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Pferdesommer mit Lara

Pferdesommer mit Lara

Titel: Pferdesommer mit Lara
Autoren: Ursula Isbel
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mitgeholfen. Und wenn die beiden was tun, packt natürlich auch Elisa der Eifer.«
    Diesmal war ich zu schlapp und angeschlagen, um mich ausgeschlossen zu fühlen. Ich war nur froh, dass Arne nicht all die Arbeit allein bewältigen musste. Schließlich war er auch noch mit dem Einzug und dem Auspacken der Umzugskartons beschäftigt.
    Er versicherte mir, dass es Lara gut ging. »Du brauchst dir keine Sorgen um sie zu machen, sie ist total okay. Ich glaube nur, sie vermisst dich. Nachmittags, um die Zeit, zu der du meistens kommst, steht sie in der Nähe des Gatters, und ich könnte schwören, dass sie auf dich wartet. Soll ich ihr Grüße von dir bestellen?«
    »Ja«, krächzte ich. »Und streichle sie von mir. Sag ihr, dass ich bald wiederkomme.«
    »Möchtest du, dass ich dich besuche?«
    Unwillkürlich schüttelte ich den Kopf. »Nein, lieber nicht! Es ist besser, ich gebe meine Viren oder Bazillen nicht an dich weiter. Meinen Vater hab ich schon angesteckt. Aber er schleppt sich wie der große Zorro in seinen Laden und behauptet, dass er es sich nicht leisten kann, krank zu sein.«
    Fast eine Woche verging, bis ich zum ersten Mal wieder das Haus verließ. Es war Herbst geworden in dieser kurzen Zeit. Die Blätter hatten sich golden verfärbt, der wilde Wein an unserer Garagenmauer leuchtete rot und der Himmel über dem Städtchen hatte das klare, tiefe Blau des Herbstes.
    Dr. Hofmann, unser Hausarzt, hatte mich die ganze Woche krankgeschrieben, sodass ich an diesem Freitag noch nicht in die Schule musste. Mein erster Weg an diesem Vormittag war nach Eulenbrook, zu Lara.
    Sie standen jetzt auf der tiefer gelegenen Herbstkoppel, Lara, Fee, Robin und Jago. Bei meinem Auftauchen hoben sie die Köpfe und Fee stieß ein unterdrücktes Wiehern aus.
    Lara hatte die Ohren gespitzt und witterte mit geblähten Nüstern. Dann schnaubte sie und setzte sich in Bewegung.
    Während sie auf mich zukam, bemerkte ich plötzlich, dass sie sich verändert hatte. Ihr geschmeidiger Hals und die leicht gebogene Nase, ihr Fell, das kupferrot in der Sonne glänzte, die Haltung ihres Kopfes mit der leuchtenden Blesse - das alles strahlte eine verhaltene Schönheit aus, die durch den Kontrast zu Fees hellem Haar und silberblonder Mähne noch verstärkt wurde.
    Tiefe Freude überkam mich. Obwohl meine Knie noch wacklig waren, rannte ich über die kahl gefressene Sommerweide und fühlte mich mit diesem seltsamen Wattenebel im Kopf, der von der Grippe zurückgeblieben war, seltsam leicht, als würde ich fliegen.
    Sie kamen zum neuen Gatter, Lara, Fee und Robin, dann sogar Jago, und ich hatte nicht genug Hände, um sie alle zu streicheln und die Apfelschnitze zu verteilen.
    Laras Augen waren blank und schimmerten und ihre weichen Nüstern beschnupperten meine Handgelenke. Die schorfigen, haarlosen Stellen der Glatzflechte, an der sie noch zu Anfang des Sommers gelitten hatte, waren verschwunden.
    Die neue Koppel wirkte größer als die alte Nachbarweide, begrenzt vom Bachlauf, einem Hügel und dem Wald. Noch hingen Fetzen von Morgendunst über den Baumwipfeln. Es roch nach feuchter Erde, nach Laub und Gras und Pferdeäpfeln. Ein goldener Schimmer lag über den Buchen und ich sah Eulenbrooks Dach grau zwischen den Baumwipfeln aufragen.
    Rauch kräuselte sich aus einem der drei Kamine in die klare Luft. Kein Windhauch ging. Der Bach gluckste zwischen den Steinen und ein Habicht oder Falke schwebte mit klagendem Schrei über die angrenzenden Felder.
    Nachmittags, als ich mit Laras Kräutertee in der Thermoskanne wiederkam, waren Arne und Bonnie da. Arne nagelte neue Bretter an die Wetterseite der Schutzhütte. Sein Gesicht hellte sich auf und er lächelte sein sanftes Lächeln.
    »Fünf Tage war der Frosch so krank …«, deklamierte er. »Schön, dass du wieder da bist, Rikke. Wir haben dich vermisst.«
    Bonnie sprang an mir hoch, jaulte und versuchte, mir das Gesicht abzulecken und mich zu küssen. Ich kniete neben ihr nieder und schlang die Arme um ihren semmelblonden Hals.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte ich.
    »Nein danke. Du bist noch ziemlich grün im Gesicht. Ich kann das hier auch allein, es ist ganz easy. Ein paar von den alten Brettern sind vergammelt und müssen ausgetauscht werden. Wie fühlt es sich an, wieder unter den Lebenden zu sein?«
    »Wunderbar«, sagte ich. »Man merkt erst, wie schön das Leben ist, wenn man einige Zeit auf der Nase gelegen hat.«
    Arne legte den Hammer ins Gras. Die Sonne schien ihm in die Augen und brachte
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