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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft
Autoren: Lisa Kleypas
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Euch!«, schimpfte einer der Männer und stürzte sich wie eine wild gewordene Ziege auf ihn.
    Rohan machte einen raschen Ausfallschritt, so dass der Mann geradewegs gegen die Außenmauer des
Gebäudes knallte. Der Angreifer ging mit einem lauten Stöhnen zu Boden und krümmte sich keuchend am Boden.
    Die Reaktion des zweiten Gentleman war eine höchst undankbare. Anstatt dem dunkelhaarigen Mann seinen Dank auszusprechen, da er dem Kampf ein Ende gesetzt hatte, fauchte er mürrisch: »Verdammt, Rohan, warum musstet Ihr auch eingreifen! Ich hätte ihm die Seele aus dem Leib geprügelt!« Mit diesen Worten sprang er auf den exotischen Mann zu und ließ die Arme wie die Flügel von Windmühlen rotieren.
    Rohan wich dem linken Fausthieb seines Angreifers aus und warf ihn mit einem geschickten Stoß zu Boden. Dann baute er sich über dem bäuchlings liegenden Mann auf, der den Unterarm schützend vors Gesicht hielt. »Genug für heute?«, fragte Rohan freundlich. »Ja? Gut. Erlaubt mir, Euch auf die Beine zu helfen, Mylord.« Während er den Mann hochzog, spähte er zur Hintertür des Clubs, wo ein Angestellter des Etablissements wartete. »Dawson, bring Lord Latimer zu seiner Kutsche. Ich kümmere mich um Lord Selway.«
    »Das ist unnötig«, sagte der Adlige mit atemloser Stimme. »Ich kann allein zu meiner verfluchten Kutsche gehen.« Hastig zupfte er die Kleidung über seinem beleibten Bauch zurecht und warf dem dunkelhaarigen Mann einen nervösen Blick zu. »Rohan, Ihr müsst mir ein Versprechen geben.«
    »Ja, Mylord?«
    »Falls irgendetwas an die Öffentlichkeit dringen, falls Lady Selway herausfinden sollte, dass ich mich wegen der Gefälligkeiten einer Dirne geprügelt
habe … wäre mein Leben keinen Penny mehr wert.«
    »Sie wird nie davon erfahren, Mylord«, versicherte Rohan nachdrücklich.
    »Sie weiß alles!«, seufzte Selway. »Sie steht mit dem Teufel im Bunde. Wenn Ihr jemals über diese nichtige Auseinandersetzung befragt werden solltet …«
    »War der Grund ein besonders unschönes Whist-Spiel«, kam die ausdruckslose Erwiderung.
    »Ja. Ja. Vielen Dank.« Selway tätschelte dem jüngeren Mann die Schulter. »Und um Eurem Schweigen auf die Sprünge zu helfen …« Seine fleischige Hand griff in seine Seidenweste und brachte einen kleinen Beutel zum Vorschein.
    »Nein, Mylord.« Mit einem entschlossenen Kopfschütteln machte Rohan einen Schritt zurück. »Mein Schweigen ist nicht käuflich.«
    »Nehmt es!«, beharrte der Adlige.
    »Das kann ich nicht, Mylord.«
    »Es gehört Euch.« Die Börse landete mit einem dumpfen Schlag direkt vor Rohans Füßen. »Da. Ob Ihr das Geld auf der Straße zurücklassen wollt oder nicht, liegt ganz bei Euch.«
    Während der Gentleman zu seiner Kutsche wankte, starrte Rohan angewidert auf den Beutel, als befände sich eine tote Ratte darin. »Ich will es nicht«, murmelte er leise.
    »Ich nehme es gerne«, sagte die Prostituierte und sprang behände auf ihn zu, fischte nach dem Beutel und prüfte abschätzend sein Gewicht. Ein spöttisches Grinsen legte sich auf ihre Gesichtszüge. »Gütiger Himmel, nie zuvor ist mir ein Zigeuner untergekommen, der sich vor Geld fürchtet.«

    »Ich habe keine Angst vor Geld«, entgegnete Rohan verstimmt. »Ich brauche es bloß nicht.« Seufzend rieb er sich mit der Hand über den Nacken.
    Sie lachte und ließ die Augen genüsslich über seinen schlanken Körper gleiten. »Es wäre doch schade, das hier ohne Gegenleistung zu verschenken. Ich könnte dir ein paar schöne Minuten in der dunklen Gasse dort bereiten, bevor ich zurück ins Bradshaw muss.«
    »Das Angebot ist zwar verlockend«, erwiderte er höflich, »aber ich muss dankend ablehnen.«
    Sie zuckte neckisch mit den Achseln. »Weniger Arbeit für mich. Schönen Abend noch.«
    Rohan nickte ihr rasch zu, wobei er die ganze Zeit übertrieben aufmerksam auf einen Punkt am Boden starrte. Er war völlig reglos und schien einem unmerklichen Geräusch zu lauschen. Da hob er die Hand erneut an den Nacken und rieb ihn, als wolle er ein warnendes Kribbeln abschütteln. Langsam drehte er sich um und sah Amelia direkt an.
    Ein leichter Schauder erfasste sie, während sich ihre Blicke verwoben. Obwohl mehrere Meter zwischen ihnen lagen, traf es sie wie der Blitz, als er sie mit seinem durchdringenden Blick anstarrte. In seinem Ausdruck lag keinerlei Wärme oder Güte. Vielmehr wirkte er unbarmherzig, als habe er vor langer Zeit erkannt, dass die Welt ein grausamer Ort ist, und als habe er
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