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Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt
Autoren: Paul Williams
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Shumai behandeln Frauen nicht so. Wer seid ihr dann?«
    »Hör zu, du Fischdarm, ich habe dir deutlich gesagt, du sollst hier verschwinden«, sagte Bravet, von Tristals Größe und seiner ruhigen Stimme etwas aus der Fassung gebracht. Tristal hatte die ganze Aus-strahlung des traditionellen Shumai-Axtschwingers, der legendären Gestalt, hartgegerbt vom hellen Sonnenlicht der Ebenen und von den Widrigkeiten des Wetters, gerade wie ein Speerschaft, geschmeidig in jeder Bewegung, ruhig und wachsam, mit Augen, die wie blaue Edelsteine glitzerten.
    »Und was habt ihr mit Sark gemacht?« fragte er, trat an Bravet vorbei und beugte sich zu dem alten Mann hinunter, der schwach einen Arm hob.
    »Tristal«, murmelte er. »Gut, daß du da bist.«
    »Du hast mich im Stich gelassen! Hast dein Versprechen gebrochen!« Fahnas Stimme klang schrill.
    Tristal warf einen Blick auf Bravet, dann fragte er: »Fahna, bist du das?« Er stieg auf die Plattform hinauf.
    »Laß deine Finger von der Frau!« rief ihm Bravet nach.
    Tristal drehte sich um und hob ehrerbietig die Hand. »Bald«, sagte er. In seinen Handlungen, seiner Haltung lag etwas fast Hypnotisches. Eine leichte Welle der Verlegenheit ging über die Männer hin, sie wußten, daß sie sich hier dem Echten gegenübersahen, und erkannten, wie falsch ihre Position war, wie sie auf die gröbste Weise schauspielerten. Selbst Bravet war einen Moment lang verblüfft. Er hatte sich Tristal als schwach und abhängig vorgestellt. Dieser Mann jedoch hatte etwas Gefährliches an sich. Zum erstenmal in seinem Leben spürte Bravet richtige Angst. Jetzt mußte er seine Züge absichern, und er ahnte mit Unbehagen, wie das Spiel ausgehen würde.
    Tristal ging zu Fahna hinauf, die ihn anzischte: »Verschwinde von hier! Sie werden dich töten. Warum bist du nicht gekommen? Sieh nur, was du angerichtet hast!«
    Tristal zog seine Axt aus der Scheide und zog die Schneide über die Stricke, wo sie sich zwischen Fahnas Brüsten kreuzten. Die Seile fielen sauber durchschnitten ab. Dann führte er die Klinge über das Seil, das ihren Hals festhielt. »Handgelenke auch?«
    fragte er sanft.
    »Verschwinde von hier!« knurrte sie. »Siehst du nicht, daß ich hier und nirgends anders sein will?«
    »Aha. Dann bleib hier! Aber in anständigem Auf-zug.« Tristal schnitt ihr die Handfesseln durch, schlüpfte aus seinem Hemd und legte es ihr um.
    »Oh«, murmelte sie. »Sie haben dich verbrannt.«
    Sie schauderte. »Und diese vier Narben? Was ist mit dir geschehen?«
    Hinter ihnen sah Bravet seine ganze, kleine Welt wegschmelzen, die er sich aufgetürmt hatte. Er schrie auf und zog seine Axt, aber als er auf Tristal zulief, riß Sark die Spitze seines Speers hoch, und der junge Mann rannte sie sich in den Bauch, brüllte auf, schluckte und stürzte, vor Schmerzen aufschreiend, über den alten Mann.
    »Du, zieh ihn weg«, sagte Tristal zu Ony. Der Mann schaute erst Bravet, dann Tristal an, hob seinen Speer und warf ihn nach Tristal, aber der schlug ihn beiseite, trat herunter und ging auf ihn zu. Ony drehte sich um, schaute erst Bravets Axt und dann Tristal an, dann lief er durch den Kreis und hinaus in die Dunkelheit.
    »Gibt es hier auch Shumai?« erkundigte sich Tristal.
    Fünf der ältesten Männer traten vor und stellten sich neben ihn, den anderen gegenüber. Dann noch zwei. Sie standen vor neunzehn jungen Männern, die alle mit traditionellen Shumai-Speeren bewaffnet waren.
    »Nun, was wollt ihr?« fragte Tristal. »Einen Kampf? Noch mehr Tote? Oder ein Ende machen mit dieser Dummheit. Wenn ihr wollt, können wir alle zusammen von hier weggehen.«
    »Was hast du gegen einen guten Kampf?« fragte ein Mann.
    Tristal schaute ihn lange an, dann erwiderte er.
    »Wer auch immer von euch überlebte, er wird den Rest seines Lebens vor den Pelbar-Gardisten davonlaufen. Mir ist es egal. Wie ihr wollt.« Hinter sich hörte er Fahna leise keuchen.
    »Wo ist deine Läuferbande, großer Axtschwinger?«
    fragte ein anderer spöttisch.
    Tristal lachte. »Sie sind keine besonders guten Läufer. Sie kommen schon irgendwann. Es sind Meeres-fischer, ein Priester von Shagrock und ein paar neu-gierige Forman-Primitive.«
    »Was für ein Meer?«
    »Das leuchtende Meer des Westens. Wenn ihr so-viele Fragen habt, warum setzen wir uns dann nicht und unterhalten uns – nachdem wir uns um diese Männer gekümmert haben?«
    »Das eilt nicht. Sind beide tot«, sagte ein Mann.
    »Ist das Tors Axt?« fragte ein zweiter.
    »Sie war es.
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