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Pferde, Wind und Sonne

Pferde, Wind und Sonne

Titel: Pferde, Wind und Sonne
Autoren: Federica de Cescco
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hindern kann, >Glanzstern< zu verkaufen?«
    Mireille zuckte die Schultern. »Da der Hengst nicht verrückt ist, besteht für sie kein Grund mehr, ihn fortzuschaffen. Und reg dich Alains wegen nicht auf. Ich werde dir schon aus der Klemme helfen.«
    Sie lächelte Karin zu. Karin las in ihren Augen Anerkennung und
    Stolz. Zum erstenmal wurde sie sich ihres Glücks vollkommen bewußt. Das gegenseitige Vertrauen, das sie nun mit dem großen weißen Hengst verband, war kein Traum. Noch spürte Karin an Händen und Lippen den scharfen, salzigen Geruch seiner Mähne. Vor Müdigkeit schloß sie die Lider. Sie sehnte den Schlaf herbei, als befürchtete sie, mit der Sonne würde sich ihr nächtliches Erlebnis wie ein Nebelschleier auflösen. Aber schon verfärbte sich der Horizont. Hinter den Seen flammte rötlich der herannahende Morgen.
     

Vierzehntes Kapitel
     
     
     
    Die Morgensonne schien durch die Spalten der Fensterläden und ließ die Ton- und Kupfergefäße auf dem breiten Kaminsims glänzen. Regine kam und ging, sie brachte eine Kanne heißen Kaffee, frisches Brot und Himbeermarmelade.
    »Ist Tante Justine schon nach Aigues-Mortes gefahren?« fragte Mireille besorgt Regine. »Ich hörte den Landrover schon vor sieben Uhr.«
    »Sie wollte schnell zur Garage«, gab Regine zur Antwort. »Es scheint an der Kupplung etwas nicht in Ordnung zu sein.« Mireille biß hungrig in ihre Brotschnitte.
    Karin lächelte ihr erleichtert zu.
    Alain schlich mit wirrem Schopf und verschlafenen Augen die Treppe hinunter. Er ließ sich auf den nächsten Stuhl fallen und goß sich mürrisch Kaffee ein.
    Die beiden Mädchen sahen einander an. Mireilles Blick sagte: »Schieß doch endlich los!« Karins flehende Augen antworteten: »Noch nicht.«
    Ein Motorrad kam angeknattert: der Briefträger. Seine Ankunft brachte Ablenkung. Regine bot ihm Kaffee an und plauderte ein Weilchen mit ihm.
    Es war ein Brief für Karin aus Zürich da. Ihre Mutter schrieb: »Ich weiß, in den Ferien hat man andere Dinge zu tun, als den Eltern zu schreiben; aber wir warten immer noch auf die versprochene Postkarte. Trösten wir uns also mit dem berühmten Sprichwort: >Keine Nachricht, gute Nachricht<, und nehmen wir weiter an, daß alles in Ordnung ist.«
    Es folgten die üblichen Ermahnungen: Nicht zu lange sonnenbaden, nicht den nassen Bikini anbehalten (um Nierenschmerzen zu vermeiden), kein ungewaschenes Obst essen.
    Der Vater hatte zum Schluß »Meinem Spatz Gruß und Kuß« hinzugefügt und Mutter den kurzen Nachsatz: »Hier in Zürich regnet es.«
    Karin faltete den Brief mit einem eigentümlichen Lächeln um den Mund zusammen. Zürich schien ihr ebenso weit entfernt zu sein wie der Mond. Sie wußte natürlich, daß die Ferien bald zu Ende gingen, daß das Alltagsleben und die Schule wieder beginnen würden. Sie wußte aber auch, daß sie nicht mehr so wie früher sein würde.
    Der Briefträger drückte die Mütze auf den Kopf und ging. Man hörte, wie das Knattern seines Motorrads sich entfernte. Karin spielte stumm mit Brotkrumen.
    Als sie aufschaute, begegnete sie Alains forschendem Blick. »Machst du ein Gesicht! Man könnte meinen, du hättest die ganze Nacht kein Auge zugetan...«
    Jetzt war der Augenblick gekommen. Karin raffte ihren Mut zusammen und öffnete den Mund, schwieg aber sofort. In rasendem Tempo näherte sich ein Reiter dem »Mas«. Schon sprengte das Pferd in den Hof. Vom Fenster aus sahen sie, wie Manuel, ohne sein Tier anzuhalten, vor der Haustür aus dem Sattel glitt.
    »Heilige Madonna«, rief Regine, »hat der’s aber eilig!« Die Tür wurde aufgerissen, Manuel stürzte keuchend herein. Er war außer Atem und schweißbedeckt. »Wo ist die Chefin?«
    »In der Garage«, erklärte Regine. »Sie muß bald zurückkommen. Was ist denn...«
    Der Gardian fluchte laut. »Der Teufel ist los, drüben im Zwischenland. >Glanzstern< hat >Schwarz< angegriffen!«
    Karin und Alain starrten ihn wie versteinert an. Mireille stieß einen Schrei aus: »Mein Gott, er wird ihn umbringen!«
    »Schnell, Kleine!« sagte Manuel zu Mireille, »reite zum Paty und hol die Chefin. Sie muß entscheiden, was zu tun ist...«
    Mireille stürzte aus dem Haus. Sie band >Irrlicht< los und schwang sich, ohne sie zu satteln, auf ihren Rücken. Mit einem Dutzend Sprüngen holte sie das Höchstmaß an Geschwindigkeit aus ihrer Stute heraus und verschwand in einer Staubwolke. Alain faßte Karins Arm.
    »Gib mir >Rosa
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