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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
Autoren: Harald Evers
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Das magische Siegel
4. Roman der HÖHLENWELT-Saga
HARALD EVERS
Teil I
Der Sturm
1
Waldleben
    Rox, alter Knabe! Sieh nur, die Drachen fliegen hoch. Wir werden wieder einen schönen Tag bekommen!«
Rox schnaubte und stampfte mit dem rechten Vorderhuf auf,
doch es klang eher wie ein Protest.
Marko von Phyrras, Provinzkommissar zu Ross und Protektor
von Nieder-Kambrum, schüttelte den Kopf.
»Ich frage mich, alter Freund, ob du je schon mal den Felsenhimmel gesehen hast? Ich meine – dort oben!« Er deutete hinauf,
wo sich in milchig blauer Höhe, sieben oder acht Meilen über dem
Land, weitläufige Felsstrukturen abzeichneten.
»Kommt dir das bekannt vor? Na?«
Rox, Schlachtross und von nicht minder hoher Geburt, schüttelte ungeduldig seinen massigen Schädel und stieß erneut ein
Schnauben aus.
Marko seufzte. »Ich bezweifle, dass dies überhaupt so etwas
wie eine Antwort war.«
Er stieß Rox leicht mit den Hacken in die Seiten, woraufhin das
Pferd federnd den lichten Waldweg entlangtrabte. Rechts und
links strebten über den Baumwipfeln die Flanken zweier mächtiger Stützpfeiler in die Höhe; weiter südöstlich erstrahlte die blendende Helligkeit eines Sonnenfensters über dem Land.
Marko drückte seinen Rücken durch und bog die Schultern nach
hinten, um eine Verspannung zu lockern. »Weißt du, was dein
Fehler ist, alter Knabe?«, fragte er gedehnt. »Du bist nur verrückt
aufs Kämpfen und aufs Saufen. Und natürlich auf die Frauen!« Er
hob einen belehrenden Finger in die Luft, den Rox jedoch nicht
sehen konnte. »Und da du mit Frauen deiner Art nicht allzu häufig
zusammentriffst, bleiben dir bloß das Kämpfen und das Saufen.
Das aber macht Männer dumm!«
Rox schien zufrieden damit zu sein, dass er wieder laufen durfte; er würdigte seinen Herrn keiner Reaktion.
»Und dass du dumm bist, mein Guter, sieht man wiederum daran, wie du mit Frauen umgehst. Weißt du noch, die hübsche Stute, neulich im Stall des Wirtshauses von Sekamidaan?« Er beugte
sich vor und zischte dem Hengst ins Ohr: »Du hast sie gebissen,
du Bestie!«
Rox warf den Kopf hoch, gerade so als wollte er seinen Herrn
ebenfalls beißen. Marko richtete sich rasch wieder auf und gab
ihm einen kräftigen Klaps hinters Ohr. Rox quittierte dies lediglich
mit einem weiteren verächtlichen Schnauben. Allzu oft hatte er
dergleichen nun schon hinnehmen müssen, und wahrlich nicht
grundlos.
Marko seufzte noch einmal. »Ach, ich wünschte, ich hätte ein
Menschenmädchen von ähnlicher Anmut getroffen! Weißt du, was
ich getan hätte?« Rox trabte ein Stück nach links, wo ein kräftiger Ast quer über den Weg ragte. Marko nahm den Hut ab, beugte sich geschmeidig unter dem Ast hindurch und schüttelte den
Kopf. »Ich hätte ihr Blumen geschenkt. Hätte sie zu einem Spaziergang an einem stillen Seeufer eingeladen. Hätte sie mit netten
Worten überschüttet. Jawohl, das hätte ich getan!« Er wischte
sich einen Zweig aus dem lockigen Haar und setzte den Hut wieder auf. »Im Übrigen habe ich diesen Attentatsversuch auf der
Liste deiner Schandtaten vermerkt, mein Bester.« Er klopfte Rox
freundlich auf den muskulösen Hals. »Eines Tages, wenn du mit
nichts Bösem rechnest, werde ich Rache an dir üben. Du wirst
sehen.« Plötzlich verlangsamte Rox seinen Schritt. Marko richtete
sich im Sattel auf und blickte nach vorn. Auf dem Weg, drei Dutzend Schritt entfernt, sah er einen kleinen rundlichen Mann, der
sich über ein am Boden liegendes Pony beugte. Ein einachsiger
Karren stand mit in die Luft gereckter Deichsel in der Wegmitte.
Marko ließ Rox langsamer werden. Misstrauisch näherte er sich
dem Ort des Geschehens. Er war wachsam. Nicht selten griffen
Räuber zu solchen Tricks, um Reisende zu Pferde aufzuhalten. Er
öffnete unauffällig den Sicherungsriemen seines Schwertes, das
am Sattel in einer Scheide steckte, und prüfte den Sitz seines
Bogens, den er auf dem Rücken trug. Als geübter Schütze war er
in der Lage, ihn zu ziehen, einen Pfeil aus dem Köcher auf der
anderen Seite des Sattels zu reißen, ihn aufzulegen und auf die
Reise zu schicken, ehe ein Räuber, der sich im Gebüsch verstecken mochte, auch nur fünf Schritt getan hatte. Wenn es allerdings mehrere Räuber waren, wurde es schwieriger. Dann musste
er sich auf sein Schwert und auf Rox verlassen. Eine Begegnung
mit seinem Schlachtross war jedoch niemandem zu wünschen.
»He da!«, rief er. »Wollt Ihr den Weg nicht freigeben, kleiner
Mann?«
Der Rundliche sah
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