Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston
Autoren: Wolfgang Ecke
Vom Netzwerk:
Clifton musterte sie der Reihe nach, wie sie da im hellen Neonlicht standen, teilweise übernächtigt, eingerahmt von Millionenbeträgen in falschem Geld.
    Da war die tüchtige, wohlriechende Miß Craig. Mehr ängstlich und besorgt als siegessicher sah sie durch die blitzenden Gläser ihrer Schildpatt-Brille. Neben ihr Joe Melvin, diesmal ohne Zigarette. „Hallo, Arling, Fotograf!“ hatte er ihm beim Eintritt zugerufen.
    Der noch immer ungewaschene François Mellier rückte unsicher einen Schritt näher an den Goliath Morris Batallin heran. Auch Mellier machte nicht gerade den Eindruck, als habe er das große Los gezogen. Ob er wohl ahnte, daß ein anderer Weg für ihn ein besserer Weg gewesen wäre?
    Und natürlich Jack Mason. Wie immer im maßgeschneiderten Anzug. Diesmal war es ein dunkelbrauner. Dazu gelbes Hemd, gelbes Einstecktuch und eine beigefarbene Krawatte. Eigentlich fehlte nur noch einer...
    „Eine hübsche Versammlung“, sagte Clifton fast fröhlich.
    „Es freut mich, daß sie Ihnen zusagt“, gab Mason zurück. Er schien der einzige, der die Situation hemmungslos und ohne jede Einschränkung genoß. „Wer hätte das gedacht, daß wir uns soo bald Wiedersehen würden.“
    „Ja, wer hätte das gedacht!“ äffte Clifton Ma-sons Tonfall nach.
    „Oh, der Mister Detektiv möchte den Ungerührten spielen, den Helden, dem so gar nichts passieren kann...“
    „Falsch, Mister Mason. Ich wußte das Risiko dieser erneuten Fahrt nach Hackston wohl einzuschätzen.“
    „Ach, wußten Sie das? Sie haben also nicht an die Hafengeschichte geglaubt? Sie wollen damit sagen, daß Sie aus reiner Neugier mitgekommen sind?“
    „Auch das, obwohl ich bereits vieles ahnte. Die einzige wirkliche Überraschung hier war Mister Gordon. Ein bedauernswerter Mann. Daß in Hackston Falschgeld produziert wurde, vermutete ich. Nein, ich war dessen sogar sicher.“
    „Sie sind ein kluger Mann, Clifton. Fast zu klug.“
    „Wenn ich Gordon und das Falschgeld zusammenrechne und beides mit Ihnen hier multipliziere, komme ich auf mindestens sechzig bis siebzig Jahre Dartmoor. Wie ich mir habe sagen lassen, sollen sich die Verhältnisse in diesem Zuchthaus etwas gebessert haben.“
    „Ihre Unverschämtheit ist direkt bewundernswert!“
    „Es ist nur Sicherheit, Mister Mason. Wäre es jetzt nicht an der Zeit, daß sich nun auch Ihr Chef zum letzten Akt einfindet?“
    „Der Chef bin ich! “ warf Mason rasch ein, doch Clifton korrigierte: „Eine Spur zu hastig, lieber Mister Mason. Sie mögen vielleicht ein ganz guter Verteiler sein, vielleicht haben Sie auch Geschick zum Malen, ich kann das nicht beurteilen — eines jedenfalls sind Sie nicht: ein großer Chef! Dazu fehlt Ihnen das Format, das Genie. Ein paar arme Teufel zu terrorisieren, einen alten Mann gefangenzuhalten — dazu, Mister Mason, gehört nicht viel. Nicht einmal Verstand. Aber für das, was hier aufgebaut wurde, braucht man“, Clifton tippte sich gegen die Stirn, „Köpfchen. Viel Köpfchen. Und viel Köpfchen haben Sie nicht. Sonst hätten Sie weniger Fehler gemacht.“
    Je länger Clifton sprach, um so blasser wurde Mason. Seine Fäuste ballten sich, und in seine Augen trat ein fast irrer Haß. „Los, Morris!“ keuchte er, und der Riese setzte sich in Bewegung. Perry Clifton wußte, was er in der Höhle des Löwen riskierte. Er reizte Mason mit voller Absicht. Es war seine einzige Chance, denn selbst einem Mason mußte es einleuchten, daß Clifton das nicht ohne Motiv tat.
    Morris Batallin war nur einen Meter von ihm entfernt, als der Detektiv hinter sich ein Geräusch hörte und eine Stimme befahl: „Laß das, Morris!!“ Und Morris sagte: „Okay, Chef!“ Clifton wandte sich zur Seite und grüßte: „Guten Abend, Mister Lash... oder soll ich lieber Mister Jefferson sagen? Vielleicht möchten Sie auch den Namen Henders wieder annehmen?“ Lash musterte Clifton lange und ernst. Und ebenso ernst stellte er fest: „Sie wissen mehr, als ich in meinen schlimmsten Träumen befürchten konnte. Ich habe Sie unterschätzt, Mister Clifton. Und es tut mir leid, daß ich mich so von meinem Gefühl bestimmen ließ und auf Gewaltanwendung verzichtet habe.“
    „Finden Sie es gewaltlos, einen alten, völlig harmlosen Mann sechs Monate lang einzusperren?“
    „Die Sachlage zwang mich leider zu dieser Maßnahme.“
    Nichts erinnerte mehr an den quirligen, lebhaften Carpenter Lash. Hier stand ein „Lash“, der jedes Wort abzuwägen schien, der sich nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher