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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi
Autoren: emons Verlag
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größer. Womöglich würde
er ein zweites Mal zusammenbrechen und einen jämmerlichen Abgang haben.
    Auf der anderen Seite hatte sein Stellvertreter Ernst-August Klawitter
in seiner scheinheiligen Art recht, wenn er sagte, es sei seine Entscheidung, ob er weitermache. Er , Geert Sandrock,
bestimmte, wann Schluss für ihn war, zumindest noch bis zu den Wahlen in zwei
Jahren, und bis dahin war es fast unmöglich, ihn abzusetzen. Zwei Jahre, in
denen seine Konzepte aufgehen und den Goslarern bessere Zeiten bescheren
konnten. Aber er musste sich entscheiden, entweder er blieb mit einem neuen
Schlachtruf oder er ging. Dann schnell, sonst würden sie ihm lebend die Haut
abziehen.
    Er erhob sich aus seinem Drehsessel aus büffelbraunem Leder, näherte
sich dem Fenster und blieb breitbeinig mit verschränkten Armen davor stehen,
das Panorama der Stadt im Blick, bis Maren Brandstätter, seine Sekretärin,
hereinkam und ihn an den Termin erinnerte.
    ***
    Die Villa Klawitter stand auf einem gemauerten Sockel aus
quadratischen Basaltsteinen, der sie mindestens drei Meter über das Niveau des
Claustorwalls hob, einer schmalen Wohnstraße am Fuß des begehrten
Steintorviertels. Als repräsentatives Denkmal des Jugendstils wie geschaffen
für den Firmensitz und die Wohnung der Rechtsanwalts- und Notardynastie
Klawitter.
    Über der Kanzlei, im ersten Stock der Villa, saßen Ernst-August und
seine Frau Miriam Klawitter in der Küche. Sie nutzten das Frühstück immer für
eine kleine Dienstbesprechung und gingen die neuen Fälle durch, die dann unten
in der Kanzlei nur noch mit Kollege Dr. Hegenbarth und Assistent Freimut
abgestimmt wurden, seit Klawitters Vater nicht mehr aktiv in der Kanzlei tätig war.
    An diesem Morgen gab es nicht viel zu besprechen, und als sie damit
fertig waren, schwiegen sie sich an. Klawitter biss in eine mit Frischkäse
light bestrichene Scheibe Knäckebrot und sah zerstreut aus dem Fenster.
Strahlendes Frühsommerwetter mit wildem Vogelgezwitscher.
    Seine Frau löffelte Müsli mit Erdbeerjoghurt aus einer weißen Porzellanschale
von Rosenthal. »Tritt er nun zurück?«, fragte sie plötzlich mit einer gewissen
Schärfe in der Stimme, aber ohne den Blick zu heben, und leckte sich einen Rest
Erdbeerjoghurt von den Lippen.
    Klawitter schreckte auf, wusste zuerst nicht, was sie meinte. Dann schaltete
er. Sie sprach von Geert Sandrock, dem Oberbürgermeister. Klawitter erinnerte
sich, ihr von der schwierigen Situation im Rathaus erzählt zu haben. Aber das
war so nebenbei gewesen, denn er wusste, dass sie mit ihrer Meinung in diesen
Angelegenheiten immer sehr zurückhaltend war. Sie hatte die Informationen dann auch,
wie nicht anders zu erwarten, lediglich stumm nickend zur Kenntnis genommen.
    »Sandrock entscheidet, wann er geht. Gewählt wird erst in zwei
Jahren. Ich habe ihn darauf angesprochen, ihm nahegelegt –«
    »Es wäre gut, wenn er zurückträte«, unterbrach sie ihn harsch, was
noch nie vorgekommen war.
    Nicht nur deshalb blieb Klawitter vor Staunen der Mund offen stehen.
Miriam und Politik, das waren zwei Dinge, die bisher nie zusammengegangen
waren.
    »Wieso? Seit wann interessierst du dich für Politik?«
    »Ich interessiere mich nicht für Politik, ich weiß nur, dass du sein
Stellvertreter bist.«
    Das alles sagte sie in einem vorwurfsvoll spitzen Ton, in dem sie
ihm gegenüber nie gesprochen hatte, eher im sachlich kühlen wie vor Gericht.
    Seine Verwunderung wuchs. »Was soll das heißen, Miriam?«
    Sie hatte es geschafft, ihn zu verblüffen, und er konnte sich nicht
erinnern, wann das das letzte Mal vorgekommen war.
    »Das heißt«, fuhr sie schneidend fort, »dass du das Amt übernehmen
würdest, wenn er ginge …«
    »Willst du mir sagen, was ich zu tun habe?«
    Sie ließ sich nicht irritieren. »… und dann könntest du dich in
Ruhe auf die Wahlen vorbereiten und alle anderen, die geil auf den Posten sind,
von innen heraus abwürgen.«
    Bei »abwürgen« machte sie mit der rechten Hand eine entsprechende
Geste und verzog dabei gespielt grausam das Gesicht.
    »Wie redest du denn?«
    Was war bloß los mit Miriam? Dieses boshafte Grinsen und der Blick,
den sie ihm jetzt zuwarf.
    »Spinnst du?«
    Sie lachte hell auf. »Geht es etwa nicht so zu in der Politik?«
    »Miriam, wenn du mich jetzt auf den Arm nehmen willst …«
    »Aber Ernsti …«
    Sie zwang ihn, sich zu verteidigen.
    »Ich habe Sandrock nach seinem Zusammenbruch meiner Loyalität
versichert und ihm gesagt, dass es seine
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