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Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel

Titel: Perry Rhodan Neo 028 - Flucht ins Dunkel
Autoren: Christian Humberg
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Geheimnisse , erklang Bai Juns Stimme in Lhundups Erinnerung. Das Glück ist mit dem, der seine eigenen Wehwehchen zu ignorieren versteht, wenn er es muss. Denk an deinen Onkel.
    Der Wind zerrte am Overall, als wolle er Lhundup mitnehmen.
    »Ist ein Kinderspiel«, sagte Luhkneppel.
    Lhundups Eingeweide schienen sich zu Stein zu verwandeln.
    »Wie fliegen, nur schöner«, sagte Curdin.
    Rogen klopfte ihm auf die Schulter. »Keine Sorge, manche von euch brauchen ein wenig Ermutigung.« Einen Sekundenbruchteil später hörte Lhundup, wie in der Haltevorrichtung über seinem Kopf verborgene Servos zu surren begannen. Er erschrak – und die Sicherungsseile zogen ihn mit sanfter Bestimmtheit nach vorn, raus auf den Stahlträger!
    Himmel! , dachte Lhundup fassungslos, und dann stand er schon mitten in selbigem. Die Servos verstummten. Gleichzeitig brandete hinter ihm der Jubel seiner neuen Kollegen auf. Vor ihm war das Nichts, unterbrochen von einem flachen, kaum drei Handflächen breiten Träger und einem weißen, dünnen Quadrat an dessen Ende.
    Lhundup riss die Augen so weit auf, wie er konnte. Dann sah er nach unten, nur ganz kurz, und presste die Lider sofort fest zusammen. So tief, so entsetzlich tief. Das war keine Welt mehr, das war ein farbiger Fleck ohne Details. Lhundup hielt den Atem an und wagte es nicht, auch nur einen Muskel zu bewegen. Sein Mund wurde trocken. Seine Zähne klebten aufeinander, als hätten sie nie etwas anderes getan. Sein Pulsschlag strebte einem Geschwindigkeitsrekord entgegen.
    Der Jubel verstummte. Zurück blieb nur das Pfeifen des Windes. Er zerrte an Lhundups Haaren, seiner Kleidung und den Seilen, trocknete den eiskalten Schweiß auf seiner Stirn. Auch die Finger in Lhundups Handschuhen waren schweißnass. Seltsam, was einem alles auffiel, wenn man starb.
    »Ich fürchte, das wird nichts«, seufzte Mack irgendwo im Wind. »Nummer fünfzehn, willst du zurück? Schaffst du's allein?«
    Er erwiderte nichts, konnte sich nicht rühren. Selbst ein Wimpernzucken, behauptete die Angst, die alles war, was er noch wirklich hörte, konnte das sichere Ende bedeuten. Warum war er nicht als Teleporter geboren worden? Für jemanden wie Sid González war diese Übung garantiert ein Klacks; Sid würde sich einfach auf die Plattform denken , und schon wäre er dort.
    Doch dies war nicht das Lakeside-Institut, nicht das Heim für Mutanten. Dies war ein Problem – und zwar seines.
    Gedankenfetzen wehten durch seinen Geist, wiederholten sich in scheinbarer Endlosschleife, ein Mantra des Entsetzens: zweitausend Meter. Und oben er. Lhundup aus dem Changthang, der Hirtenjunge. Bai Juns Geheimagent. Zweitausend Meter. Zweitausend Meter.
    Plötzlich spürte er zwei Paar Hände an seinen Armen. Sie zogen ihn zurück, und ein Arm legte sich um seine Hüfte, stützte ihn. Als sie losließen, sank Lhundup zu Boden. Der nackte Rohbau der Etage, um dessen Stützsäulen und tragende Wände der Wind pfiff, hatte ihn wieder. Lhundup kam sich vor wie neugeboren. Seine Hände zitterten.
    »W... wie weit war ich d... draußen?«, fragte er mit klappernden Zähnen, öffnete die Augen und sah Rogen an.
    Der schmunzelte. »Schwer zu sagen. Vielleicht ... zwanzig Zentimeter?« Dann lachte er fröhlich, und die anderen stimmten ein.
    Obwohl es kein abwertendes, verstoßendes Lachen war, fühlte sich Lhundup wie der größte Versager westlich des Pazifiks. Er hatte es nicht geschafft, hatte beim Aufnahmeritual versagt und den Posten verloren, den Bai Jun ihm besorgt hatte. Er würde nicht am Stardust Tower mitbauen dürfen. Er würde nicht Juns Augen und Ohren innerhalb des Gebäudes sein. Er war und blieb ein Nichtsnutz, denn er würde auch Jun nichts nützen.
    Er gehörte nicht hierher. James Bond? Pah! Was hatte er sich da nur gedacht?
    Langsam rappelte er sich auf. »Ich schätze, ich fahr dann mal wieder runter«, murmelte er niedergeschlagen und nickte Mack und Rogen zu.
    Der amerikanische Ingenieur lächelte, trat auf ihn zu und legte ihm den Arm um die Schultern. »Mach das, Nummer fünfzehn! Ich gebe über mein Pod Bescheid, dass sie dir dort eine Aufgabe zuweisen.«
    Lhundup stutzte. »Aufgabe? Aber ... ich habe doch versagt! Ich kann das hier nicht.«
    »Falsche Betonung, mein Freund. Du kannst das hier nicht. Aber selbst der höchste Baum hat Wurzeln. Im Falle des Stardust Towers sogar ziemlich tiefe. Willkommen im Bautrupp, Täufling!«
    Lhundup stand der Mund noch offen, als der Jubel der Gratulanten verklungen
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