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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon
Autoren: Robin Cook
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mit dem malerischen Luftschacht draußen vor ihrer Wohnung verbunden war, betrachtete Adam die Ansammlung von Abfallkübeln, die die Müllabfuhr dreimal in der Woche morgens lautstark ausleerte. Heute waren die Mülleimer voll bis überfließend, und ein paar struppige Straßenkatzen hatten dem Regen die Stirn geboten, um der Sache auf den Grund zu gehen.
    Adam betrat das Gebäude durch die vordere Eingangstür und klappte den wertlosen Schirm zusammen. Einen Augenblick lang stand er in dem altertümlichen Foyer und tropfte auf den gekachelten Boden. Dann schloß er die innere Türe auf und begann, die drei Etagen zu ihrer Wohnung hochzusteigen.
    Um seine Ankunft anzukündigen, drückte er die Klingel, während er den Schlüssel in das erste von mehreren Schlössern steckte. Man hatte zweimal innerhalb der anderthalb Jahre, die sie jetzt dort wohnten, bei ihnen eingebrochen. Es war allerdings nichts gestohlen worden. Die Diebe hatten wohl sofort erkannt, daß sie einen Fehler gemacht hatten, sobald sie das abgetakelte Mobiliar sahen.
    »Jen!« rief Adam, als er die Tür öffnete.
    »Ich bin in der Küche. Komme in einer Minute.«
    Adam zog die Augenbrauen hoch. Da seine Arbeitszeit im Krankenhaus so unregelmäßig war, wartete Jennifer gewöhnlich, bis er zu Hause war, um mit dem Abendessen zu beginnen. Er sog das wohlriechende Aroma ein, ging zum Schlafzimmer und zog sein Jackett aus. Als er zurück zum Wohnzimmer ging, wartete Jennifer schon auf ihn. Adam schnappte nach Luft. Zuerst schien es ihm, als ob sie nur eine Schürze trüge. Nackte Beine erstreckten sich vom Rand der Schürze bis zu den hochhackigen Pantoffeln. Ihr Haar war glatt gebürstet, aber mit Kämmen aus ihrem Gesicht zurückgehalten. Ihr ovales Gesicht schien von innen zu strahlen.
    Indem sie ihre Arme hob und ihre Finger in eine Position brachte, als ob sie ein klassisches Ballett tanzte, drehte sich Jennifer langsam um ihre eigene Achse. Als sie sich umwandte, sah Adam, daß sie unter der Schürze einen blaßlila Teddy trug, der mit Spitze umfaßt war.
    Adam lächelte. Begierig griff er nach der Schürze, um deren vorderen Teil hochzuheben.
    »Oh, nein!« neckte ihn Jennifer, indem sie seinem Griff auswich. »Nicht so schnell.«
    »Was ist eigentlich los?« lachte Adam.
    »Ich versuche nur, die vollkommene Frau zu sein«, witzelte Jennifer.
    »Wo um Himmels willen hast du dieses… dieses Ding gekauft?«
    »Dieses Ding nennt man einen Teddy.« Jennifer hob den vorderen Teil ihrer Schürze hoch und drehte wieder eine Pirouette. »Ich habe ihn heute nachmittag bei Bonwit gekauft.«
    »Wozu um Gottes willen?« fragte Adam, der sich ganz gegen seinen eigenen Willen fragte, wieviel es gekostet haben mochte. Er wollte Jennifer nichts versagen, was sie wollte, aber dennoch mußten sie mit ihrem Budget vorsichtig umgehen.
    Jennifer hörte zu tanzen auf. »Ich habe es gekauft, weil ich immer attraktiv und sexy für dich sein möchte.«
    »Wenn du noch attraktiver und sexyer für mich wirst, werde ich nie das Medizinexamen schaffen. Du mußt dich nicht in solch gekräuseltes Zeug kleiden, um mich anzumachen. Du bist bei weitem sexy genug, so wie du bist.«
    »Es gefällt dir nicht.« Jennifers Gesicht bewölkte sich.
    »Ich mag es«, stotterte Adam. »Es ist nur, weil du es gar nicht brauchst.«
    »Magst du es wirklich?« fragte Jennifer.
    Adam wußte, daß er auf dünnem Eis ging. »Ich liebe es. Du siehst aus, als ob du in den Playboy gehörtest. Nein, Penthouse.«
    Jennifers Gesicht hellte sich auf. »Wundervoll! Ich wollte, daß es direkt auf der Grenze zwischen sexy und frivol sei. Und jetzt will ich, daß du gleich ins Badezimmer zurückmarschierst und dich duschst. Wenn du wieder rauskommst, werden wir ein Abendessen haben, das dich hoffentlich wie ein König fühlen lassen wird. Abmarsch!«
    Jennifer trieb Adam zurück in das Schlafzimmer. Bevor er auch nur ein Wort sagen konnte, schloß sie ihm die Tür vor der Nase zu.
    Als er mit seiner Dusche fertig war, entdeckte er, daß das Wohnzimmer umgestaltet worden war. Der Kartentisch war aus der Küche hereingebracht worden und diente als Eßtisch. Zwei leere Weinflaschen mit Kerzen, die Jennifer in sie hineingesteckt hatte, gaben das einzige Licht ab. Das Tafelsilber funkelte. Sie besaßen nur zwei Sätze Bestecke. Beide waren ein Geschenk von Jennifers Eltern gewesen, das eine hatten sie an ihrem Hochzeitstag bekommen und das andere an ihrem ersten Jahrestag. Sie benutzten sie selten und ließen
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