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Pferdesommer mit Lara

Pferdesommer mit Lara

Titel: Pferdesommer mit Lara
Autoren: Ursula Isbel
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die goldenen Sprenkel in den Pupillen zum Leuchten.
    »Lara sieht gut aus, nicht? Wenn ihr alter Besitzer sie jetzt zu Gesicht bekäme, würde er sie bestimmt nicht mehr so billig verkaufen. Übrigens, wir sind mit dem Umbau und dem Einzug fast fertig. Am nächsten Samstag steigt unsere House Warming Party , wie Elisa das nennt. Mein Vater hat’s dir ja schon gesagt, du bist natürlich eingeladen. Ich hatte fast Angst, du könntest nicht kommen, aber bis dahin bist du wohl wieder fit.«
    Ich nickte. »Klar. Kommen viele Leute?«
    »Nein, es wird nur ein kleines Fest. Ein Geschäftsfreund meines Vaters kommt mit seiner Frau, der Architekt, der den Umbau geleitet hat, vielleicht ein Typ aus meinem Leistungskurs und Frau Friedrun. Elisa wird sicher die Goldlöffel mitbringen, möglicherweise auch noch jemanden aus dem Reitklub. Jeder soll irgendwas zum Futtern mitbringen. Für die Getränke sorgen wir.«
    Ich grübelte tagelang darüber nach, was ich zu Eulenbrooks Einweihung anziehen sollte. In meinem Kleiderschrank war nichts, was mir besonders gefiel, und ich hatte auch kein Geld, mir etwas Neues zu kaufen. Mama versuchte, mir ihre rosafarbene Seidenbluse aufzuschwatzen, die sie manchmal in Konzerten trug. Sie behauptete, sie wäre ihr zu klein geworden und würde gut zu schwarzen Jeans passen, doch ich fand, dass sie tantig aussah.
    »Dann gehen wir los und kaufen dir was Hübsches«, sagte sie. »Du hast außer Jeans schon lange nichts Neues mehr bekommen und für deine Kleidung sind immer noch wir zuständig. Dafür brauchst du dein sauer verdientes Geld nicht auszugeben.«
    Ich ahnte Schreckliches. Wenn meine Mutter beim Klamottenkauf dabei war, bekamen wir meistens Streit, weil unser Geschmack total unterschiedlich war. Doch diesmal nahm sie sich zusammen und war offenbar entschlossen, mich selbst wählen zu lassen.
    Wir wanderten durch zwei Kaufhäuser und nichts gefiel mir. Mama seufzte. »Herrje, du bist wirklich ein schwieriger Fall! Ich versteh nicht, wieso du immer an allem etwas auszusetzen hast …«
    Schließlich fanden wir in einer Seitengasse eine kleine, versteckte Secondhandboutique, in der es neben edlen Designerklamotten auch noch richtige »Oldies« gab - Petticoats, Ballkleider aus den Sechzigerjahren, schwarze Samtmäntel, Blumenhüte, Lederkluft aus der Rockerzeit und James-Dean-Wildlederjacken.
    Ich kramte ein naturweißes, taillenkurzes Leinenjäckchen mit Blumenstickereien aus einem Wühltisch. Es passte zu Jeans und Röcken und ich konnte T-Shirts darunter tragen. Diesmal waren Mama und ich ausnahmsweise einer Meinung.
    »Das steht dir großartig!«, versicherte sie. »Süß siehst du damit aus! Richtig zum Anbeißen.«
    Weil es nicht viel kostete, bekam ich auch noch einen Rock, der aus alten Jeans genäht war. Dann saßen wir in einer Eisdiele, aßen Vanilleeis mit heißen Himbeeren und tranken Cappuccino. Wir waren beide müde und zufrieden, und meine Mutter schlug vor, für das Fest Käseplätzchen zu backen und Antipasti zu machen - einen italienischen Vorspeisenteller aus gebratenen Zucchini und Auberginen.
    »Das bringt bestimmt sonst keiner mit«, sagte sie. »Ich helfe dir.«
    Einerseits freute ich mich auf das Fest. Andererseits war mir beim Gedanken daran aber auch mulmig zumute, und dieses Gefühl verstärkte sich, je näher das Wochenende rückte.
    Zum Glück war am Samstag so viel zu tun, dass ich kaum zum Nachdenken kam. Vormittags musste ich meinem Vater im Laden helfen, nachmittags stand ich mit Mama in der Küche, um das Gebäck und die Antipasti vorzubereiten. Danach radelte ich zur Koppel, versorgte mit Arne die Pferde und fuhr wieder nach Hause, um zu duschen und mir den Pferdegeruch aus den Haaren zu waschen.
    Kurz nach acht fuhr mich meine Mutter bis vors Tor von Eulenbrook, denn die Antipasti lagen auf einer Platte und konnten schlecht mit dem Rad transportiert werden. Farbige Glühlämpchen hingen am Gitter und funkelten im Zwielicht.
    Mama gab mir einen Kuss. »Viel Spaß!«, sagte sie. »Amüsier dich gut. Und versprich mir, nachts nicht allein nach Hause zu gehen. Ruf uns an, falls Arne dich nicht begleitet.«
    Es war mein erstes Fest seit Ronjas Unfall. Früher waren wir immer zusammen auf Partys gewesen und ich hatte mich mit ihr sicher gefühlt. Einen Augenblick lang war mir, als ginge sie wieder neben mir her, während ich wie Rotkäppchen mit meinem Korb über die Auffahrt wanderte.
    Herr Theisen hatte zu beiden Seiten des Weges Lampen im Gebüsch
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