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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt
Autoren: Paul Williams
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nicht. »Es tut mir leid«, sagte er. »Sobald wir einmal auf der Reise waren, fand ich keine Möglichkeit, rechtzeitig zurückzukommen. Ich habe es versucht.
    Tor sagte mir sogar, ich könne das Boot haben, als wir erst eine Woche unterwegs waren. Es ... es war nicht gerade eine zärtliche Verlobungszeit, wie?«
    Fahna schaute zu ihm auf, ihre Augen sprühten Feuer, dann wurden sie wieder sanft. »Nein. Ein tol-ler Liebhaber bist du wohl nicht. Du wärst auf-und davongegangen und niemals wiedergekommen, wenn ich dir dieses Versprechen nicht abgenommen hätte. Es kommt mir vor, als sei es endlos lange her.
    Wir waren noch Kinder damals.« Sie zögerte und schaute ihn prüfend an. »Na, willst du einfach so da-stehen? Ich ... ich kann doch nicht alles ...«
    »Willst du mich noch?«
    »Was ist mit Tingli?«
    »Sie ist nur eine Schwester.«
    »Ihr kommt es aber anscheinend nicht so vor.«
    »O doch. Ich habe ihr oft genug von dir erzählt, als wir noch Gefangene waren.«
    »Zusammen? In eurer eigenen ...«
    Tristal verschloß ihr den Mund mit einem langen Kuß. Als sie sich voneinander lösten, sagte sie: »Ich dachte schon, du tust es nie.«
    Zwei Wochen später wurden Tristal und Fahna im Tempel von Nordwall in Anwesenheit einer Menschenmenge, die das Gebäude nicht fassen konnte, getraut. Danach folgte ein Fest für alle, von dem Jestak sagte, es würde ihn die Arbeit eines ganzen Jahres kosten. Fast einen Monat später geleiteten Tristal und Fahna Sarks Sarg den Heart hinunter und dann landeinwärts in das kleine Tal, wo sein Sohn Dard begraben lag. Oben auf dem Hügelabhang war Dards Grab von abgefallenem Laub bedeckt, aber die Sonne schien mit der wilden Freude des Herbstes durch die lichten Blätter.
    In dem felsigen Boden grub es sich schwer, aber endlich wurde Sark hineingesenkt, und die versam-melten Gardisten sangen eine Pelbar-Hymne. Tristal stiegen die Tränen in die Augen, als er daran dachte, wann hier das letztemal Hymnen gesungen worden waren, für Dard und die anderen.
    Fahna klammerte sich an seinen Arm.
    Ehe sie anfingen, das Grab zuzuschütten, zog Tristal Tors Axt aus der Scheide, kniete nieder und legte sie auf den Sarg. Als er aufstand, trafen ihn viele fragende Blicke. »Ist schon in Ordnung«, sagte er. »Tor hat sie zurückgelassen. Vielleicht kann ich das auch.
    Sie gehört Sark von rechts wegen. Es ist eine treue Klinge, und das war auch er. Er rechnete nie, was ihn sein Sinn für Ehre kosten würde, sondern stand dazu, und dabei rührte er an die Unsterblichkeit, denn wo immer es Mut gibt, wird er da sein, er hat ihn sich zu eigen gemacht.«
    Sie häuften die Erde und die Steine auf Sarks Grab zu einem Hügel und wandten sich ab, dem Fluß und dem wartenden Boot zu. Fahna murmelte: »Das hat er für mich getan.«
    »Nicht nur. Auch für sich selbst. Sogar für Bravet.
    Bravet ist jetzt nur noch erbärmlich. Sonst wäre er vielleicht ein Ungeheuer geworden. Sark hat sie alle zurückgehalten. Ich bezweifle, ob einer dieser Männer schon einmal einen Menschen getötet hatte. Sark sprach aus, was die Hälfte von ihnen insgeheim dachte, ohne den Mut dazu zu haben. Der Weg war bereit für mich. Das Gewicht auf der Waage war aus-geglichen, und dann trat ich hinauf.«
    »Sei nicht so bescheiden.«
    »Ich glaube, das ist unpersönlich. Ein Mensch ist nicht härter als ein Apfel. Ich hätte dort sehr leicht umkommen können. Die Ideen sind es, die alles ver-
    ändern. So ist es mir und Tor die ganze Zeit ergangen. Man kann nicht einfach so dahinleben wie Bravets Gefolgsleute. Ich habe jedenfalls festgestellt, daß immer jemand versucht, einen für seine Pläne zu benutzen. Man muß die Werte ausdrücken, die größer sind als man selbst, und dann ...«
    »Und dann stirbt man vielleicht dabei – so wie Sark.«
    »Manchmal. Aber das passiert auch den besten.
    Alle stützen sich auf die Kraft der wahren Natur der Dinge und scheinen daher soviel stärker, als sie es alleine wären.«
    »Die Axt. Warum hast du sie aufgegeben? Ich meine ... ich bin froh, daß du es getan hast. Obwohl sie so berühmt geworden ist.«
    »Es ist eine gute Axt. Aber meine Hüfte fühlt sich ohne sie viel leichter an. Sogar Tor wußte, daß die Idee einer Sache von Bedeutung ist. Und die habe ich noch.«
    Fahna legte den Arm um seine Taille und steckte ihre Finger in die leere Axtscheide. Irgendwie kam ihr das komisch vor, und sie ließ das erste Lachen nach dem Begräbnis hören. Mehrere Köpfe drehten sich, aber nicht
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