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Personenschaden

Personenschaden

Titel: Personenschaden
Autoren: P Probst
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Zeit nicht etwa bedroht worden oder haben Briefe oder anonyme Anrufe erhalten?«
    »Nein.« In seinem Blick wurde leichte Panik bemerkbar.
    »Ihnen sind auch keine verdächtigen Personen aufgefallen?«, versuchte Schwarz es noch einmal.
    Engler schüttelte mit zusammengepressten Lippen den Kopf. Was war mit ihm los?
    Schwarz stand unvermittelt auf. »Ja, dann kann ich Ihnen nur alles Gute wünschen.« Er hielt ihm die Hand hin.
    Aber der Lokführer blieb sitzen und starrte zu Boden. »Ich bin beobachtet worden.«
    »Und warum wollten Sie mir das nicht sagen?«
    »Weil ich es keinem gesagt habe – bis jetzt.«
    »Warum nicht?«
    »Ich – ich hatte Angst, für verrückt gehalten zu werden. Ich war ja noch völlig neben der Spur, als ich den Mann zum ersten Mal bemerkt habe. Ich dachte: Ah, das ist jetzt der Geist von Tim Burger. – Er stand auch da wie eine Statue, völlig reglos.«
    »Sie haben ihn öfter gesehen?«
    »Ja. Angefangen hat das ungefähr zehn Tage nach dem Unfall. Irgendwann waren sie dann sogar zu dritt.«
    Schwarz schüttelte ungläubig den Kopf. »Drei Männer? Können Sie die beschreiben?«
    »Ich weiß nicht. Der erste war vielleicht dreißig oder vierzig, die beiden anderen ein ganzes Stück jünger.«
    »Und ihr Aussehen?«
    Engler zuckte hilflos die Schultern. »Kommen Sie.«
    Er führte Schwarz in das Schlafzimmer neben der Küche. Das Fenster zeigte auf die Straße vor dem Haus. »Sehen Sie die Kinder dort drüben?«
    »Die unter dem Baum vor der Konditorei?«
    »Ja. Versuchen Sie mal, die zu beschreiben.«
    Er hatte recht. Es war nicht so sehr die Entfernung von höchstens hundert Metern, als die Perspektive von oben, die eine genaue Personenbeschreibung unmöglich machte.
    »Woher wollen Sie wissen, dass die Männer keine andere Wohnung im Visier hatten?«
    Er zuckte die Achseln. »Es ist nur eine Vermutung – weil ich doch diesen Jungen überfahren habe.«
    »Die sind also immer nur da gestanden und haben zu Ihrer Wohnung hoch geschaut? Sonst ist nichts passiert?«
    Der Lokführer reagierte nicht und wich seinem Blick aus.
    »Ihr Vater hat nichts bemerkt?«
    »Nein. Der ist seit Wochen nur auf Achse, er bereitet eine Ausstellung vor.«
    »Und die Nachbarn?«
    »Kenne ich nicht.«
    »Weil Sie nur vorübergehend hier wohnen, klar.«
    Schwarz blickte nachdenklich zu dem Baum vor der Konditorei. Die Kinder waren verschwunden. Was für eine merkwürdige Geschichte. »Haben Sie eine Idee, wie die Männer an Ihren Namen und die Adresse hier gelangt sein könnten?«
    Engler lachte trocken. »Haben Sie die Reportage in der ›Süddeutschen‹ nicht gelesen? ›Der Schatten über den Schienen‹
.
Eine ganze Seite mit Bild.«
    Ich habe sie sicher ausgeschnitten, in mein Archiv eingeordnet und vergessen, dachte Schwarz.
    »Es war die Idee von Thomas. Er fand, dass die Öffentlichkeit auf das Schicksal traumatisierter Lokführer aufmerksam gemacht werden muss.«
    »Und Sie sind da namentlich erwähnt?«, fragte Schwarz ungläubig.
    »Nicht direkt. Aber da stand, dass ich der Sohn von Rudi Engler bin, dem berühmten roten Rudi.«
    »Ihr Vater steht im Telefonbuch?«
    »Natürlich. In meiner Wohnung haben sie mich nicht gefunden, da haben sie hier geschaut.«
    »Wann sind die Männer denn zum letzten Mal aufgetaucht?«
    »Vor drei Wochen.«
    »Dann haben sie es inzwischen wahrscheinlich aufgegeben.«
    »Nein«, brach es aus Engler heraus, »die geben nicht auf. Neulich, auf dem Weg zu meiner Probefahrt mit dem Bahnarzt, ist mir ein Auto gefolgt, und als ich gestern Abend spazieren gegangen bin, war auch wieder jemand hinter mir.«
    Schwarz betrachtete den Lokführer. Seine Wangen waren gerötet, die Augen dunkel umschattet, seine Lippen rissig. Litt er womöglich wirklich an Verfolgungswahn? Andererseits, es gab Stalker, die genau auf solche Zeitungsartikel ansprangen und unschuldigen Menschen das Leben zur Hölle machten. Von Stalkern, die zu dritt auftraten, hatte er allerdings noch nie gehört. Aber da waren auch noch diese rechten Schwachköpfe, die dem Lokführer Tim Burgers Tod anlasteten. ›Tötet Engler‹, was für ein Irrwitz, dachte er.
    »Sie sind doch Detektiv?«, sagte Engler unsicher.
    »Privatermittler.«
    »Dann können Sie aber doch vielleicht rausfinden, was das für Leute sind?«
    »Vielleicht.«
    »Würden Sie das für mich tun?«
    »Wenn Sie mir den Auftrag erteilen.«
    »Sie sind sicher nicht billig?«
    »Stimmt.«
    Engler holte tief Atem. »Ich habe ein ganz dummes Gefühl,
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