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Pfefferbeißer - Harz Krimi

Pfefferbeißer - Harz Krimi

Titel: Pfefferbeißer - Harz Krimi
Autoren: emons Verlag
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glänzende Augen bekam.
    Doch dabei blieb es. Die Frau starrte wieder schweigend auf die Handtasche
in ihrem Schoß.
    »Und dieser Ring gehört Ihnen?«
    Keine Antwort.
    Dann schien sie sich einen Ruck zu geben. »Er gehören Janis.«
    »Und wer ist Janis?«, fragte Sina.
    »Mein Mann.« Milda schlug schützend die Hände vors Gesicht und
schluchzte.
    Sina schätzte das Alter der Frau auf Mitte zwanzig. Der Tote konnte
also vom Alter her zu ihr passen.
    Plötzlich hörte die junge Frau auf zu schluchzen und sah Sina mit
großen Augen an.
    »Was ist mit Janis?«, fragte sie voller Angst. »Er verschwunden schon
lange, schon so lange …«
    Offenbar war der Frau nicht klar, dass der Ring in Verbindung mit
dem Fund der Leiche stand. Sinas Blick traf den von Niebuhr. Wie sollten sie
ihr beibringen, dass ihr Mann wahrscheinlich nur noch ein Häuflein Knochen war?
Aber eine winzige Hoffnung gab es noch für sie.
    »Wir müssen zuerst überprüfen, ob der Ring wirklich Ihrem Mann
gehört«, sagte Sina. »Dazu brauchen wir etwas, das er benutzt hat, einen Kamm
oder etwas Derartiges.«
    Milda wurde sichtlich nervös. Die Situation schien eine Wendung zu
nehmen, mit der sie nicht umgehen konnte.
    »Ich jetzt muss gehen«, sagte sie und sprang auf. Wenn Niebuhr sie
nicht am Arm erwischt hätte, wäre sie tatsächlich weg gewesen.
    »Noch nicht. Wir brauchen Ihre Personalien und Ihre Adresse«, sagte
er und zog sie sanft auf ihren Stuhl zurück.
    Aber gerade davor versuchte sie sich anscheinend zu drücken.
    »Ich Milda, sonst nichts wissen.«
    Ihre Hände krampften sich um die Handtasche. Wieder brach ihr der
Schweiß aus.
    Sie hat sich Sorgen um ihren Mann gemacht und ist ins Präsidium
gekommen, weil sie es nicht mehr ausgehalten hat, dachte Sina. Irgendetwas muss
sie davon abgehalten haben, schon früher hier zu erscheinen.
    »Sie heißen also Milda, und Ihr Mann heißt Janis, und Sie sind aus
einem anderen Land hierhergekommen«, schaltete sich wieder Niebuhr mit nie da
gewesener Geduld ein.
    Doch Milda blockte.
    »Sie kommen aus Riga, stimmt’s? Aus Lettland.«
    »Ich jetzt gehen.«
    »Nein, Sie bleiben hier, bis wir Ihren vollständigen Namen kennen
und wissen, wo Sie wohnen«, wurde Sina deutlicher und fühlte sich unfreiwillig
in die Rolle des harten Cop gedrängt.
    »Milda«, sagte Niebuhr eindringlich, »es geht hier um Mord. Wir
müssen alles von Ihnen wissen!«
    Milda hielt sich die Ohren zu.
    Was sollen wir bloß mit ihr machen?, dachte Sina.
    »Es wird Ihnen nichts passieren. Egal, wovor Sie Angst haben, wir
sind auf Ihrer Seite«, beschwor Niebuhr die junge Frau weiter. Milda nahm
langsam die Hände von den Ohren und schaute Sina erstmals offen ins Gesicht.
    »Darf nichts sagen, sonst Arbeit weg.«
    »Sie werden Ihre Arbeit nicht verlieren«, versicherte Sina, obwohl
sie das nicht garantieren konnte. »Also, wie ist Ihr vollständiger Name?«
    Endlich rückte die junge Frau mit der Antwort heraus. Sie hieß Milda
Auseklis und war vor etwas mehr als fünfundzwanzig Jahren in einem kleinen
lettischen Dorf in der Nähe von Riga als Kind von armen Bauern geboren worden.
Mit neunzehn hatte sie ihren späteren Mann kennengelernt, den gut aussehenden
Janis Auseklis. Es war die große Liebe gewesen, und vor vier Jahren hatten sie
geheiratet.
    »Wir viel arbeiten, wir wollen Familie, verstehen? Dann Krise, keine
Arbeit, wir Hunger.«
    »Und dann?«, fragte Niebuhr.
    »Dann Janis hat Kröger kennengelernt.«
    »Wer ist Kröger?«
    Wieder versuchte sie, die Frage abzublocken. Aber allmählich schien
sie einzusehen, dass die beiden Kommissare ihr nur helfen wollten.
    »Hotel Silberberg.«
    »Liegt in der Breite Straße. Alteingesessen, unten drin sind die ›Niedersachsenstuben‹«,
sagte Niebuhr.
    »Und wo wohnen Sie?«, fragte Sina.
    »In Hof, hinter Haus«, war die zögerliche Antwort.
    »Dann fahren wir jetzt dorthin.«
    Um zehn Uhr achtundvierzig erreichte der Dienstwagen die
Gaststätte »Niedersachsenstuben« in der Breite Straße. Die Beamten und die junge
Frau stiegen aus. Milda schien jetzt Vertrauen zu Niebuhr gefasst zu haben,
jedenfalls drückte sie sich an ihn wie ein ängstliches Kind an den Vater.
    Im Inneren des Lokals brannte Licht, das schwach durch die braunen
Glasbutzen nach außen drang, doch die Tür war abgeschlossen. Auf Sinas Klopfen
hin ließ sich aus der Gaststube eine dröhnende Stimme vernehmen.
    »Wir haben noch geschlossen. Kommen Sie um zwölf wieder!«
    Milda zuckte zusammen. Sina gab
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