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Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Perdido - Im Bann des Vampirjägers

Titel: Perdido - Im Bann des Vampirjägers
Autoren: Bastei Lübbe
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den Namen zum ersten Mal.
    »Dein Neffe.«
    »Ach richtig, Hugo.« Walters Schnurrbart bebte, um seine Augen erschienen die vertrauten Lachfältchen. »Nichts für ungut, mein Junge, ich bin ein bisschen benebelt.«
    Hugo wurde es ganz flau vor Erleichterung. Er legte seinem Onkel die Hand auf den Arm, aber Walters Haut fühlte sich eiskaltan. Hugo wurde klar, dass sein Onkel noch längst nicht außer Gefahr war.
    »Wir müssen Mephisto finden!«, sagte Hugo eindringlich.
    Walters Blick fiel auf das funkelnde Schwert an Hugos Gürtel. »Da ist ja das Juwelenschwert«, sagte er, mit einem Mal hellwach. »Wie ist es dir gelungen, in seinen Besitz zu gelangen?«
    »Das ist eine lange Geschichte, die erzählen wir dir lieber ein andermal«, entgegnete Herkules an Hugos Stelle.
    »Ich war schon kurz davor, Mephisto zu töten, aber dann hat es leider doch nicht geklappt«, erklärte Hugo. »Wir haben ihm Weihwasser in die Augen gekippt, aber er ist uns trotzdem entwischt.«
    »Überlass mir das Schwert. Mein Arm ist länger, mir fällt es leichter, ihn zu erstechen.«
    Hugo zog das Schwert aus der Scheide und hielt es mit beiden Händen waagerecht vor den Bauch. Als er es betrachtete, spiegelten sich seine Augen in der blanken Klinge. Er hielt kurz inne, dann drehte er die Waffe ein bisschen hin und her.
    »Komm, Hugo«, sagte Walter freundlich. »Mephisto ist bestimmt gleich hier … gib mir lieber schon mal das Schwert.«
    Hugo lächelte flüchtig, als erwachte er aus einem Tagtraum. Er hielt seinem Onkel das Schwert hin. »Wir haben übrigens Otis wiedergetroffen«, sagte er in beiläufigem Ton. »Leider hat sich herausgestellt, dass er ein Vampir ist.«
    »Ehrlich?« Walter streckte die Hand nach dem Schwert aus.
    »Aber nicht irgendein Vampir«, ergänzte Herkules, »sondern Mephisto höchstpersönlich.«
    »Unser Otis?« Walter schien entsetzt zu sein. »Das kann ich nicht glauben!«
    »Ich habe von Anfang an gespürt, dass mit ihm etwas nicht stimmt.« Wie geistesabwesend drückte Hugo das Schwert an die Brust. »Wie er immer die Augenbraue hochgezogen hat … weißt du noch?« Hugo sah seinen Onkel an und zog eine Augenbraue hoch.
    Walter lachte. »Klar weiß ich das noch.« Er zog die linke Augenbraue hoch.
    Es sah lustig aus und Hugo kicherte.
    »Aber mit Otis’ Eigenarten können wir uns auch später noch beschäftigen«, meinte Walter schmunzelnd. »Nun gib mir das Schwert, Hugo.«
    »Ach so, ja. Klar.« Hugo packte den diamantenen Knauf. »Bitte sehr!«
    Und er stieß seinem Onkel die Klinge tief in die Brust.

55. Kapitel
    W
alter wich torkelnd zurück und betrachtete ungläubig die Klinge zwischen seinen Rippen. Hellrotes Blut rann aus der Wunde und über seine Hände, die hilflos den Knauf der Waffe umklammerten.
    Schmerz und Erstaunen zugleich lagen in seinem Blick, als er Hugo ansah und heiser fragte: »Warum?«
    Herkules hielt sich an Hugos Schulter fest. Vor lauter Schreck hatte er die Ohren aufgestellt, sein kleiner Körper war ganz steif. Dann kam ihm ein schrecklicher Verdacht.
    Sitze ich womöglich auf Mephistos Schulter? Hat der Vampanter bei dem Kampf vorhin unbemerkt Hugos Gestalt angenommen?
    Sofort huschte er auf Hugos rechte Schulter und spähte am Ärmel des Jungen herunter. Um den rechten Arm hatte Hugo den Streifen von Kristalls rotem Seidenschal gebunden. Der Anblick ließ Herkules aufatmen, trotzdem war er so durcheinander, dass er richtig Kopfweh bekam.
    »Was hast du getan, Hugo?«, fragte er flüsternd.
    Kristall sah Hugos verwundeten Onkel sprachlos an. Dabei machte sie einen Buckel und sträubte derart das Fell, dass sie einem silbergrauen Stachelschwein glich.
    Hugo schaute seinem Onkel in die Augen. Er lauschte auf sein eigenes pochendes Herz, während er mit angehaltenem Atem wartete.
    Gerade eben hatte Walter die linke Augenbraue hochgezogen, aber Hugo war wieder eingefallen, dass sein Onkel nur die rechte Braue unabhängig von der anderen heben konnte … oder hatte er inzwischen geübt?
    Walter brach in die Knie, und Hugo begriff, dass sich soeben Kristalls vierte Prophezeiung erfüllte.
    Auf einmal war Hugo überzeugt, dass er sich geirrt hatte. Salzige Tränen liefen ihm übers Gesicht und in den offenen Mund, er stürzte auf seinen Onkel zu. Aber als er dem Knienden das Schwert aus der Brust ziehen wollte, erhob sich Walter plötzlich und stieß ein grässliches Geheul aus.
    Vor den Augen des zu Tode erschrockenen Hugo wuchs der Verwundete auf anderthalbfache Größe und
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