Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pelbar 6 Das Lied der Axt

Pelbar 6 Das Lied der Axt

Titel: Pelbar 6 Das Lied der Axt
Autoren: Paul Williams
Vom Netzwerk:
Schießkünste zu üben, aber sie waren ausgehungert, verzweifelt und mutlos.
    »Glaubst du immer noch, daß wir rauskommen, Gelbhaar?« krächzte ein Mann spöttisch.
    Tristal sah ihn an. Er wußte es nicht. »Ihr bestimmt«, sagte er. »Was mich angeht, ist es mir ziemlich egal.« In diesem Augenblick erzitterte unter einem Erdstoß der ganze Boden und hüpfte dann in Wellen, stärker, als sie es bisher je erlebt hatten. Die Klippenfront löste sich, sie hasteten zurück, unten rannten die Iyunwah davon. Einige waren vom Stein-schlag erwischt, andere von ihm niedergeworfen worden. Das Beben wurde schwächer, dann kam ein neuer Stoß, und unten schien die ganze Landschaft zu wogen. Dann erstarb die Bewegung.
    »Unger!« rief Tristal. »Einige Leute sollen den Wachenkreis überprüfen. Es könnte sein, daß die Iyunwah jetzt einen leichten Weg hier herauf haben.«
    »Oder wir einen hinunter.«
    »Oder das. Nachdem wir jetzt voll bewaffnet sind und sie eins auf die Nase bekommen haben, könnten wir vielleicht die Bucht erreichen und sie überqueren.«
    Unger und mehrere Männer gingen, um das Plateau der Klippe abzusuchen. Es maß einen vollen Viertelayas im Durchmesser, und Tristal rechnete nicht damit, daß sie bald zurückkommen würden.
    Während er wartete, fiel ihm auf, daß gegen Shagrock hin Rauch über den Hügel aufstieg.
    »Schau, Tingli! Die haben da drüben einige Schwierigkeiten.«
    »Aber niemand zieht ab.«
    »Noch nicht. Warte nur!«
    Bald verließen einige Iyunwahwachen auf Veranlassung von Boten, die über den Hügel kamen, ihre Posten. Und Unger kehrte zurück und berichtete, daß es auf der Nordseite, gegen die Bucht hin, einen recht einfachen Weg die Klippe hinunter gäbe.
    »Dann laufen wir los!« sagte Tristal.
    »Gelbhaar, keiner von uns hat soviel Kraft, daß er noch laufen könnte.«
    »Dann, eben kriechen. Wir kriechen los.«
    Jemand lachte. Sie gingen alle zum Wachenkreis im Norden, der jetzt nur noch ein schräger Geröllhaufen war. »Da möchte ich nicht drauf sein, wenn wieder ein Stoß kommt«, sagte Tristal. »Aber wir müssen es versuchen. Schaut! Einige von denen warten auf uns.
    Wir werden kämpfen müssen. Habt ihr eure Bogen?«
    Einige der Fischer schreckten vor dem Gedanken an einen neuerlichen Kampf zurück, aber keiner weigerte sich zu gehen. Als sie über das lose Geröll hin-unterstiegen, sahen sie, daß sich noch weitere Iyunwah sammelten. Die Flucht würde nicht einfacher werden. Aber plötzlich zeigte ihnen Tingli, daß das Wasser aus der Bucht hinausströmte. Zuerst langsam, dann schneller, überschritt es bald die Ebbemarke, zog sich immer weiter zurück und wurde durch die Zentralfahrrinne hinausgesaugt, es blieben nur noch weite Schlammflächen, in denen überall Fische zuck-ten.
    »Was ist das?«
    »Den Felsen hinauf! Schnell! Wieder den Felsen hinauf!« brüllte Unger und fuchtelte mit den Armen.
    »Welle. Große Welle. Schnell!«
    Unten schrien die sich sammelnden Iyunwah auf und wollten auf sie losstürmen. Tristal bildete eine Bogenschützenlinie und schickte die anderen auf den Felsen zurück. Ein ungleichmäßiger Pfeilhagel hielt die Angreifer zurück. Plötzlich drehte sich einer der Iyunwah zufällig um. Er begann verzweifelt zu schreien. Alle schauten hin und begannen, nach Osten zu laufen. Gleichzeitig hörte Tristal ein Don-nern und sah, wie eine unglaubliche Wand aus See-wasser die Bucht heraufstürzte, in das Sklavenlager rollte, sich sammelte und sich über die Nordseite der Klippe ergoß, während die Fischer in höchster Eile hinaufkletterten. Das Wasser erfaßte, hob und ver-nichtete die flüchtenden Iyunwah. Dann wurde es flacher, drehte sich und strömte zurück, es nahm Bäume, Palisadenteile, zwei zertrümmerte Boote und irgendwo unter der Oberfläche die ganze Belage-rungstruppe der Iyunwah mit sich.
    Tristal und die Fischer blieben ehrfürchtig schweigend noch eine Weile auf der Klippe. Dann sagte ein alter Mann: »Ich sehe ein paar gestrandete Fische, und ich habe Hunger.« Er machte sich daran, hinun-terzusteigen. Andere folgten ihm.
    »Was war das?« fragte Tristal.
    »Eine Seebebenwelle«, sagte der Alte. »Die kommen manchmal, wenn die Erde unter Wasser bebt.
    Manchmal erscheinen sie einfach aus dem Nichts.
    Wenn sich das Meer zurückzieht, muß man laufen.
    Wenn man draußen ist, beim Fischen, merkt man eigentlich gar nicht so richtig, daß sie vorbeikommen.
    Oft passiert das nicht. Ich habe es bisher zweimal erlebt.«
    Am nächsten Tag
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher