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Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit

Titel: Perry Rhodan Neo 022 – Zisternen der Zeit
Autoren: Wim Vandemaan
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einen der Bälle. Der Ball war zu groß, um ihn ganz mit der Hand umfassen zu können; und er war viel leichter, als Garrean bei dieser Größe vermutet hätte.
    Eigentlich wog er nichts.
    Garrean hielt die Kugel in Augenhöhe und ließ sie los. Für einen Moment sah es so aus, als ob der Ball einfach in der Luft stehen bliebe. Dann sah Garrean, dass die Kugel sank – wenn auch sehr langsam.
    »Interessant«, sagte Shim.
    »Was sollte daran interessant sein?«, fragte Garrean.
    Garrean griff nach der Kugel. Sie ließ sich ohne jeden Widerstand, ohne jede Fluchtbewegung einfangen. Er presste sie ein wenig, und – siehe da – sie gab nach, allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. Als er den Druck von ihr nahm, nahm sie ihre ursprüngliche Form wieder an.
    »Spielzeug für Kinder«, sagte Shim. »Vielleicht will man uns bei Laune halten.« Er berührte seine Kugel mit dem Zeigefinger und rollte sie ein wenig hin und her. »Macht Spaß«, sagte er.
    Für einen Moment hatte Garrean die Vision, wie sie beide, er und sein Sekretär, hier alt wurden, Jahre und Jahrzehnte nebeneinandersaßen und mit den durchsichtigen Bällen spielten.
    Nach einer Weile sagte Shim: »Vielleicht ist es ein Test. Man will wissen, wie wir mit den Kugeln umgehen, und man wird seine Schlüsse daraus ziehen.«
    »Und wie sollen wir mit ihnen umgehen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Garrean betrachtete die Kugel nachdenklich. Dann warf er sie die Stufen hinunter. Der Ball fiel unnatürlich langsam, schlug unnatürlich weich auf, sprang unnatürlich weit. Allerdings berührte er die Wand nicht, sondern folgte in seinem Fall der Wendung der Treppe.
    Shim steckte seine Kugel in die Umhängetasche, in der er auch das Tablet verstaut hatte.
    »Was zeigt das Tablet eigentlich?«
    »Nichts«, sagte Shim. »Es hat keinen Empfang. Es funktioniert überhaupt nicht mehr. Das habe ich Ihnen doch gesagt.«
    Garrean konnte sich nicht erinnern, sagte aber nichts.
    Sie machten sich wieder an den Abstieg.
     
    Garrean wachte auf und hörte, dass Shim noch schlief. Er ließ ihn schlafen. Er dachte an seine Zeit beim Militär, bei der Raumflotte. Die Erinnerung bereitete ihm Mühe, nur hin und wieder stach eine einzelne Szene aus der amorphen Masse Vergangenheit hervor, nicht einmal besonders spektakuläre Erinnerungen, bedeutungslose Kleinigkeiten: eine Feier mit Kameraden; ein Anflug auf Ambur; eine Frau – Vion? Smaay? –, die sich, mit einem Rock bekleidet, vor ihn auf den Schreibtisch setzte und das eine Bein so und so über das andere schlug; ein Wintergewitter, das ihm den Atem verschlug.
    Ihm war, als hätte sich eine Membran über dieses frühere Leben gelegt, eine leicht blau getönte Membran, die ihn von allem abschloss, was er getan hatte, bevor er mit Shim in die Walze gestiegen war.
    In die Zisterne der Zeit, dachte er – oder dachte es in ihm. Manche seiner Gedanken kamen ihm neuerdings fremd vor.
    Shim erwachte und reckte sich. Er tastete nach seiner Brille und setzte sie auf.
    »Gehen wir weiter?«, fragte Garrean unternehmungslustig.
    »Dies«, sagte Shim bedächtig, »ist nicht meine Brille.«
    Er reichte die Brille wie zum Beweis an Garrean. Garrean nahm sie in die Hand. Er hatte sich nie näher mit Shims Brille befasst und konnte nicht sagen, ob es Shims Brille war oder nicht.
    Nach der übernächsten Schlafphase fand Garrean seinen Sekretär übernächtigt und sehr blass. Seine Unterlippe war zerbissen. »Die Brille?«, fragte Garrean besorgt.
    »Nein«, sagte Shim tonlos. »Mein rechtes Auge. Es ist nicht mehr mein Auge.«
    »Kannst du nichts mehr sehen?«
    »Doch«, sagte Shim. »Nur, dass es nicht mehr mein Auge ist, das sieht.«
    »Verstehe«, sagte Garrean leise.
    »Es ist nicht mehr mein Auge.«
    Es brauchte Zeit, bis Shim sich beruhigt hatte. Garrean war geduldig. Er hatte lange nicht mehr auf die Uhr geschaut, war aber sicher, dass alles, was sich in diesem Treppenhaus tat, außerhalb aller Zeit abspielte. Eile war durchaus nicht geboten.
    Als sie das nächste Mal ein Wasserbecken erreichten, beobachtete Garrean, wie Shim mal das eine, mal das andere Auge zukniff. »Ich trinke das nicht«, sagte Shim.
    »Warum nicht?«
    »Ich trinke nichts, in dem so etwas herumschwimmt.«
    »Ich sehe nichts«, sagte Garrean.
    »Sie können es auch nicht sehen. Ich sehe es auch nur mit dem anderen Auge«, sagte Shim. Es klang ein wenig überheblich.
    »Du musst trinken«, sagte Garrean eindringlich.
    Shim weigerte sich.
    Garrean wollte wissen, was
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