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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon
Autoren: Robin Cook
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sie gewöhnlich in Stanniolpapier eingewickelt im Gefrierfach.
    Adam ging zur Küche herüber und lehnte sich gegen den Türrahmen. Jennifer arbeitete fieberhaft trotz der Behinderung durch die hochhackigen Slipper. Adam mußte lächeln. Diese Frau, die durch die Küche stolperte, sah gar nicht wie die Jennifer aus, die er kannte. Falls sie ihn bemerkt hatte, ließ sie es sich nicht anmerken.
    Adam räusperte sich. »Jennifer, ich würde gerne wissen, was los ist.«
    Jennifer antwortete nicht. Statt dessen nahm sie den Deckel von einem Topf und rührte den Inhalt um. Adam konnte an dem Löffel, den sie anschließend auf die Arbeitsplatte legte, erkennen, daß es sich um wilden Reis handelte. Adam fragte sich, wie viel das koste. Dann erblickte er die gebratene Ente, die auf dem Zuschneidebrett abkühlte.
    »Jennifer!« rief Adam ein bißchen eindringlicher.
    Jennifer drehte sich um und schob eine Weinflasche und einen Korkenzieher in Adams Arme. Er war gezwungen, beide schnell zu fassen, wenn sie nicht zu Boden fallen sollten. »Ich bereite das Essen vor«, sagte sie einfach. »Wenn du dich nützlich machen willst, kannst du schon die Flasche öffnen.«
    Verwirrt brachte Adam die Flasche in das Wohnzimmer und zog den Korken heraus. Er goß ein wenig Wein in ein Glas und hielt ihn gegen das Kerzenlicht. Der Wein hatte eine intensive, rubinrote Färbung. Bevor er ihn kosten konnte, rief ihn Jennifer in die Küche.
    »Ich brauche hier einen Chirurgen«, sagte sie und reichte ihm ein großes Messer.
    »Was soll ich denn damit machen?« fragte er.
    »Schneide die Ente in zwei Teile.«
    Adam versuchte ein paar zögernde Schnitte, aber mit wenig Erfolg. Schließlich setzte er all seine Kraft hinter das Messer und teilte die Ente.
    »Und wie wäre es jetzt, wenn du mir endlich sagen würdest, was all das soll.«
    »Ich möchte nur, daß du dich entspannst und ein gutes Abendessen genießt.«
    »Gibt es ein verstecktes Motiv für all das?«
    »Na ja, ich habe dir etwas zu sagen, werde das aber nicht tun, bevor wir nicht dieses Festessen gehabt haben.«
    Und es war wirklich ein Festessen. Auch wenn die Kichererbsen ein wenig überkocht waren und der wilde Reis noch etwas länger hätte kochen können, war die Ente absolut sensationell; und das galt auch für den Wein. Wie das Festessen seinen Fortgang nahm, spürte Adam, daß er immer müder wurde. Nachdem er sich wieder wachgerüttelt hatte, konzentrierte er seine Aufmerksamkeit auf seine Frau. Jennifer sah in dem Kerzenlicht außerordentlich schön aus. Sie hatte die Schürze ausgezogen und war jetzt nur noch in ihren provokativ hauchdünnen blaßlila Teddy gekleidet. Ihr Bild verschwamm in Adams Bewußtsein, und für einen kurzen Augenblick schlief er am Kartentisch ein.
    »Bist du in Ordnung?« fragte Jennifer, die gerade dabei war, den Schwangerschaftshaustest zu beschreiben.
    »Mir geht es prima«, sagte Adam, nicht bereit zuzugeben, daß er eingeschlafen war.
    »Ich habe mich also genau an die Anweisungen gehalten«, fuhr Jennifer fort. »Und rate mal was?«
    »Was?«
    »Er war positiv.«
    »Was war positiv?« Adam wußte, daß er einen Schlüsselsatz verpaßt haben mußte.
    »Adam, hast du mir überhaupt nicht zugehört?«
    »Natürlich habe ich zugehört. Meine Gedanken sind wohl einen Augenblick lang abgeschweift. Tut mir leid. Vielleicht fängst du besser noch einmal an.«
    »Adam, ich versuche dir gerade zu sagen, daß ich schwanger bin. Gestern habe ich einen dieser Schwangerschaftsheimtests gemacht, und heute bin ich zu Dr. Vandermer gegangen.«
    Eine Minute lang war Adam zu schockiert, um sprechen zu können.
    »Du machst Spaß«, sagte er endlich.
    »Ich mache keinen Spaß«, sagte Jennifer und sah ihm in die Augen. Sie spürte, wie ihr Herz in einem beschleunigten Rhythmus schlug. Unwillkürlich ballte sie ihre Hände zu Fäusten.
    »Du machst keinen Spaß?« sagte Adam ungewiß, ob er lachen oder weinen solle. »Du meinst das ernst?«
    »Ich meine das ernst. Glaub mir, ich meine es ernst.« Jennifers Stimme zitterte. Sie hatte gehofft, daß Adam glücklich sein würde, zumindest zu Anfang. Später könnten sie sich dann mit der Unmenge an Problemen befassen, die ihre Schwangerschaft mit sich bringen würde. Jennifer stand auf, ging um den Tisch zu Adam und legte ihm ihre Hände auf die Schultern.
    »Darling, ich liebe dich sehr.«
    »Ich liebe dich auch, Jennifer«, sagte Adam. »Aber das ist gar nicht die Frage.« Er stand auf und schüttelte ihre Hände
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