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Persilschein

Persilschein

Titel: Persilschein
Autoren: Jan Zweyer
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er. Bos wusste, dass ihm Schönberger diese Ausrede nicht abnahm. Und diese Gewissheit ließ seine Unsicherheit weiter wachsen. »Jemand will mir etwas anhängen. Ich soll einen nicht gedeckten Scheck unter…«
    »Das Betrugsdezernat ist im Erdgeschoss«, blaffte Schönberger und musterte ihn misstrauisch.
    »Ich habe mich verlaufen«, antwortete Bos.
    »Tatsächlich?«, spottete Schönberger. »Das trifft sich ja gut. Komm mit in mein Büro. Ich muss ohnehin mit dir reden.« Er fasste Bos’ Arm.
    Von der Treppe näherten sich Stimmen, zwei Uniformierte rannten durch den Flur. Bos nutzte den Moment, machte sich frei und sprintete davon.
    Schönberger zischte: »Wir sprechen uns noch.«
    Als Bos das Polizeipräsidium verlassen hatte und auf der Straße stand, atmete er tief durch. Dieses Gebäude würde er freiwillig nie mehr betreten. Es war ein unverzeihlicher Fehler gewesen, sich diesem Polizisten anzuvertrauen. Man sprach nicht mit der Schmiere. Und erst recht verpfiff man keine Kollegen.
    Nun blieb ihm nur ein Ausweg. Weg, so weit wie möglich. Noch heute. Herne war für ihn Vergangenheit.
    Eine halbe Stunde später wurde Hauptkommissar Goldstein klar, dass er soeben einen wichtigen Zeugen verloren hatte.
    64
     
    Montag, 23. Oktober 1950
     
    Die beiden Männer trafen sich wie so oft im Herner Stadtpark. Das milde Wetter der letzten Tage war von einem Sturmtief abgelöst worden, welches heftige Regenschauer aus dem Westen herantrieb.
    Allemeyer schlug den Kragen seines Mantels höher. »Mein Onkel hat mir bestätigt, dass wir in den nächsten Tagen mit den Visa rechnen können. Dann sind wir weg.«
    »Das wurde auch Zeit.« Glittner strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. »Langsam wird mir hier der Boden zu heiß.«
    »Sehe ich auch so. Dieser Goldstein entwickelt sich zu einem echten Ärgernis. Aber ihn aus dem Weg zu räumen, bedeutet ein zu großes Risiko. Die Kripo des halben Ruhrgebiets wäre hinter uns her. Im Moment hat diese Sache mit diesem Müller oberste Priorität. Nur dazu müssen wir ihn erst einmal finden. Schönberger vermutet, dass Goldstein für sein Verschwinden aus dem Krankenhaus verantwortlich ist. Ich hätte auf dich hören und den Kerl gleich in der Laube erledigen sollen. Dann hätten wir jetzt ein Problem weniger.«
    »Konnte dein Onkel mehr über ihn in Erfahrung bringen?«
    »Leider nein. Wir haben immer noch keine Ahnung, wer er eigentlich ist, warum er uns beschattet hat und vor allem, was er weiß. Deshalb müssen wir auf Nummer sicher gehen und ihn beseitigen.«
    »Ist die Namensgleichheit Zufall?«
    »Sicher. Müller gibt es wie Sand am Meer.«
    »Hat Schönberger in dieser Angelegenheit schon mit Bos gesprochen?«
    »Ja. Ich bezweifle nur, dass er erfolgreich war. Bos ist nicht der Typ für solche Aufgaben. Ich hoffe, das wird der letzte Auftrag sein.«
    »Nur ungern.«
    »Kann ich verstehen. Nur kümmert deine Meinung niemanden. Wir müssen uns vor der Abreise auch um die Laube kümmern.«
    Glittner schüttelte heftig den Kopf. »Ohne mich. Da wimmelt es vermutlich nur so von der Polente. Wenn Müller geredet hat …«
    Allemeyer schüttelte den Kopf und griff seinen Freund am Arm. »Denk nach. Die Organisation hat uns informiert, dass Müller noch nicht über den Berg ist. Der ist nicht vernehmungsfähig. Zwei, drei Tage bleiben uns hoffentlich noch.«
    »Aber es gibt doch nichts in dem Gartenhaus, was die Polizei auf unsere Spur führen könnte.«
    Allemeyer blieb skeptisch. »Wieso bist du dir da so sicher?«
    Sie erreichten eine Weggabelung. Hier waren keine Büsche, die Schutz vor fremden Blicken boten. Auf einem kleinen Rasenstück links von ihnen, rund einhundert Meter entfernt, versuchten Jungen, einen Drachen steigen zu lassen. Der böige Wind jedoch ließ ihr Spielzeug unkontrolliert tanzen und drückte es immer wieder auf den Boden.
    »Gehen wir dort entlang.« Allemeyer wies nach rechts. »Wir sollten die Bude abfackeln.«
    »Warum? Damit machen wir doch auf uns aufmerksam.«
    »Unsere Fingerabdrücke und Kleidungsfasern kleben buchstäblich auf jedem Quadratzentimeter der Bruchbude. Wenn aber alles abgebrannt ist …« Er wedelte mit der linken Hand durch die Luft. »Dann löst sich alles in Rauch auf. Wir müssen es nur intelligent anstellen. Etwas Benzin, eine Lunte, eine Kerze und wir haben einen Vorsprung von zwanzig, dreißig Minuten. Das dürfte reichen.«
    Glittner sah nachdenklich aus. »Mag sein. Aber der Gedanke gefällt mir nicht. Was ist, wenn
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