sicherzustellen, daß seine attraktiven ovalen Ebenen und klaren blauen Augen nicht ihre innere Besorgtheit verrieten. Es gab keinen Grund, Adam zu verärgern, bevor es nicht unbedingt sein mußte.
    Sie zwang sich ein fröhliches Lächeln auf und stürmte in das Wohnzimmer, wo Adam seine Rede gerade zum zehnten Male durchging.
    »Ist es nicht das erste Anzeichen von Schwachsinn, wenn jemand mit sich selbst spricht?« neckte ihn Jennifer.
    »Sehr klug!« gab Adam zu. »Besonders, da ich nicht dachte, Dornröschen könne vor Mittag so gescheit denken.«
    »Wie kommst du mit deiner Fallvorstellung voran?« fragte sie, indem sie ihre Arme um ihn schlang und ihm ihr Gesicht für einen Kuß hochhielt.
    »Ich habe sie auf die geforderten fünfzehn Minuten zusammengestrichen. Das ist so ziemlich alles, was ich sagen kann.« Er beugte sich vor und gab ihr einen Kuß.
    »Oh, Adam. Du wirst das schon schaffen. Ich sage dir was:
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