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Pferdesommer mit Lara

Pferdesommer mit Lara

Titel: Pferdesommer mit Lara
Autoren: Ursula Isbel
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schönen Stall mit viel Platz und Licht, ganz anders als deine miese alte Box in der Reitschule …«
    Es begann zu regnen, ein leichter, warmer Regen, der das Gras zum Duften brachte und den würzigen Geruch nach Pferden verstärkte, der über der Koppel hing. Hinter den Wäldern zog eine Wolkenwand in düsteren, geheimnisvollen Violett- und Blautönen auf, und die Amseln begannen zu singen, als wollten sie den Regen begrüßen.
    Arne hatte zwei Plastikumhänge dabei. Wieder einmal staunte ich darüber, wie fürsorglich und praktisch er war.
    »Du bist gekommen!«, sagte er, als hätte er gespürt, mit welchen Zweifeln ich mich herumgeschlagen hatte. »Auf dich kann man sich verlassen.«
    Ich erwiderte sein Lächeln und merkte, dass ich rot wurde. Er sah mich an, senkte rasch den Blick und murmelte: »Gut, dass du Gummistiefel angezogen hast - heute kommt sicher noch einiges herunter. Aber wir müssen froh sein, es hat in diesem Sommer viel zu wenig geregnet.«
    Während wir die Pfosten am westlichen Ende der neuen Koppel einschlugen, wurde der Regen heftiger. Von Lily und Erik war nichts zu sehen. Ich fragte nach Elisa.
    »Die ist vor einer Stunde losgeritten. Ich glaube, sie wollte die beiden Goldlöffel abholen.«
    »Goldlöffel?« Ich musste lachen. »Warum nennst du sie so?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Kennst du nicht den Ausdruck, dass jemand mit einem goldenen Löffel im Mund geboren wird? Daran muss ich immer denken, wenn ich Erik und Lily sehe. Im Grunde können sie nichts dafür, dass sie reiche Eltern haben und denken, die ganze Welt müsste ihnen die Füße küssen.«
    »Aber es gibt auch Leute, die Geld haben und trotzdem normal und bescheiden bleiben.«
    »Das kommt vielleicht auf die Eltern an«, erwiderte Arne.
    Der Pfosten, den wir gerade einschlagen wollten, neigte sich zur Seite wie ein betrunkener Seemann, und wir mussten ihn wieder aus dem Boden stemmen und es erneut versuchen. Das Regenwasser tropfte uns vom Kapuzenrand über die Nasenspitzen und das Kinn in den Halsausschnitt. Schon begann der Boden aufzuweichen und wir blieben immer wieder mit den Stiefeln im feuchten Erdreich stecken. Es war alles andere als gemütlich. Trotzdem werkelten wir verbissen weiter.
    »Die kommen nicht!«, murmelte Arne schließlich. »Hätte mich auch gewundert. Das Wetter ist ihnen zu mies, da müssten sie sich mal richtig die Hände schmutzig machen.« Er wischte sich mit dem Handrücken das Wasser aus den Augen. »Möchtest du aufhören?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, jetzt schlagen wir noch die restlichen Pfosten ein. Mit dem Draht können wir morgen anfangen.«
    Doch noch während ich das sagte, fiel mir ein, dass ich versprochen hatte, morgen Nachmittag im Laden zu helfen. »Mist! Morgen geht’s bei mir leider doch nicht!«
    »Mach dir keinen Stress, übermorgen ist auch noch Zeit. Hauptsache, wir haben die Koppel bis Ende der Woche eingezäunt.« Arnes Gesicht glänzte vor Nässe. Die Kapuze war ihm tief in die Stirn gerutscht und verlieh ihm ein abenteuerliches Aussehen.
    »Die meisten stellen es sich immer so romantisch vor, Pferde zu halten. In Wirklichkeit ist’s jede Menge Arbeit, es sei denn, man hat solche Eltern wie Lily und Erik und kann sich einen Pferdepfleger leisten. Trotzdem kann ich mir ein Leben ohne Pferde nicht mehr vorstellen.«
    Lara und Fee hatten sich vor dem Regen in die Schutzhütte geflüchtet, wo auch Bonnie lag, an einem alten Knochen nagte und darauf wartete, dass Arne endlich den Heimweg antrat. Jago stand unter den Bäumen und ließ den Kopf hängen; er sah so trübselig aus, wie nur Pferde im Freien bei strömendem Regen aussehen können.
    Wir gingen zum Schuppen an der Gartenmauer, in dem das Futter aufbewahrt wurde, direkt neben der hinteren Pforte zu Eulenbrooks Garten. Arne stapfte mit schweren Schritten neben mir her. Seine Stiefel waren bis zum Schaft voller nasser Erdklumpen, genau wie meine, und verursachten beim Gehen schmatzende Geräusche. Unsere Jeansbeine sahen aus, als hätten wir uns im Schlamm gewälzt.
    »Jetzt füttern wir noch rasch die Pferde und dann nichts wie unter die Dusche!«, sagte er. »Und trink heißes Zitronenwasser mit Whisky und braunem Zucker. Das ist ein schottisches Spezialrezept, damit einen die Grippe nicht erwischt. Übrigens müssen wir erst mal die Herbstzeitlosen ausrotten, ehe wir die Pferde auf die neue Weide bringen. Ich hab mindestens zwei Dutzend gesehen und bestimmt schießen bei dem Regen noch mehr davon aus dem
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