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Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Titel: Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit
Autoren: Wim Vandemaan
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Shim in dem Wasser sah.
    Shim verweigerte eine Antwort. Garrean erfuhr nur, dass es nichts Ekliges war, nichts Erschreckendes. Warum er es dann nicht trinken wollte? »Es geht nicht. Ich kann das nicht.«
    Garrean bestand darauf, dass Shim trinken musste. Shim weigerte sich. Es wurde zu einer furchtbaren Machtprobe. Garrean bat, befahl, drohte am Ende: »Trink, oder ich gehe ohne dich weiter.«
    Endlich trank Shim. Er trank, wischte sich den Mund ab und grummelte etwas vor sich hin. Garrean konnte nicht verstehen, ob Shim ihn beschimpfte oder etwas aus der Litanei des Götzenbeieinanders rezitierte.
    Garrean mochte das Gebrummel mit der Zeit nicht mehr leiden. Er ging schneller und schneller, um es nicht mehr so laut hören zu müssen; Shim blieb zurück.
    Voller Ärger legte Garrean sich diesmal zum Schlafen auf die Stufen. Sollte Shim kommen und über ihn hinwegsteigen. Er schlief unruhig. Als er erwachte, hörte er Shim in der Ferne grummeln, noch weit über ihm. Garrean wartete. Warum kam Shim nicht näher? Traute er sich nicht? Garreans Ärger war längst verflogen. »Shim!«, rief er. »Komm schon, Shim!«
    Shim kam nicht. Garrean wartete. Irgendwann machte er sich seufzend an den Aufstieg, Shim entgegen.
    Später und außer Atem rief er: »Shim! Nun komm schon!«
    Das Grummeln war weder lauter noch leiser geworden, schon gar nicht verständlicher. »Antworte mir wenigstens!«, schrie Garrean. Außer sich begann er die Wendeltreppe hinaufzuhetzen, nahm zwei Stufen auf einmal, bis er atemlos zusammensackte. Er versuchte zu rufen, aber es gelang nicht.
    Er schloss die Augen und schlief ein.
     
    Alles war still. Garrean rief einige Male nach Shim, aber schon ohne jede Hoffnung. Er richtete sich auf und ging nach unten. Bald erreichte er ein Wasserbecken und trank sich satt.
    Er ging die Stufen langsamer als sonst.
    Er stieg weiter hinab. Es gab keinen anderen Weg.
    Ich bin in die Zisterne der Zeit gestürzt, dachte er. Und ich habe den Punkt überschritten, in dem sich die Zeit in Ewigkeit wandelt.
     
    Garrean lächelte, als er sah, dass er nicht allein war. »Shim«, sagte er. Er stutzte. War das tatsächlich seine Stimme? Seine Stimme war so lange außer Gebrauch gewesen. Wie viele hundert, wie viele tausend Schlafperioden hatte er nicht mehr gesprochen? Er kniff die Augen zusammen, um die Gestalt ein wenig schärfer zu sehen.
    War das Shim?
    Aber wer sollte es sonst sein?
    Sein Gegenüber war groß und sehr schlank. War Shim je so groß und so schlank gewesen?
    Wie groß und wie unvorstellbar blau seine Augen waren. Und wo war seine Brille? War Shim im Laufe der Jahre hellsichtig geworden?
    »Bist du es, Shim?«, fragte er. Das ungewohnte Sprechen strengte ihn an. Seine Worte klangen sonderbar im Raum.
    Sein Gegenüber schwieg und schaute ihn aus den unwirklich großen und blauen Augen an.
    »Sag doch etwas. Sprich mit mir«, bat Garrean.
    »Ich bin nicht Shim«, erklang eine sanfte Stimme, so melodisch, als rezitierte eine Chaklan aus der Litanei des Götzenbeieinanders.
    Garrean nickte. »Ich weiß ja.« Die Knochen in seinem Nacken knackten, und es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren. Er fragte: »Habe ich das Ende der Treppe erreicht?«
    »Sag du es mir«, schlug die angenehme Stimme vor.
    »Woher soll ich es wissen?«
    »Weil niemand außer dir es wissen kann«, sagte die Stimme.
    »Ich sollte es wissen?«, amüsierte sich Garrean. Er hob seine beiden Hände, die Arme. Er präsentierte der Stimme seine altersblasse, runzlige Haut. »Ich weiß nicht einmal, ob ich lebe oder tot bin.«
    »Das eine muss das andere nicht ausschließen.«
    »Das dürften manche anders sehen.«
    »Wie siehst du es?«
    Garrean dachte nach. »Sehen – das kann ich lang schon nicht mehr klar.«
    Er spürte, wie sein Gegenüber eine Hand ausstreckte. Die verhornte Hand wirkte krallenartig, und es waren zu viele Finger daran. Sieben?
    »Hm«, machte Garrean, aber er hielt still, als die beiden äußeren Finger seine Augen berührten. Würde es schmerzen? Nein. Die Berührung war eine Wohltat. Garrean seufzte auf.
    Die Finger lösten sich von seinen Iriden. Er konnte wieder sehen.
    Sehen wie nie zuvor. Er sah die Wendeltreppe, die in eine bodenlose Tiefe führte und weiter hinauf, als er es für möglich gehalten hatte. Allerdings hatten sich alle Wände aufgelöst. Er betrachtete die Landschaft, die sich um ihn ausbreitete. Er hatte sie schon einmal gesehen, vor Ewigkeiten, als er, auf dem Kopf seines Sekretärs balancierend,
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