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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon
Autoren: Robin Cook
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müßten.«
    »Wie steht es mit einer Fruchtwasseruntersuchung?« fragte Jennifer.
    »Zum jetzigen Zeitpunkt finde ich nicht, daß zu einer solchen Maßnahme Grund besteht, und selbst wenn es diesen Grund gäbe, könnte das nicht vor Ihrer sechzehnten Woche durchgeführt werden. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, werde ich Sie in einem Monat sehen.«
    »Wie steht es mit einer Abtreibung?« fragte Jennifer ängstlich. Sie wollte nicht, daß Dr. Vandermer ginge. »Wenn wir uns entscheiden sollten, dieses Kind nicht zu bekommen, ist es dann schwierig, eine Abtreibung zu arrangieren?«
    Dr. Vandermer, der bereits eine Hand auf dem Türknopf hatte, trat wieder vor Jennifer hin und baute sich wie ein Turm vor ihr auf. »Wenn Sie an einer Abtreibung interessiert sind, glaube ich, konsultieren Sie den falschen Arzt.«
    »Ich sage ja nicht, daß ich eine will«, sagte Jennifer und duckte sich unter seinem Blick. »Es ist nur so, daß das jetzt kein guter Zeitpunkt für mich ist, schwanger zu sein, wie Sie schon selbst gesagt haben. Ich habe es Adam noch nicht gesagt, und ich weiß nicht, wie er reagieren wird. Wir sind von meinem Einkommen abhängig.«
    »Ich führe keine Abtreibungen aus, wenn es nicht aus medizinischen Gründen ist«, sagte Dr. Vandermer.
    Jennifer nickte. Der Mann fühlte anscheinend in bezug auf dieses Thema sehr intensiv. Um das Thema zu wechseln, fragte sie: »Wie steht es mit meiner Arbeit? Ich bin Tänzerin. Wie lange werde ich meine Arbeit noch fortführen können?«
    »Nancy wird solche Fragen mit Ihnen besprechen«, sagte Dr. Vandermer, indem er einen Blick auf seine Armbanduhr warf. »Sie weiß mehr über derartige Dinge als ich. Wenn es sonst nichts mehr gibt…« Dr. Vandermer ging langsam vom Untersuchungstisch fort.
    »Es gibt noch etwas«, sagte Jennifer. »Es ist mir morgens schlecht geworden. Ist das normal?«
    »Ja«, sagte Dr. Vandermer, indem er die Tür zum Korridor öffnete. »Eine derartige Übelkeit ist bei mindestens fünfzig Prozent aller Schwangerschaften anzutreffen. Nancy wird Ihnen ein paar Vorschläge machen, wie Sie diese Übelkeit in den Griff bekommen, indem Sie Ihre Diät ändern.«
    »Gibt es nichts, das ich einnehmen könnte?« fragte Jennifer.
    »Ich halte nichts davon, Medizin gegen Morgenübelkeit zu verschreiben, wenn sie nicht mit der Ernährung der Mutter in Konflikt gerät. Und wenn Sie mich jetzt entschuldigen, werde ich Sie in einem Monat sehen.«
    Bevor Jennifer ein weiteres Wort sagen konnte, war Dr. Vandermer durch die Tür verschwunden und hatte sie mit Nancy allein gelassen.
    »Diät ist ein sehr bedeutsamer Faktor in der Schwangerschaft«, sagte Nancy und reichte Jennifer mehrere gedruckte Broschüren.
    Jennifer seufzte und ließ ihre Augen von der geschlossenen Tür auf die Blätter in ihren Händen wandern. Ihr Verstand war ein Wirbel widersprüchlicher Gedanken und Gefühle.

 
     
    KAPITEL 3
     
    Adam wandte sich auf der Zwölften Straße in westliche Richtung und mußte daher direkt gegen Wind und Regen ankämpfen. Es war bereits völlig dunkel, obgleich es erst sieben Uhr dreißig war. Nur noch ein halber Straßenzug. Er hatte einen Schirm, der aber leider in einem schlechten Zustand war, und er mußte mit ihm ringen, um zu verhindern, daß der Wind ihn umklappen würde. Adam war kalt und naß, aber schlimmer noch - er war erschöpft, sowohl geistig wie auch körperlich. Diese für ihn so überaus wichtige Fallvorstellung war nicht gut abgelaufen. Dr. Norton hatte ihn nicht nur einmal sondern zweimal wegen grammatikalischer Fehler unterbrochen, was Adams Gedankenfluß abgeschnitten hatte. Als Konsequenz hatte Adam einen bedeutenden Teil seiner Fallgeschichte ausgelassen. Am Ende hatte Dr. Norton lediglich genickt und den Chef der Abteilung um einen weiteren Patienten gebeten.
    Dann war Adam, um den Tag abzurunden, in das Notfallzimmer gerufen worden, weil man dort zu wenig Personal hatte. Dort hatte man ihm aufgetragen, den Magen eines jungen Mädchens auszupumpen, das versucht hatte, Selbstmord zu begehen. Da er in solchen Verfahren unerfahren war, hatte Adam das Mädchen zum Übergeben gebracht, was ihn direkt an der Brust getroffen hatte. Und als ob das alles nicht genug gewesen wäre, bekam er noch fünfzehn Minuten, bevor er hätte Feierabend machen können, eine komplizierte Einlieferung: einen zweiundfünfzigjährigen Mann mit Pankreatitis. Das war der Grund, weshalb er so spät nach Hause kam.
    Als er an dem Durchgang vorbeiging, der
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