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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein
Autoren: Jan Zweyer
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der ebenfalls ein solches Gebrechen hatte. Eindeutig: Allemeyer und Pauly waren ein und dieselbe Person. Und da Pauly bereits im Nationalsozialismus unter diesem Namen ›Recht‹ gesprochen hatte, war davon auszugehen, dass er tatsächlich so hieß.
    »Was wissen sie noch über diesen Mann?«
    »Nichts. Ich habe Ihnen alles erzählt.« Müller standen Tränen in den Augen. »Werden Sie mir helfen?«
    »Worauf Sie sich verlassen können«, versprach Goldstein.
    Auf dem Weg zurück ins Präsidium dachte Goldstein über Pauly nach. Er hatte diesen Namen schon gehört oder gelesen, ohne Zweifel. Nur wo? Er würde Hinterhuber befragen. Aber das konnte warten, jetzt ging es erst einmal darum, diese Laube zu überprüfen.
    Sein Plan war simpel. Ein Beamter in Zivil würde an die rote Tür klopfen und sich, sollte jemand öffnen, unter einem Vorwand wieder zurückziehen. Danach wollte Goldstein zugreifen. Wäre niemand in dem Gartenhaus, musste es observiert werden, notfalls rund um die Uhr.
    Es dauerte keine Stunde, bis der Hauptkommissar gemeinsam mit anderen Beamten den Schrebergarten betrat und sein Vorhaben in die Tat umsetzte.
    Nachdem der Zivilpolizist festgestellt hatte, dass sich keine Menschenseele in dem Objekt aufhielt, verteilte Goldstein seine Leute im Gelände und gab ihnen Anweisung, sich zu verbergen. Er würde Pauly schnappen.
    Und sie brauchten nicht lange zu warten.
    66
     
    Montag, 23. Oktober 1950
     
    Walter Stirner hatte sich in den letzten Kriegstagen die Identität und Papiere eines in Berlin gefallenen Soldaten namens Klaus Glittner angeeignet. Glittner, der ihm äußerlich sehr ähnelte, war Pionieroffizier gewesen und bei dem völlig sinnlosen Versuch ums Leben gekommen, eine Brücke über die Spree zu sprengen. Doch sein Tod hatte Stirner geholfen, sich in die amerikanisch besetzte Zone abzusetzen, um seine Dienste der Besatzungsmacht anzubieten. Wie andere SS-Angehörige hoffte er, nach Südamerika ausreisen zu können, um so dem Zugriff der Justiz zu entgehen.
    Jetzt stand er gemeinsam mit Pauly am Rande der Schrebergartensiedlung und beobachtete das Areal.
    »Scheint alles ruhig zu sein«, meinte Stirner. »Es sieht so aus, als ob du recht hattest. Keine Spur von der Polizei.«
    »Hast du das Benzin?«
    Stirner klopfte an seinen Rucksack. »Fünf Liter. Das müsste reichen.«
    »Gut. Wir machen es so wie besprochen. Du bereitest in der Laube das Erforderliche vor. Dann zündest du die Kerze an und haust ab. Dir bleiben etwa sechs, sieben Minuten, bis sich die Benzindämpfe entzünden und die ganze Bude in Brand setzen. Das schaffst du locker. Ich warte hier. Wenn mir etwas Ungewöhnliches auffällt, benutze ich die Trillerpfeife und warne dich. Aber ich glaube nicht, dass das notwendig sein wird. Alles klar?«
    »Natürlich.«
    »Gut. Los.«
    Hauptkommissar Goldstein nahm den Mann erst wahr, als er zwischen zwei Büschen in der Nähe des Gartenhauses auftauchte. Zunächst schien es, als ob er sich nicht für die Laube mit der roten Holztür interessierte. Er schlenderte an ihr vorbei, sah auf seine Uhr, blieb schließlich stehen, um sich eine Zigarette anzustecken. Danach ging er langsamen Schrittes weiter bis zur nächsten Wegkreuzung, harrte dort einen Moment aus und sah sich um. Dann kehrte zu dem Garten zurück.
    Der Hauptkommissar signalisierte seinen Männern abzuwarten.
    Der Unbekannte stoppte am Gartenzaun, bückte sich, so als ob er seine Schuhe zubinden wollte. Goldstein konnte aus seinem Versteck genau erkennen, dass der Mann die Lage sondierte. Endlich richtete sich der Fremde wieder auf, öffnete das Gartentor, eilte zur Laube, schloss auf und verschwand in ihrem Inneren.
    Goldstein ließ nur Sekunden vergehen und gab seinen Kollegen das verabredete Zeichen. Aus vier Richtungen liefen seine Männer auf das Grundstück zu. Der schrille Ton einer Trillerpfeife erklang. Goldstein ignorierte das Geräusch, hechtete zum Tor und zog im Laufen seine Waffe.
    Stirner hatte gerade den Rucksack abgestellt und geöffnet, als er das Warnsignal seines Freundes hörte.
    »Scheiße!«, fluchte er. Seine Gedanken rasten. Sollte er versuchen, den Auftrag auszuführen oder zu fliehen? Er fällte seine Entscheidung.
    Der Hauptkommissar riss die Tür auf und wäre fast mit Stirner zusammengestoßen, der ihn entgeistert ansah.
    Goldstein reagierte schneller. »Hände über den Kopf. Polizei!«, herrschte er Stirner an und richtete seine Waffe auf ihn. »Zurück an die Wand.«
    Als immer weitere
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